Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

III buch, I haubtstück,
langten Elfaß. Kaiser Ferdinand II antwortete:
ein freies volk lisse sich nicht veräussern, Kheven-
hiller
th. 10 annal. s. 164. Als die grafen zu
Waldeck das land an Hessen zu lehn auftrugen,
erteileten die untertanen ire bewilligung dazu. Da
Johann Geörge II, kurfürst zu Sachsen, die
schriftsäßige ritterschaft in den ämbtern Weisen-
fels, und Freyberg an seinen bruder August, zu
Halle, abtrat, redete selbige darwider, und wur-
de nichts daraus.

Als Straßburg, Landau, u. s. w. an Frank-
reich abgetreten werden sollten, regeten sich selbige
darwider.

Ränke bei gedingen.

Oßman, Großsultan, eroberte 1326 Bursa,
in Bithynien, und versprach den Grichen den
freien abzug. Die kinder aber behilt er hernach,
in betracht dise ja nicht pacisciren könnten. Was
der Franzose chicanen heisset, das nennet der Teut-
sche ränke. Man sehe die Schmaußische betrugs-
histori der Franzosen.

Das versprechen eines gefangenen.

Dises gilt wegen seines eigentumes; keines-
weges aber über lehn-und stammgüter.

Das geding eines Bischoffes.

Das capitul zu Würzburg legete dem erwähl-
ten bischoffe, Friderich Carln, eine capitulation
vor; er beschwor sie. Das capitul zu Bamberg
tat dergleichen; der bischoff beschwor sie aber nicht.
Fraget es sich: ob die eidliche zusage gelte? Das
geistliche recht saget: nein. Johann Gottfried
von Guttenberg beschwor die capitulation zu Würz-

burg.

III buch, I haubtſtuͤck,
langten Elfaß. Kaiſer Ferdinand II antwortete:
ein freies volk liſſe ſich nicht veraͤuſſern, Kheven-
hiller
th. 10 annal. ſ. 164. Als die grafen zu
Waldeck das land an Heſſen zu lehn auftrugen,
erteileten die untertanen ire bewilligung dazu. Da
Johann Geoͤrge II, kurfuͤrſt zu Sachſen, die
ſchriftſaͤßige ritterſchaft in den aͤmbtern Weiſen-
fels, und Freyberg an ſeinen bruder Auguſt, zu
Halle, abtrat, redete ſelbige darwider, und wur-
de nichts daraus.

Als Straßburg, Landau, u. ſ. w. an Frank-
reich abgetreten werden ſollten, regeten ſich ſelbige
darwider.

Raͤnke bei gedingen.

Oßman, Großſultan, eroberte 1326 Burſa,
in Bithynien, und verſprach den Grichen den
freien abzug. Die kinder aber behilt er hernach,
in betracht diſe ja nicht paciſciren koͤnnten. Was
der Franzoſe chicanen heiſſet, das nennet der Teut-
ſche raͤnke. Man ſehe die Schmaußiſche betrugs-
hiſtori der Franzoſen.

Das verſprechen eines gefangenen.

Diſes gilt wegen ſeines eigentumes; keines-
weges aber uͤber lehn-und ſtammguͤter.

Das geding eines Biſchoffes.

Das capitul zu Wuͤrzburg legete dem erwaͤhl-
ten biſchoffe, Friderich Carln, eine capitulation
vor; er beſchwor ſie. Das capitul zu Bamberg
tat dergleichen; der biſchoff beſchwor ſie aber nicht.
Fraget es ſich: ob die eidliche zuſage gelte? Das
geiſtliche recht ſaget: nein. Johann Gottfried
von Guttenberg beſchwor die capitulation zu Wuͤrz-

