dasselbe, das war so vil, als appelliren (§ 6577 des 2ten th.).
Urteilen ist so vil, als ur und teilen (§ 6586 des 2ten th.), das ist: von grund aus zwischen den parteien eine entscheidung treffen. Daher haben wir verteilen, welches so vil ist: als condemnare, indem das wort verdammen, eigentlich für die geist- lichen gehöret.
§ 4964
Der gemeinste beweis war durch den eid, aufbei urtel, in- sonderheit zum beweise. das heilige evangelium, oder durch zeugen. Auch waren brifschaften in den folgenden zeiten gebräuch- lich. Beim eide mußten auch reliquien von heili- gen seyn.
§ 4965.
Das gottesurtel war auch gemein. Dahinvom gottesur- tel, und zu- schlüssen des urtels, auch der rechtskraft. gehöret der kampf, das glüende eisen, die nemung des heiligen abendmals, das sidende wasser; das bluten, wenn einer erschlagen war, und der leich- nam blutete, wenn der Täter herzu kam, Seyfart im gegenwärtigen state von Engelland s. 64 fgg. Der Keyßler, in den reisen, erzälet noch: daß ein prinz den andern in Savoyen ermordet hätte. Der bruder leugnete es; der herzog liß den täter zum getödteten bringen, und ihn anrüren. Er blutete; darauf liß ihn der herzog hinrichten. Ferner: die appellirung an das tal Josaphat, das looß, das zeichen des kreuzes; die foderung an den richterstul Gottes. Auf den beweis solgete das endurtel, wenn die rechtung nicht statt hat. Fil die sache den schöppen zu schwer; so gingen entweder die par- teien an den oberhof, oder die schöppen versendeten die acten an einen andern schöppenstul; daher die
verschi-
von der gerichtbarkeit ꝛc.
daſſelbe, das war ſo vil, als appelliren (§ 6577 des 2ten th.).
Urteilen iſt ſo vil, als ur und teilen (§ 6586 des 2ten th.), das iſt: von grund aus zwiſchen den parteien eine entſcheidung treffen. Daher haben wir verteilen, welches ſo vil iſt: als condemnare, indem das wort verdammen, eigentlich fuͤr die geiſt- lichen gehoͤret.
§ 4964
Der gemeinſte beweis war durch den eid, aufbei urtel, in- ſonderheit zum beweiſe. das heilige evangelium, oder durch zeugen. Auch waren brifſchaften in den folgenden zeiten gebraͤuch- lich. Beim eide mußten auch reliquien von heili- gen ſeyn.
§ 4965.
Das gottesurtel war auch gemein. Dahinvom gottesur- tel, und zu- ſchluͤſſen des urtels, auch der rechtskraft. gehoͤret der kampf, das gluͤende eiſen, die nemung des heiligen abendmals, das ſidende waſſer; das bluten, wenn einer erſchlagen war, und der leich- nam blutete, wenn der Taͤter herzu kam, Seyfart im gegenwaͤrtigen ſtate von Engelland ſ. 64 fgg. Der Keyßler, in den reiſen, erzaͤlet noch: daß ein prinz den andern in Savoyen ermordet haͤtte. Der bruder leugnete es; der herzog liß den taͤter zum getoͤdteten bringen, und ihn anruͤren. Er blutete; darauf liß ihn der herzog hinrichten. Ferner: die appellirung an das tal Joſaphat, das looß, das zeichen des kreuzes; die foderung an den richterſtul Gottes. Auf den beweis ſolgete das endurtel, wenn die rechtung nicht ſtatt hat. Fil die ſache den ſchoͤppen zu ſchwer; ſo gingen entweder die par- teien an den oberhof, oder die ſchoͤppen verſendeten die acten an einen andern ſchoͤppenſtul; daher die
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[1389/1413]
von der gerichtbarkeit ꝛc.
daſſelbe, das war ſo vil, als appelliren (§ 6577
des 2ten th.).
Urteilen iſt ſo vil, als ur und teilen (§ 6586
des 2ten th.), das iſt: von grund aus zwiſchen den
parteien eine entſcheidung treffen. Daher haben
wir verteilen, welches ſo vil iſt: als condemnare,
indem das wort verdammen, eigentlich fuͤr die geiſt-
lichen gehoͤret.
§ 4964
Der gemeinſte beweis war durch den eid, auf
das heilige evangelium, oder durch zeugen. Auch
waren brifſchaften in den folgenden zeiten gebraͤuch-
lich. Beim eide mußten auch reliquien von heili-
gen ſeyn.
bei urtel, in-
ſonderheit zum
beweiſe.
§ 4965.
Das gottesurtel war auch gemein. Dahin
gehoͤret der kampf, das gluͤende eiſen, die nemung
des heiligen abendmals, das ſidende waſſer; das
bluten, wenn einer erſchlagen war, und der leich-
nam blutete, wenn der Taͤter herzu kam, Seyfart
im gegenwaͤrtigen ſtate von Engelland ſ. 64 fgg.
Der Keyßler, in den reiſen, erzaͤlet noch: daß ein
prinz den andern in Savoyen ermordet haͤtte. Der
bruder leugnete es; der herzog liß den taͤter zum
getoͤdteten bringen, und ihn anruͤren. Er blutete;
darauf liß ihn der herzog hinrichten. Ferner: die
appellirung an das tal Joſaphat, das looß, das
zeichen des kreuzes; die foderung an den richterſtul
Gottes. Auf den beweis ſolgete das endurtel,
wenn die rechtung nicht ſtatt hat. Fil die ſache den
ſchoͤppen zu ſchwer; ſo gingen entweder die par-
teien an den oberhof, oder die ſchoͤppen verſendeten
die acten an einen andern ſchoͤppenſtul; daher die
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tel, und zu-
ſchluͤſſen des
urtels, auch
der rechtskraft.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1413>, abgerufen am 24.11.2024.
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