vile absäze, bevor einer mündig wurde, als wie die Römer, noch macheten sie dißfalls einen unter- schid zwischen den buben, und mädgen; sondern dise wurden überein betrachtet; wie man aus dem Tacitusde mor. Germ. cap. XX, und Julius Caesarde bello Gall. lib. VII, cap. 21, nicht un- deutlich abnemen kan; wie dann auch Kaiser Carl der Vte in der peinlichen halsgerichts-ordnung, art. 164, der minderjärigkeit halber keinen unter- schid zwischen denselben, in peinlichen fällen, ver- stattet hat; iedoch ist nicht in abrede zu stellen: daß befondere landesgesäze, und stadtrechte sich wohl finden, worin dißfalls ein unterscheid bemer- ket wird, sihe das repertorium iuris priuati, Jena 1753, gr. 4t, th. I, s. 181 fg. Fast ein jedes al- ter hat seine rechte und wirkungen in den rechten; es werden auch die verbindlichkeiten darnach er- messen. Das kind kan sich für seine person nicht verbindlich machen, noch gedinge, noch ein ehe- verlöbniß eingehen, noch einen tüchtigen zeugen abgeben, noch sonst über das seinige gebaren. Das bejarte alter hat bald seine vorzüge, bald seine vorteile, auch befreiungen. Das erstgeburts-recht, das seniorat, das majorat, der vorgang etc äussert sich aus dem alter, und bewirket besondere vor- teile, auch obligenheiten. Das recht des alters be- greiffet allso alles dasjenige unter sich, was in den gesäzen, auch gewonheiten, davon verordnet ist, Christoph Lud. Crellde iure aetatis, Leipz. 1724, 4t, § 9 fgg. Disemnach betrachten die rechte anders die kindheit, anders die buben- auch mägd- lein-jare, anders den jüngling, und die magd, oder jungfrau, den mann, und die frau, und an- ders das hohe alter, den alten mann, auch die alte frau, die alte mutter, J. C. Petersende po- tioribus aetatum priuilegiis Rost. 1721, 4t, And.
Flor.
VII h. vom zuſtande der Teutſchen
vile abſaͤze, bevor einer muͤndig wurde, als wie die Roͤmer, noch macheten ſie dißfalls einen unter- ſchid zwiſchen den buben, und maͤdgen; ſondern diſe wurden uͤberein betrachtet; wie man aus dem Tacitusde mor. Germ. cap. XX, und Julius Caeſarde bello Gall. lib. VII, cap. 21, nicht un- deutlich abnemen kan; wie dann auch Kaiſer Carl der Vte in der peinlichen halsgerichts-ordnung, art. 164, der minderjaͤrigkeit halber keinen unter- ſchid zwiſchen denſelben, in peinlichen faͤllen, ver- ſtattet hat; iedoch iſt nicht in abrede zu ſtellen: daß befondere landesgeſaͤze, und ſtadtrechte ſich wohl finden, worin dißfalls ein unterſcheid bemer- ket wird, ſihe das repertorium iuris priuati, Jena 1753, gr. 4t, th. I, ſ. 181 fg. Faſt ein jedes al- ter hat ſeine rechte und wirkungen in den rechten; es werden auch die verbindlichkeiten darnach er- meſſen. Das kind kan ſich fuͤr ſeine perſon nicht verbindlich machen, noch gedinge, noch ein ehe- verloͤbniß eingehen, noch einen tuͤchtigen zeugen abgeben, noch ſonſt uͤber das ſeinige gebaren. Das bejarte alter hat bald ſeine vorzuͤge, bald ſeine vorteile, auch befreiungen. Das erſtgeburts-recht, das ſeniorat, das majorat, der vorgang ꝛc aͤuſſert ſich aus dem alter, und bewirket beſondere vor- teile, auch obligenheiten. Das recht des alters be- greiffet allſo alles dasjenige unter ſich, was in den geſaͤzen, auch gewonheiten, davon verordnet iſt, Chriſtoph Lud. Crellde iure aetatis, Leipz. 1724, 4t, § 9 fgg. Diſemnach betrachten die rechte anders die kindheit, anders die buben- auch maͤgd- lein-jare, anders den juͤngling, und die magd, oder jungfrau, den mann, und die frau, und an- ders das hohe alter, den alten mann, auch die alte frau, die alte mutter, J. C. Peterſende po- tioribus aetatum priuilegiis Roſt. 1721, 4t, And.
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VII h. vom zuſtande der Teutſchen
vile abſaͤze, bevor einer muͤndig wurde, als wie die
Roͤmer, noch macheten ſie dißfalls einen unter-
ſchid zwiſchen den buben, und maͤdgen; ſondern
diſe wurden uͤberein betrachtet; wie man aus dem
Tacitus de mor. Germ. cap. XX, und Julius
Caeſar de bello Gall. lib. VII, cap. 21, nicht un-
deutlich abnemen kan; wie dann auch Kaiſer Carl
der Vte in der peinlichen halsgerichts-ordnung,
art. 164, der minderjaͤrigkeit halber keinen unter-
ſchid zwiſchen denſelben, in peinlichen faͤllen, ver-
ſtattet hat; iedoch iſt nicht in abrede zu ſtellen:
daß befondere landesgeſaͤze, und ſtadtrechte ſich
wohl finden, worin dißfalls ein unterſcheid bemer-
ket wird, ſihe das repertorium iuris priuati, Jena
1753, gr. 4t, th. I, ſ. 181 fg. Faſt ein jedes al-
ter hat ſeine rechte und wirkungen in den rechten;
es werden auch die verbindlichkeiten darnach er-
meſſen. Das kind kan ſich fuͤr ſeine perſon nicht
verbindlich machen, noch gedinge, noch ein ehe-
verloͤbniß eingehen, noch einen tuͤchtigen zeugen
abgeben, noch ſonſt uͤber das ſeinige gebaren. Das
bejarte alter hat bald ſeine vorzuͤge, bald ſeine
vorteile, auch befreiungen. Das erſtgeburts-recht,
das ſeniorat, das majorat, der vorgang ꝛc aͤuſſert
ſich aus dem alter, und bewirket beſondere vor-
teile, auch obligenheiten. Das recht des alters be-
greiffet allſo alles dasjenige unter ſich, was in den
geſaͤzen, auch gewonheiten, davon verordnet iſt,
Chriſtoph Lud. Crell de iure aetatis, Leipz. 1724,
4t, § 9 fgg. Diſemnach betrachten die rechte
anders die kindheit, anders die buben- auch maͤgd-
lein-jare, anders den juͤngling, und die magd,
oder jungfrau, den mann, und die frau, und an-
ders das hohe alter, den alten mann, auch die
alte frau, die alte mutter, J. C. Peterſen de po-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/110>, abgerufen am 24.11.2024.
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