burg.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1204" n="1180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi> buch, <hi rendition="#aq">I</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
langten Elfaß. Kai&#x017F;er Ferdinand <hi rendition="#aq">II</hi> antwortete:<lb/>
ein freies volk li&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich nicht vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern, <hi rendition="#fr">Kheven-<lb/>
hiller</hi> th. 10 <hi rendition="#aq">annal.</hi> &#x017F;. 164. Als die grafen zu<lb/>
Waldeck das land an He&#x017F;&#x017F;en zu lehn auftrugen,<lb/>
erteileten die untertanen ire bewilligung dazu. Da<lb/>
Johann Geo&#x0364;rge <hi rendition="#aq">II,</hi> kurfu&#x0364;r&#x017F;t zu Sach&#x017F;en, die<lb/>
&#x017F;chrift&#x017F;a&#x0364;ßige ritter&#x017F;chaft in den a&#x0364;mbtern Wei&#x017F;en-<lb/>
fels, und Freyberg an &#x017F;einen bruder Augu&#x017F;t, zu<lb/>
Halle, abtrat, redete &#x017F;elbige darwider, und wur-<lb/>
de nichts daraus.</p><lb/>
            <p>Als Straßburg, Landau, u. &#x017F;. w. an Frank-<lb/>
reich abgetreten werden &#x017F;ollten, regeten &#x017F;ich &#x017F;elbige<lb/>
darwider.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ra&#x0364;nke bei gedingen.</hi> </head><lb/>
            <p>Oßman, Groß&#x017F;ultan, eroberte 1326 Bur&#x017F;a,<lb/>
in Bithynien, und ver&#x017F;prach den Grichen den<lb/>
freien abzug. Die kinder aber behilt er hernach,<lb/>
in betracht di&#x017F;e ja nicht paci&#x017F;ciren ko&#x0364;nnten. Was<lb/>
der Franzo&#x017F;e chicanen hei&#x017F;&#x017F;et, das nennet der Teut-<lb/>
&#x017F;che ra&#x0364;nke. Man &#x017F;ehe die <hi rendition="#fr">Schmaußi&#x017F;che</hi> betrugs-<lb/>
hi&#x017F;tori der Franzo&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Das ver&#x017F;prechen eines gefangenen.</hi> </head><lb/>
            <p>Di&#x017F;es gilt wegen &#x017F;eines eigentumes; keines-<lb/>
weges aber u&#x0364;ber lehn-und &#x017F;tammgu&#x0364;ter.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Das geding eines Bi&#x017F;choffes.</hi> </head><lb/>
            <p>Das capitul zu Wu&#x0364;rzburg legete dem erwa&#x0364;hl-<lb/>
ten bi&#x017F;choffe, Friderich Carln, eine capitulation<lb/>
vor; er be&#x017F;chwor &#x017F;ie. Das capitul zu Bamberg<lb/>
tat dergleichen; der bi&#x017F;choff be&#x017F;chwor &#x017F;ie aber nicht.<lb/>
Fraget es &#x017F;ich: ob die eidliche zu&#x017F;age gelte? Das<lb/>
gei&#x017F;tliche recht &#x017F;aget: nein. Johann Gottfried<lb/>
von Guttenberg be&#x017F;chwor die capitulation zu Wu&#x0364;rz-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">burg.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1180/1204] III buch, I haubtſtuͤck, langten Elfaß. Kaiſer Ferdinand II antwortete: ein freies volk liſſe ſich nicht veraͤuſſern, Kheven- hiller th. 10 annal. ſ. 164. Als die grafen zu Waldeck das land an Heſſen zu lehn auftrugen, erteileten die untertanen ire bewilligung dazu. Da Johann Geoͤrge II, kurfuͤrſt zu Sachſen, die ſchriftſaͤßige ritterſchaft in den aͤmbtern Weiſen- fels, und Freyberg an ſeinen bruder Auguſt, zu Halle, abtrat, redete ſelbige darwider, und wur- de nichts daraus. Als Straßburg, Landau, u. ſ. w. an Frank- reich abgetreten werden ſollten, regeten ſich ſelbige darwider. Raͤnke bei gedingen. Oßman, Großſultan, eroberte 1326 Burſa, in Bithynien, und verſprach den Grichen den freien abzug. Die kinder aber behilt er hernach, in betracht diſe ja nicht paciſciren koͤnnten. Was der Franzoſe chicanen heiſſet, das nennet der Teut- ſche raͤnke. Man ſehe die Schmaußiſche betrugs- hiſtori der Franzoſen. Das verſprechen eines gefangenen. Diſes gilt wegen ſeines eigentumes; keines- weges aber uͤber lehn-und ſtammguͤter. Das geding eines Biſchoffes. Das capitul zu Wuͤrzburg legete dem erwaͤhl- ten biſchoffe, Friderich Carln, eine capitulation vor; er beſchwor ſie. Das capitul zu Bamberg tat dergleichen; der biſchoff beſchwor ſie aber nicht. Fraget es ſich: ob die eidliche zuſage gelte? Das geiſtliche recht ſaget: nein. Johann Gottfried von Guttenberg beſchwor die capitulation zu Wuͤrz- burg.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1204
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1204>, abgerufen am 03.12.2024.