feindschaft, verbitterung, rachbegirde, nicht al- lein bei dem richter; sondern auch bei andern per- sonen, welche in den rechten keine gute wirkungen haben; bevorab, wenn sie erweißlich gemachet werden können, Matth. Benj. Heringde inimici- tiis non imputandis, Rostock 1735, 4t, cap II, § 1, § 4, § 14, cap. III, § 4. Von disen sind die sogenannte poltrons zu unterscheiden, Frid. Bened. Carpzovde murcis, von poltrons, Witt. 1735, 4t.
§ 73
von der libe.
Die libe kömmt in den rechten in mancherlei betrachtung; jedoch öfterer, als ein laster, und vergehen bei jungen, und alten, richtern, und anderen personen, dann eine tugend vor. Jn je- nem falle hat sie, so bald der affect eintritt, mit der schwachsinnigkeit und narrheit eine verwandt- schaft, Benj. Carpzov in der pract. crim. P. II, qu, 61, und 59 fg., Joh. Ge. Simonde amo- re venenato, diss. XIII, praesid. acad. P. I, 566 fg., Christian Ulr. Grupende amoris illecebris, 1749, 4t, Jac. Fridr. Ludovician et quatenus affectus in foro hum. considerentur? und ist in den rechten nicht angenem; ob sie schon einiges zur milderung, und zum mitleiden zu bewirken vermag. Disem nach soll bei verwaltung der gerechtigkeit, und zur aufrechterhaltung des reinen, auch guten ge- wissens, nimand etwas zu libe, noch zu leid, we- der durch neid, noch aus haß, noch um einige gabe, und gewinstes halber, dem andern tun, oder unterlassen, oder die warheit hinterhalten, Joh. Frid. Schneiderde erim. gratiae, Halle 1704, 4t, cap. I, § 2 fg. Jnzwischen wird die rechtmässige libe gegen sich selbst, die seinigen, auch seinen nächsten, dadurch nicht aufgehoben, Joh.
Phil.
X haubtſt. von den rechten
feindſchaft, verbitterung, rachbegirde, nicht al- lein bei dem richter; ſondern auch bei andern per- ſonen, welche in den rechten keine gute wirkungen haben; bevorab, wenn ſie erweißlich gemachet werden koͤnnen, Matth. Benj. Heringde inimici- tiis non imputandis, Roſtock 1735, 4t, cap II, § 1, § 4, § 14, cap. III, § 4. Von diſen ſind die ſogenannte poltrons zu unterſcheiden, Frid. Bened. Carpzovde murcis, von poltrons, Witt. 1735, 4t.
§ 73
von der libe.
Die libe koͤmmt in den rechten in mancherlei betrachtung; jedoch oͤfterer, als ein laſter, und vergehen bei jungen, und alten, richtern, und anderen perſonen, dann eine tugend vor. Jn je- nem falle hat ſie, ſo bald der affect eintritt, mit der ſchwachſinnigkeit und narrheit eine verwandt- ſchaft, Benj. Carpzov in der pract. crim. P. II, qu, 61, und 59 fg., Joh. Ge. Simonde amo- re venenato, diſſ. XIII, praeſid. acad. P. I, 566 fg., Chriſtian Ulr. Grupende amoris illecebris, 1749, 4t, Jac. Fridr. Ludovician et quatenus affectus in foro hum. conſiderentur? und iſt in den rechten nicht angenem; ob ſie ſchon einiges zur milderung, und zum mitleiden zu bewirken vermag. Diſem nach ſoll bei verwaltung der gerechtigkeit, und zur aufrechterhaltung des reinen, auch guten ge- wiſſens, nimand etwas zu libe, noch zu leid, we- der durch neid, noch aus haß, noch um einige gabe, und gewinſtes halber, dem andern tun, oder unterlaſſen, oder die warheit hinterhalten, Joh. Frid. Schneiderde erim. gratiae, Halle 1704, 4t, cap. I, § 2 fg. Jnzwiſchen wird die rechtmaͤſſige libe gegen ſich ſelbſt, die ſeinigen, auch ſeinen naͤchſten, dadurch nicht aufgehoben, Joh.
Phil.
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X haubtſt. von den rechten
feindſchaft, verbitterung, rachbegirde, nicht al-
lein bei dem richter; ſondern auch bei andern per-
ſonen, welche in den rechten keine gute wirkungen
haben; bevorab, wenn ſie erweißlich gemachet
werden koͤnnen, Matth. Benj. Hering de inimici-
tiis non imputandis, Roſtock 1735, 4t, cap II,
§ 1, § 4, § 14, cap. III, § 4. Von diſen ſind
die ſogenannte poltrons zu unterſcheiden, Frid.
Bened. Carpzov de murcis, von poltrons, Witt.
1735, 4t.
§ 73
Die libe koͤmmt in den rechten in mancherlei
betrachtung; jedoch oͤfterer, als ein laſter, und
vergehen bei jungen, und alten, richtern, und
anderen perſonen, dann eine tugend vor. Jn je-
nem falle hat ſie, ſo bald der affect eintritt, mit
der ſchwachſinnigkeit und narrheit eine verwandt-
ſchaft, Benj. Carpzov in der pract. crim. P. II,
qu, 61, und 59 fg., Joh. Ge. Simon de amo-
re venenato, diſſ. XIII, praeſid. acad. P. I, 566 fg.,
Chriſtian Ulr. Grupen de amoris illecebris, 1749,
4t, Jac. Fridr. Ludovici an et quatenus affectus
in foro hum. conſiderentur? und iſt in den rechten
nicht angenem; ob ſie ſchon einiges zur milderung,
und zum mitleiden zu bewirken vermag. Diſem
nach ſoll bei verwaltung der gerechtigkeit, und
zur aufrechterhaltung des reinen, auch guten ge-
wiſſens, nimand etwas zu libe, noch zu leid, we-
der durch neid, noch aus haß, noch um einige
gabe, und gewinſtes halber, dem andern tun,
oder unterlaſſen, oder die warheit hinterhalten,
Joh. Frid. Schneider de erim. gratiae, Halle
1704, 4t, cap. I, § 2 fg. Jnzwiſchen wird die
rechtmaͤſſige libe gegen ſich ſelbſt, die ſeinigen, auch
ſeinen naͤchſten, dadurch nicht aufgehoben, Joh.
Phil.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/120>, abgerufen am 21.11.2024.
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