rückfoderung, nach vollendeter verjärung, vermöge derselben, abweisen kan; mithin sie eine ausrede verschaffet, Klock im cons. 6 n. 42, 132 fg. cons. 21 n. 59 vol. II; 2) daß eine gerichtlich überge- bene sache eher verjäret werde; als eine ausserge- richtlich überkommene sache; 3) sihet man auf den guten glauben, und rechtmässigen titel eben nicht (§ 2872); 4) in handelsstädten Hamburg, Lü- beck etc ist diselbe, zur gunst der handelschaft, kurz, z. e. ein jar etc (§ 2882 des 2ten th.), Riccius am a. o. cap. 4 § 1, cap 6. § 1 -- 5, cap. 7 § 2 -- 4, cap. 10. Die handelung leidet keine lange verjä- rungs-zeit. Das sprüchwort: hand muß hand wa- ren, findet ebenfalls dahir statt (§ 3968 des 2ten th.). 5) Wird auch merenteils ein unterschid zwischen den unbeweglichen, und beweglichen beobachtet; iedoch findet man auch einige alte teutsche gesäze und sta- tuten, worin dißfalls kein unterschid gemachet wird. Gehören aber die bewegliche sachen zu den unbe- weglichen, und befinden sich dabei; so bleibet es dißfalls bei der langen verjärung; in betracht die bewegliche sachen als zubehörungen angesehen wer- den. Ausserdem bemerket man auch teutsche sa- zungen, vermöge deren zur verjärung der bewegli- chen sachen drei jare erfodert werden. Disemnach ist es willkürlich: ob ein volk eine bewegliche, und unbewegliche sache zu einer, oder verschidener zeit verjären wollte. Weil aber der grad der verdun- kelung bei der beweglichen sache leichter ist; anbe- neben sie ehender, als eine unbewegliche sache ver- loren werden kan; mithin ist es vernünftiger: daß bei einer beweglichen sache eine kürzere zeit der ver- järung gesezet werde; und wenn dises ist, hat man auch grade der vergessenheit, und verdunkelung zu- zulassen, wie die praxis selbst lehret. Nach den Hadelischen landesrechten wird ein jar bei den be-
wegli-
II buch, LXVI haubtſtuͤck,
ruͤckfoderung, nach vollendeter verjaͤrung, vermoͤge derſelben, abweiſen kan; mithin ſie eine ausrede verſchaffet, Klock im conſ. 6 n. 42, 132 fg. conſ. 21 n. 59 vol. II; 2) daß eine gerichtlich uͤberge- bene ſache eher verjaͤret werde; als eine auſſerge- richtlich uͤberkommene ſache; 3) ſihet man auf den guten glauben, und rechtmaͤſſigen titel eben nicht (§ 2872); 4) in handelsſtaͤdten Hamburg, Luͤ- beck ꝛc iſt diſelbe, zur gunſt der handelſchaft, kurz, z. e. ein jar ꝛc (§ 2882 des 2ten th.), Riccius am a. o. cap. 4 § 1, cap 6. § 1 — 5, cap. 7 § 2 — 4, cap. 10. Die handelung leidet keine lange verjaͤ- rungs-zeit. Das ſpruͤchwort: hand muß hand wa- ren, findet ebenfalls dahir ſtatt (§ 3968 des 2ten th.). 5) Wird auch merenteils ein unterſchid zwiſchen den unbeweglichen, und beweglichen beobachtet; iedoch findet man auch einige alte teutſche geſaͤze und ſta- tuten, worin dißfalls kein unterſchid gemachet wird. Gehoͤren aber die bewegliche ſachen zu den unbe- weglichen, und befinden ſich dabei; ſo bleibet es dißfalls bei der langen verjaͤrung; in betracht die bewegliche ſachen als zubehoͤrungen angeſehen wer- den. Auſſerdem bemerket man auch teutſche ſa- zungen, vermoͤge deren zur verjaͤrung der bewegli- chen ſachen drei jare erfodert werden. Diſemnach iſt es willkuͤrlich: ob ein volk eine bewegliche, und unbewegliche ſache zu einer, oder verſchidener zeit verjaͤren wollte. Weil aber der grad der verdun- kelung bei der beweglichen ſache leichter iſt; anbe- neben ſie ehender, als eine unbewegliche ſache ver- loren werden kan; mithin iſt es vernuͤnftiger: daß bei einer beweglichen ſache eine kuͤrzere zeit der ver- jaͤrung geſezet werde; und wenn diſes iſt, hat man auch grade der vergeſſenheit, und verdunkelung zu- zulaſſen, wie die praxis ſelbſt lehret. Nach den Hadeliſchen landesrechten wird ein jar bei den be-
wegli-
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II buch, LXVI haubtſtuͤck,
ruͤckfoderung, nach vollendeter verjaͤrung, vermoͤge
derſelben, abweiſen kan; mithin ſie eine ausrede
verſchaffet, Klock im conſ. 6 n. 42, 132 fg. conſ.
21 n. 59 vol. II; 2) daß eine gerichtlich uͤberge-
bene ſache eher verjaͤret werde; als eine auſſerge-
richtlich uͤberkommene ſache; 3) ſihet man auf den
guten glauben, und rechtmaͤſſigen titel eben nicht
(§ 2872); 4) in handelsſtaͤdten Hamburg, Luͤ-
beck ꝛc iſt diſelbe, zur gunſt der handelſchaft, kurz,
z. e. ein jar ꝛc (§ 2882 des 2ten th.), Riccius am
a. o. cap. 4 § 1, cap 6. § 1 — 5, cap. 7 § 2 — 4,
cap. 10. Die handelung leidet keine lange verjaͤ-
rungs-zeit. Das ſpruͤchwort: hand muß hand wa-
ren, findet ebenfalls dahir ſtatt (§ 3968 des 2ten th.).
5) Wird auch merenteils ein unterſchid zwiſchen den
unbeweglichen, und beweglichen beobachtet; iedoch
findet man auch einige alte teutſche geſaͤze und ſta-
tuten, worin dißfalls kein unterſchid gemachet wird.
Gehoͤren aber die bewegliche ſachen zu den unbe-
weglichen, und befinden ſich dabei; ſo bleibet es
dißfalls bei der langen verjaͤrung; in betracht die
bewegliche ſachen als zubehoͤrungen angeſehen wer-
den. Auſſerdem bemerket man auch teutſche ſa-
zungen, vermoͤge deren zur verjaͤrung der bewegli-
chen ſachen drei jare erfodert werden. Diſemnach
iſt es willkuͤrlich: ob ein volk eine bewegliche, und
unbewegliche ſache zu einer, oder verſchidener zeit
verjaͤren wollte. Weil aber der grad der verdun-
kelung bei der beweglichen ſache leichter iſt; anbe-
neben ſie ehender, als eine unbewegliche ſache ver-
loren werden kan; mithin iſt es vernuͤnftiger: daß
bei einer beweglichen ſache eine kuͤrzere zeit der ver-
jaͤrung geſezet werde; und wenn diſes iſt, hat man
auch grade der vergeſſenheit, und verdunkelung zu-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 988. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1012>, abgerufen am 23.11.2024.
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