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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXIIII haubtstück vom pachten,
wird, nicht allein mit einer nachdrücklichen und har-
ten gelt-strafe beleget, sondern auch nach befinden
der neuen hintergangenen herrschaft, oder dem
brod-herrn zu ersezung des dadurch erlittenen scha-
dens angehalten werden. F. H. Casselische
gesinde-ordnung § 4.

Vom mihten der jüden einiger christen
zu den dinsten auf iren sabbat, oder
schabbas, auch iren dinstboten
und pachten.
§ 4694

Es ist eine bekannte sache, daß die jüden an irem
sabbat nicht das geringste arbeiten, angreifen, und
weder feuer anmachen, noch essen vom feuer abne-
men, noch licht anzünden etc. Einige tragen beden-
ken: ir am schabbes in brand geratenes haus zu
löschen, Schudts jüdischer merkwürdigkeiten VItes
buch cap. 34 § 7 s. 262. Ein jüde der zu Hal-
berstadt ins heimliche gemach gefallen war, wollte
sich nicht herauszihen lassen. Der bischoff befahl,
daß es sich auf den sonntag eben so wenig schicke;
des endes der jüde bis den montag im winkel behar-
ren muste, Schudt am a. o. § 9 s. 264, Müllers
annales Saxon. aufs jar 1513 s. 67, Lenz in der
stifts- und landes-historie von Magdeburg s. 467.
Daher sie sich an den orten, wo sie des landes-
schuzes genüßen, des dinstes armer christlicher wei-
bes-personen bedinen, welche sie schabbes-gojim,
sabbats-mägte heissen, immaßen dise ihnen sotane
häusliche und andre geringe arbeit an solchem tage
verrichten. Dises hat die frage unter den christ-
lichen gottes- und rechts-gelehrten veranlasset: ob
eine christliche oberkeit den jüden mit gutem gewis-

sen

LXIIII haubtſtuͤck vom pachten,
wird, nicht allein mit einer nachdruͤcklichen und har-
ten gelt-ſtrafe beleget, ſondern auch nach befinden
der neuen hintergangenen herrſchaft, oder dem
brod-herrn zu erſezung des dadurch erlittenen ſcha-
dens angehalten werden. F. H. Caſſeliſche
geſinde-ordnung § 4.

Vom mihten der juͤden einiger chriſten
zu den dinſten auf iren ſabbat, oder
ſchabbas, auch iren dinſtboten
und pachten.
§ 4694

Es iſt eine bekannte ſache, daß die juͤden an irem
ſabbat nicht das geringſte arbeiten, angreifen, und
weder feuer anmachen, noch eſſen vom feuer abne-
men, noch licht anzuͤnden ꝛc. Einige tragen beden-
ken: ir am ſchabbes in brand geratenes haus zu
loͤſchen, Schudts juͤdiſcher merkwuͤrdigkeiten VItes
buch cap. 34 § 7 ſ. 262. Ein juͤde der zu Hal-
berſtadt ins heimliche gemach gefallen war, wollte
ſich nicht herauszihen laſſen. Der biſchoff befahl,
daß es ſich auf den ſonntag eben ſo wenig ſchicke;
des endes der juͤde bis den montag im winkel behar-
ren muſte, Schudt am a. o. § 9 ſ. 264, Muͤllers
annales Saxon. aufs jar 1513 ſ. 67, Lenz in der
ſtifts- und landes-hiſtorie von Magdeburg ſ. 467.
Daher ſie ſich an den orten, wo ſie des landes-
ſchuzes genuͤßen, des dinſtes armer chriſtlicher wei-
bes-perſonen bedinen, welche ſie ſchabbes-gojim,
ſabbats-maͤgte heiſſen, immaßen diſe ihnen ſotane
haͤusliche und andre geringe arbeit an ſolchem tage
verrichten. Diſes hat die frage unter den chriſt-
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[734/0782] LXIIII haubtſtuͤck vom pachten, wird, nicht allein mit einer nachdruͤcklichen und har- ten gelt-ſtrafe beleget, ſondern auch nach befinden der neuen hintergangenen herrſchaft, oder dem brod-herrn zu erſezung des dadurch erlittenen ſcha- dens angehalten werden. F. H. Caſſeliſche geſinde-ordnung § 4. Vom mihten der juͤden einiger chriſten zu den dinſten auf iren ſabbat, oder ſchabbas, auch iren dinſtboten und pachten. § 4694 Es iſt eine bekannte ſache, daß die juͤden an irem ſabbat nicht das geringſte arbeiten, angreifen, und weder feuer anmachen, noch eſſen vom feuer abne- men, noch licht anzuͤnden ꝛc. Einige tragen beden- ken: ir am ſchabbes in brand geratenes haus zu loͤſchen, Schudts juͤdiſcher merkwuͤrdigkeiten VItes buch cap. 34 § 7 ſ. 262. Ein juͤde der zu Hal- berſtadt ins heimliche gemach gefallen war, wollte ſich nicht herauszihen laſſen. Der biſchoff befahl, daß es ſich auf den ſonntag eben ſo wenig ſchicke; des endes der juͤde bis den montag im winkel behar- ren muſte, Schudt am a. o. § 9 ſ. 264, Muͤllers annales Saxon. aufs jar 1513 ſ. 67, Lenz in der ſtifts- und landes-hiſtorie von Magdeburg ſ. 467. Daher ſie ſich an den orten, wo ſie des landes- ſchuzes genuͤßen, des dinſtes armer chriſtlicher wei- bes-perſonen bedinen, welche ſie ſchabbes-gojim, ſabbats-maͤgte heiſſen, immaßen diſe ihnen ſotane haͤusliche und andre geringe arbeit an ſolchem tage verrichten. Diſes hat die frage unter den chriſt- lichen gottes- und rechts-gelehrten veranlaſſet: ob eine chriſtliche oberkeit den juͤden mit gutem gewiſ- ſen

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/782>, abgerufen am 16.07.2024.