heredem transeunte &c. Erlangen 1744, th. 2 § 4, § 5 fg. Nach dem römischen rechte lautet dises ganz anders; gestalt in disem aller besiz facti ist, und von einer handelung abhänget; mithin muß er ergriffen, und sodann dargetan werden, Joh. Frid. Wahls 2 progr. 1) doctrina iuris rom. de posses- sione &c. 2) an statuto, lege vel consuetudine effi- ci &c. queat, vt sine corp. adprehensione possessio in heredem transeat &c. Goett. 1747, S. P. Gas- serde apprehensione possessionis Halle 1731. Nach den teutschen rechten ist dises nicht nötig; sondern sobald der Vasall, oder stammgutsbesizer todt ist; sobald kömmt der erbe, oder wenn diser ermangelt, und ein lehn ist, übergehet der besiz auf den lehnherrn. Jnzwischen ist nicht zu leug- nen, daß man in praxi sich vilfältig nach dem rö- mischen rechte richten wolle; jedoch sind noch über- bleibsel von dem teutschen saze in verschidenen teut- schen landen, z. e. im Cöllnischen, Magdeburgi- schen, Lüttichischen etc. anzutreffen; zudem muß man auch die theorie des teutschen rechts wissen. Nicht minder war der Teutschen saz gemein: der erbe leistet die handelungen des verstorbenen nicht; noch darf er über den ertrag der verlassenschaft be- schweret werden; folglich bezalete er nicht mehr; dafern er nicht darein gewilliget hatte, als wie die erbschaft ausmachete. Und diser saz gilt noch heu- te zu tage, besonders in Sachsen, wie ihn auch schon die Westgothen, und andere völker gehabt ha- ben. Disem nach, wenn ich ein verzeichniß ferti- ge, und solches eidlich bestärke; so darf ich mich in Sachsen um die rechtswohltat des inventariens nichts bekümmern; noch dergleichen feierlich er- richten (§ 3259 fgg. des 2ten th.) ob gleich das rö- mische recht darauf bestehet; wenn der erbe die schulden des erblassers nicht bezalen will. Und
wenn
II buch, LXXXV haubtſtuͤck,
heredem tranſeunte &c. Erlangen 1744, th. 2 § 4, § 5 fg. Nach dem roͤmiſchen rechte lautet diſes ganz anders; geſtalt in diſem aller beſiz facti iſt, und von einer handelung abhaͤnget; mithin muß er ergriffen, und ſodann dargetan werden, Joh. Frid. Wahls 2 progr. 1) doctrina iuris rom. de poſſeſ- ſione &c. 2) an ſtatuto, lege vel conſuetudine effi- ci &c. queat, vt ſine corp. adprehenſione poſſeſſio in heredem tranſeat &c. Goett. 1747, S. P. Gaſ- ſerde apprehenſione poſſeſſionis Halle 1731. Nach den teutſchen rechten iſt diſes nicht noͤtig; ſondern ſobald der Vaſall, oder ſtammgutsbeſizer todt iſt; ſobald koͤmmt der erbe, oder wenn diſer ermangelt, und ein lehn iſt, uͤbergehet der beſiz auf den lehnherrn. Jnzwiſchen iſt nicht zu leug- nen, daß man in praxi ſich vilfaͤltig nach dem roͤ- miſchen rechte richten wolle; jedoch ſind noch uͤber- bleibſel von dem teutſchen ſaze in verſchidenen teut- ſchen landen, z. e. im Coͤllniſchen, Magdeburgi- ſchen, Luͤttichiſchen ꝛc. anzutreffen; zudem muß man auch die theorie des teutſchen rechts wiſſen. Nicht minder war der Teutſchen ſaz gemein: der erbe leiſtet die handelungen des verſtorbenen nicht; noch darf er uͤber den ertrag der verlaſſenſchaft be- ſchweret werden; folglich bezalete er nicht mehr; dafern er nicht darein gewilliget hatte, als wie die erbſchaft ausmachete. Und diſer ſaz gilt noch heu- te zu tage, beſonders in Sachſen, wie ihn auch ſchon die Weſtgothen, und andere voͤlker gehabt ha- ben. Diſem nach, wenn ich ein verzeichniß ferti- ge, und ſolches eidlich beſtaͤrke; ſo darf ich mich in Sachſen um die rechtswohltat des inventariens nichts bekuͤmmern; noch dergleichen feierlich er- richten (§ 3259 fgg. des 2ten th.) ob gleich das roͤ- miſche recht darauf beſtehet; wenn der erbe die ſchulden des erblaſſers nicht bezalen will. Und
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II buch, LXXXV haubtſtuͤck,
heredem tranſeunte &c. Erlangen 1744, th. 2 §
4, § 5 fg. Nach dem roͤmiſchen rechte lautet diſes
ganz anders; geſtalt in diſem aller beſiz facti iſt,
und von einer handelung abhaͤnget; mithin muß er
ergriffen, und ſodann dargetan werden, Joh. Frid.
Wahls 2 progr. 1) doctrina iuris rom. de poſſeſ-
ſione &c. 2) an ſtatuto, lege vel conſuetudine effi-
ci &c. queat, vt ſine corp. adprehenſione poſſeſſio
in heredem tranſeat &c. Goett. 1747, S. P. Gaſ-
ſer de apprehenſione poſſeſſionis Halle 1731.
Nach den teutſchen rechten iſt diſes nicht noͤtig;
ſondern ſobald der Vaſall, oder ſtammgutsbeſizer
todt iſt; ſobald koͤmmt der erbe, oder wenn diſer
ermangelt, und ein lehn iſt, uͤbergehet der beſiz
auf den lehnherrn. Jnzwiſchen iſt nicht zu leug-
nen, daß man in praxi ſich vilfaͤltig nach dem roͤ-
miſchen rechte richten wolle; jedoch ſind noch uͤber-
bleibſel von dem teutſchen ſaze in verſchidenen teut-
ſchen landen, z. e. im Coͤllniſchen, Magdeburgi-
ſchen, Luͤttichiſchen ꝛc. anzutreffen; zudem muß
man auch die theorie des teutſchen rechts wiſſen.
Nicht minder war der Teutſchen ſaz gemein: der
erbe leiſtet die handelungen des verſtorbenen nicht;
noch darf er uͤber den ertrag der verlaſſenſchaft be-
ſchweret werden; folglich bezalete er nicht mehr;
dafern er nicht darein gewilliget hatte, als wie die
erbſchaft ausmachete. Und diſer ſaz gilt noch heu-
te zu tage, beſonders in Sachſen, wie ihn auch
ſchon die Weſtgothen, und andere voͤlker gehabt ha-
ben. Diſem nach, wenn ich ein verzeichniß ferti-
ge, und ſolches eidlich beſtaͤrke; ſo darf ich mich
in Sachſen um die rechtswohltat des inventariens
nichts bekuͤmmern; noch dergleichen feierlich er-
richten (§ 3259 fgg. des 2ten th.) ob gleich das roͤ-
miſche recht darauf beſtehet; wenn der erbe die
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1082. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1106>, abgerufen am 22.11.2024.
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