Drei und sibenzigstes haubtstück von erb- und aftererbeinsezungen.
§ 2925
Von der nohtwendigen erbeinsezung weiß das teutsche testament nichts (§ 2905); in be-von der erbein- sezung. tracht die Teutfche die römische grundsäze nicht hatten, nämlich, daß der erbe die person des ver- storbenen fürstelle, noch daß nimand zum teile mit einem testamente, |und zum teile one dasselbe sterben könnte; vilmehr waren ire testamente nur seelen- geräte, stiftungen für ire seelen, auch für die freun- de, wie diser brauch als ein allgemeiner in der gan- zen christlichen kirche vom papste Alexander dem dritten cap. 10, X, de testam. bezeuget wird, und man damals nur nach der geistlichen weise, und nicht nach fürschrift der justinianischen rechte testi- rete, von Espen im iure eccles. P. III cap. 2, Nic. Steffensde testam. clerici Treuir. s. 18 fgg. § XI fg., mithin war keine erbeinsezung nötig; einfolg- lich sind dergleichen testamente nach den römischen rechten nicht zu beurteilen. Die testamente waren bei den Römern darum, daß einer ruhig sterben konnte, wenn er seinen gewissen erben hatte; disen wollten sie haben, damit der verstorbene auch nach seinem tode leben möchte. Woher das wort: here von herus, d. i. herr ersprosse; folglich sollte der tode erblasser noch in der person des erbens le- ben. Allein die Teutsche philosophireten, nach an- genommenem christentume allso gar nicht; sondern bekümmerten sich vor irem tode nur um den pfaf- fen, daß er sie aus dem fegefeuer bald befreien möchte. Weshalber sie für die stiftungen zu mil- den sachen sorgen mußten; um die erbeinsezung war er unbekümmert, Tresenreuter am ange- fürten orte, Gerh. Heinrich Lamprecht
de
II b., LXXIII h. von der erbeinſezung.
Drei und ſibenzigſtes haubtſtuͤck von erb- und aftererbeinſezungen.
§ 2925
Von der nohtwendigen erbeinſezung weiß das teutſche teſtament nichts (§ 2905); in be-von der erbein- ſezung. tracht die Teutfche die roͤmiſche grundſaͤze nicht hatten, naͤmlich, daß der erbe die perſon des ver- ſtorbenen fuͤrſtelle, noch daß nimand zum teile mit einem teſtamente, |und zum teile one daſſelbe ſterben koͤnnte; vilmehr waren ire teſtamente nur ſeelen- geraͤte, ſtiftungen fuͤr ire ſeelen, auch fuͤr die freun- de, wie diſer brauch als ein allgemeiner in der gan- zen chriſtlichen kirche vom papſte Alexander dem dritten cap. 10, X, de teſtam. bezeuget wird, und man damals nur nach der geiſtlichen weiſe, und nicht nach fuͤrſchrift der juſtinianiſchen rechte teſti- rete, von Espen im iure eccleſ. P. III cap. 2, Nic. Steffensde teſtam. clerici Treuir. ſ. 18 fgg. § XI fg., mithin war keine erbeinſezung noͤtig; einfolg- lich ſind dergleichen teſtamente nach den roͤmiſchen rechten nicht zu beurteilen. Die teſtamente waren bei den Roͤmern darum, daß einer ruhig ſterben konnte, wenn er ſeinen gewiſſen erben hatte; diſen wollten ſie haben, damit der verſtorbene auch nach ſeinem tode leben moͤchte. Woher das wort: here von herus, d. i. herr erſproſſe; folglich ſollte der tode erblaſſer noch in der perſon des erbens le- ben. Allein die Teutſche philoſophireten, nach an- genommenem chriſtentume allſo gar nicht; ſondern bekuͤmmerten ſich vor irem tode nur um den pfaf- fen, daß er ſie aus dem fegefeuer bald befreien moͤchte. Weshalber ſie fuͤr die ſtiftungen zu mil- den ſachen ſorgen mußten; um die erbeinſezung war er unbekuͤmmert, Treſenreuter am ange- fuͤrten orte, Gerh. Heinrich Lamprecht
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II b., LXXIII h. von der erbeinſezung.
Drei und ſibenzigſtes haubtſtuͤck
von erb- und aftererbeinſezungen.
§ 2925
Von der nohtwendigen erbeinſezung weiß das
teutſche teſtament nichts (§ 2905); in be-
tracht die Teutfche die roͤmiſche grundſaͤze nicht
hatten, naͤmlich, daß der erbe die perſon des ver-
ſtorbenen fuͤrſtelle, noch daß nimand zum teile mit
einem teſtamente, |und zum teile one daſſelbe ſterben
koͤnnte; vilmehr waren ire teſtamente nur ſeelen-
geraͤte, ſtiftungen fuͤr ire ſeelen, auch fuͤr die freun-
de, wie diſer brauch als ein allgemeiner in der gan-
zen chriſtlichen kirche vom papſte Alexander dem
dritten cap. 10, X, de teſtam. bezeuget wird, und
man damals nur nach der geiſtlichen weiſe, und
nicht nach fuͤrſchrift der juſtinianiſchen rechte teſti-
rete, von Espen im iure eccleſ. P. III cap. 2, Nic.
Steffens de teſtam. clerici Treuir. ſ. 18 fgg. § XI
fg., mithin war keine erbeinſezung noͤtig; einfolg-
lich ſind dergleichen teſtamente nach den roͤmiſchen
rechten nicht zu beurteilen. Die teſtamente waren
bei den Roͤmern darum, daß einer ruhig ſterben
konnte, wenn er ſeinen gewiſſen erben hatte; diſen
wollten ſie haben, damit der verſtorbene auch nach
ſeinem tode leben moͤchte. Woher das wort:
here von herus, d. i. herr erſproſſe; folglich ſollte
der tode erblaſſer noch in der perſon des erbens le-
ben. Allein die Teutſche philoſophireten, nach an-
genommenem chriſtentume allſo gar nicht; ſondern
bekuͤmmerten ſich vor irem tode nur um den pfaf-
fen, daß er ſie aus dem fegefeuer bald befreien
moͤchte. Weshalber ſie fuͤr die ſtiftungen zu mil-
den ſachen ſorgen mußten; um die erbeinſezung
war er unbekuͤmmert, Treſenreuter am ange-
fuͤrten orte, Gerh. Heinrich Lamprecht
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von der erbein-
ſezung.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1023. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1047>, abgerufen am 23.11.2024.
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