Ehedem hilten die kaiser in person gericht, nichtvom fürstenstu- le, grafenstule, kaiserstule. minder die fürsten, wie auch die grafen etc. Sie sassen auf einem erhabenen stule, sihe die abhande- lung de comitiis Hassiae prouincialibus, in electis iur. publ. Hassiaci. Die iura ducatus in comitati- bus machet nimanden zum herzogen, Freiherr von Senkenberg in der vorrede zum 4ten th. der samm- lung ungedruckter, und rarer schriften, § 2.
§ 4959
Dise bedenten so vil, als primores populi,die schöppen- schösser. (§ 6581 des 2ten th.). Jm Reiche spricht man schöpfen, schäffen, scheffen, schöffel. Jn Sach- sen aber heisset es: schöppen, auch scheppen. La- teinisch heissen sie scabiones, scephones, scawini, schabini. Das wort kömmt nicht her von schö- pfen, weilen sie das urtel fanden. Sie hissen sca- bini, oder schöffen, weil sie statuirten, decernir- ten. Der kaiser hisse der oberste gerichtsschöpfer, und saß öfters selbst im gerichte (§ 6020, § 6093 des 2ten th.), und zwar in der majestät: das ist, er hatte einen talar an. Er zeugete bei des Reichs hulde. Sie hissen richter (§ 4954 des 3ten th.); ihr ambt nennete man schöpfentum. Sie gaben schöpfenkunden. Der schöpfenmeister (magister scabinorum), ist so vil, als der richter, Haltaus sp. 1643 fgg.
§ 4960
Der schöppenstul ist ein collegium scabinorum,was der schö- pfeustut be- deutet? dergleichen noch zu Jena, Leipzig (§ 6591 des 2ten th.), Wittenberg, Halle, Burg, Steinfurt, Cas- sel, Minden, in Westphalen etc. ist (§ 6590 des 2ten th.). Billig soll ein solches collegium der teut- schen rechte erfaren seyn, wenn die juristenfacultae-
ten
R r r r 5
von der gerichtbarkeit ꝛc.
§ 4958
Ehedem hilten die kaiſer in perſon gericht, nichtvom fuͤrſtenſtu- le, grafenſtule, kaiſerſtule. minder die fuͤrſten, wie auch die grafen ꝛc. Sie ſaſſen auf einem erhabenen ſtule, ſihe die abhande- lung de comitiis Haſſiae prouincialibus, in electis iur. publ. Haſſiaci. Die iura ducatus in comitati- bus machet nimanden zum herzogen, Freiherr von Senkenberg in der vorrede zum 4ten th. der ſamm- lung ungedruckter, und rarer ſchriften, § 2.
§ 4959
Diſe bedenten ſo vil, als primores populi,die ſchoͤppen- ſchoͤſſer. (§ 6581 des 2ten th.). Jm Reiche ſpricht man ſchoͤpfen, ſchaͤffen, ſcheffen, ſchoͤffel. Jn Sach- ſen aber heiſſet es: ſchoͤppen, auch ſcheppen. La- teiniſch heiſſen ſie ſcabiones, ſcephones, ſcawini, ſchabini. Das wort koͤmmt nicht her von ſchoͤ- pfen, weilen ſie das urtel fanden. Sie hiſſen ſca- bini, oder ſchoͤffen, weil ſie ſtatuirten, decernir- ten. Der kaiſer hiſſe der oberſte gerichtsſchoͤpfer, und ſaß oͤfters ſelbſt im gerichte (§ 6020, § 6093 des 2ten th.), und zwar in der majeſtaͤt: das iſt, er hatte einen talar an. Er zeugete bei des Reichs hulde. Sie hiſſen richter (§ 4954 des 3ten th.); ihr ambt nennete man ſchoͤpfentum. Sie gaben ſchoͤpfenkunden. Der ſchoͤpfenmeiſter (magiſter ſcabinorum), iſt ſo vil, als der richter, Haltaus ſp. 1643 fgg.
§ 4960
Der ſchoͤppenſtul iſt ein collegium ſcabinorum,was der ſchoͤ- pfeuſtut be- deutet? dergleichen noch zu Jena, Leipzig (§ 6591 des 2ten th.), Wittenberg, Halle, Burg, Steinfurt, Caſ- ſel, Minden, in Weſtphalen ꝛc. iſt (§ 6590 des 2ten th.). Billig ſoll ein ſolches collegium der teut- ſchen rechte erfaren ſeyn, wenn die juriſtenfacultae-
ten
R r r r 5
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f1393"n="1369"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von der gerichtbarkeit ꝛc.</hi></fw><lb/><divn="2"><head>§ 4958</head><lb/><p>Ehedem hilten die kaiſer in perſon gericht, nicht<noteplace="right">vom fuͤrſtenſtu-<lb/>
le, grafenſtule,<lb/>
kaiſerſtule.</note><lb/>
minder die fuͤrſten, wie auch die grafen ꝛc. Sie<lb/>ſaſſen auf einem erhabenen ſtule, ſihe die abhande-<lb/>
lung <hirendition="#aq">de comitiis Haſſiae prouincialibus,</hi> in <hirendition="#aq">electis<lb/>
iur. publ. Haſſiaci.</hi> Die <hirendition="#aq">iura ducatus in comitati-<lb/>
bus</hi> machet nimanden zum herzogen, Freiherr <hirendition="#fr">von<lb/>
Senkenberg</hi> in der vorrede zum 4ten th. der ſamm-<lb/>
lung ungedruckter, und rarer ſchriften, § 2.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 4959</head><lb/><p>Diſe bedenten ſo vil, als <hirendition="#aq">primores populi,</hi><noteplace="right">die ſchoͤppen-<lb/>ſchoͤſſer.</note><lb/>
(§ 6581 des 2ten th.). Jm Reiche ſpricht man<lb/>ſchoͤpfen, ſchaͤffen, ſcheffen, ſchoͤffel. Jn Sach-<lb/>ſen aber heiſſet es: ſchoͤppen, auch ſcheppen. La-<lb/>
teiniſch heiſſen ſie <hirendition="#aq">ſcabiones, ſcephones, ſcawini,<lb/>ſchabini.</hi> Das wort koͤmmt nicht her von ſchoͤ-<lb/>
pfen, weilen ſie das urtel fanden. Sie hiſſen <hirendition="#aq">ſca-<lb/>
bini,</hi> oder ſchoͤffen, weil ſie ſtatuirten, decernir-<lb/>
ten. Der kaiſer hiſſe der oberſte gerichtsſchoͤpfer,<lb/>
und ſaß oͤfters ſelbſt im gerichte (§ 6020, § 6093<lb/>
des 2ten th.), und zwar in der majeſtaͤt: das iſt,<lb/>
er hatte einen talar an. Er zeugete bei des Reichs<lb/>
hulde. Sie hiſſen richter (§ 4954 des 3ten th.);<lb/>
ihr ambt nennete man ſchoͤpfentum. Sie gaben<lb/>ſchoͤpfenkunden. Der ſchoͤpfenmeiſter (<hirendition="#aq">magiſter<lb/>ſcabinorum</hi>), iſt ſo vil, als der richter, <hirendition="#fr">Haltaus</hi><lb/>ſp. 1643 fgg.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 4960</head><lb/><p>Der ſchoͤppenſtul iſt ein <hirendition="#aq">collegium ſcabinorum,</hi><noteplace="right">was der ſchoͤ-<lb/>
pfeuſtut be-<lb/>
deutet?</note><lb/>
dergleichen noch zu Jena, Leipzig (§ 6591 des 2ten<lb/>
th.), Wittenberg, Halle, Burg, Steinfurt, Caſ-<lb/>ſel, Minden, in Weſtphalen ꝛc. iſt (§ 6590 des 2ten<lb/>
th.). Billig ſoll ein ſolches collegium der teut-<lb/>ſchen rechte erfaren ſeyn, wenn die juriſtenfacultae-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">R r r r 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">ten</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1369/1393]
von der gerichtbarkeit ꝛc.
§ 4958
Ehedem hilten die kaiſer in perſon gericht, nicht
minder die fuͤrſten, wie auch die grafen ꝛc. Sie
ſaſſen auf einem erhabenen ſtule, ſihe die abhande-
lung de comitiis Haſſiae prouincialibus, in electis
iur. publ. Haſſiaci. Die iura ducatus in comitati-
bus machet nimanden zum herzogen, Freiherr von
Senkenberg in der vorrede zum 4ten th. der ſamm-
lung ungedruckter, und rarer ſchriften, § 2.
vom fuͤrſtenſtu-
le, grafenſtule,
kaiſerſtule.
§ 4959
Diſe bedenten ſo vil, als primores populi,
(§ 6581 des 2ten th.). Jm Reiche ſpricht man
ſchoͤpfen, ſchaͤffen, ſcheffen, ſchoͤffel. Jn Sach-
ſen aber heiſſet es: ſchoͤppen, auch ſcheppen. La-
teiniſch heiſſen ſie ſcabiones, ſcephones, ſcawini,
ſchabini. Das wort koͤmmt nicht her von ſchoͤ-
pfen, weilen ſie das urtel fanden. Sie hiſſen ſca-
bini, oder ſchoͤffen, weil ſie ſtatuirten, decernir-
ten. Der kaiſer hiſſe der oberſte gerichtsſchoͤpfer,
und ſaß oͤfters ſelbſt im gerichte (§ 6020, § 6093
des 2ten th.), und zwar in der majeſtaͤt: das iſt,
er hatte einen talar an. Er zeugete bei des Reichs
hulde. Sie hiſſen richter (§ 4954 des 3ten th.);
ihr ambt nennete man ſchoͤpfentum. Sie gaben
ſchoͤpfenkunden. Der ſchoͤpfenmeiſter (magiſter
ſcabinorum), iſt ſo vil, als der richter, Haltaus
ſp. 1643 fgg.
die ſchoͤppen-
ſchoͤſſer.
§ 4960
Der ſchoͤppenſtul iſt ein collegium ſcabinorum,
dergleichen noch zu Jena, Leipzig (§ 6591 des 2ten
th.), Wittenberg, Halle, Burg, Steinfurt, Caſ-
ſel, Minden, in Weſtphalen ꝛc. iſt (§ 6590 des 2ten
th.). Billig ſoll ein ſolches collegium der teut-
ſchen rechte erfaren ſeyn, wenn die juriſtenfacultae-
ten
was der ſchoͤ-
pfeuſtut be-
deutet?
R r r r 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1393>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.