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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXIIII haubtstück vom pachten,
vermanungen sich unterwerfen und folgen, sich ei-
nes ehrbaren wandels befleißigen, männiglich
freundlich und höflich sich bezeigen, seinen lehrmei-
ster und übrigen fürgesezten gehorsam, auch ehrer-
bitung bezeigen, wenn er verschickt wird, nicht über
die zeit ausbleiben, die geschäfte treulich verrich-
ten, im kaufen und verkaufen sorgfältig seyn, das ge-
lösete gelt verwahren, das geborgte und verborgte
anmerken, und gehörig eintragen etc.

§ 4631
des lehrmei-
sters pflich-
ten,

Der lehrmeister ist dargegen schuldig: die ver-
dingte person getreulich und ehrlich zu unterweisen,
zu lernen, wonung und tisch nebst gezimender libe
selbiger, nach der genommenen abrede, angedeien
zu lassen, väterlich für sie zu sorgen, und nach aus-
gestandener treuen lehre selbiger auf ire kosten ei-
nen förmlichen lehr-brif ausfertigen zu lassen,
Wehner in den obseru. pract. unter dem worte:
auslernen, Adrian Beier im tyrone opificiario
cap. VIIII th. 7 fg., Rudinger cent. I obs. 46
und cent. II obs. 92. Der böse gebrauch nimmt
sich zwar die züchtigung des meisters, oder lehr-
prinzens über den lehr-jungen heraus. Aber one
grund. Auch ist es unerlaubt, daß die lehr-jungen
zu häuslichen und mägte-dinsten, holz-hauen, kin-
der-warten, kehren, wasser-holen, vermeintlich an-
gestrenget werden. Weiln dadurch nur stümper
erzogen werden, indem die jungen nichts aus der
lehre bringen, noch fassen; so muß die policei der-
gleichen mißbräuche ernstlich verbihten und bestrafen.

§ 4632
was der lehr-
junge zu ver-
güten hat?

Wenn die verdingte person sich in den lehr-
jaren mit stelen, oder andern untaten ungebürlich
hält, etwas verwarloset, schaden zufüget, oder vor
dem ausgange der gesezten zeit one erlaubniß und

one

LXIIII haubtſtuͤck vom pachten,
vermanungen ſich unterwerfen und folgen, ſich ei-
nes ehrbaren wandels befleißigen, maͤnniglich
freundlich und hoͤflich ſich bezeigen, ſeinen lehrmei-
ſter und uͤbrigen fuͤrgeſezten gehorſam, auch ehrer-
bitung bezeigen, wenn er verſchickt wird, nicht uͤber
die zeit ausbleiben, die geſchaͤfte treulich verrich-
ten, im kaufen und verkaufen ſorgfaͤltig ſeyn, das ge-
loͤſete gelt verwahren, das geborgte und verborgte
anmerken, und gehoͤrig eintragen ꝛc.

§ 4631
des lehrmei-
ſters pflich-
ten,

Der lehrmeiſter iſt dargegen ſchuldig: die ver-
dingte perſon getreulich und ehrlich zu unterweiſen,
zu lernen, wonung und tiſch nebſt gezimender libe
ſelbiger, nach der genommenen abrede, angedeien
zu laſſen, vaͤterlich fuͤr ſie zu ſorgen, und nach aus-
geſtandener treuen lehre ſelbiger auf ire koſten ei-
nen foͤrmlichen lehr-brif ausfertigen zu laſſen,
Wehner in den obſeru. pract. unter dem worte:
auslernen, Adrian Beier im tyrone opificiario
cap. VIIII th. 7 fg., Rudinger cent. I obſ. 46
und cent. II obſ. 92. Der boͤſe gebrauch nimmt
ſich zwar die zuͤchtigung des meiſters, oder lehr-
prinzens uͤber den lehr-jungen heraus. Aber one
grund. Auch iſt es unerlaubt, daß die lehr-jungen
zu haͤuslichen und maͤgte-dinſten, holz-hauen, kin-
der-warten, kehren, waſſer-holen, vermeintlich an-
geſtrenget werden. Weiln dadurch nur ſtuͤmper
erzogen werden, indem die jungen nichts aus der
lehre bringen, noch faſſen; ſo muß die policei der-
gleichen mißbraͤuche ernſtlich verbihten und beſtrafen.

§ 4632
was der lehr-
junge zu ver-
guͤten hat?

Wenn die verdingte perſon ſich in den lehr-
jaren mit ſtelen, oder andern untaten ungebuͤrlich
haͤlt, etwas verwarloſet, ſchaden zufuͤget, oder vor
dem ausgange der geſezten zeit one erlaubniß und

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[714/0762] LXIIII haubtſtuͤck vom pachten, vermanungen ſich unterwerfen und folgen, ſich ei- nes ehrbaren wandels befleißigen, maͤnniglich freundlich und hoͤflich ſich bezeigen, ſeinen lehrmei- ſter und uͤbrigen fuͤrgeſezten gehorſam, auch ehrer- bitung bezeigen, wenn er verſchickt wird, nicht uͤber die zeit ausbleiben, die geſchaͤfte treulich verrich- ten, im kaufen und verkaufen ſorgfaͤltig ſeyn, das ge- loͤſete gelt verwahren, das geborgte und verborgte anmerken, und gehoͤrig eintragen ꝛc. § 4631 Der lehrmeiſter iſt dargegen ſchuldig: die ver- dingte perſon getreulich und ehrlich zu unterweiſen, zu lernen, wonung und tiſch nebſt gezimender libe ſelbiger, nach der genommenen abrede, angedeien zu laſſen, vaͤterlich fuͤr ſie zu ſorgen, und nach aus- geſtandener treuen lehre ſelbiger auf ire koſten ei- nen foͤrmlichen lehr-brif ausfertigen zu laſſen, Wehner in den obſeru. pract. unter dem worte: auslernen, Adrian Beier im tyrone opificiario cap. VIIII th. 7 fg., Rudinger cent. I obſ. 46 und cent. II obſ. 92. Der boͤſe gebrauch nimmt ſich zwar die zuͤchtigung des meiſters, oder lehr- prinzens uͤber den lehr-jungen heraus. Aber one grund. Auch iſt es unerlaubt, daß die lehr-jungen zu haͤuslichen und maͤgte-dinſten, holz-hauen, kin- der-warten, kehren, waſſer-holen, vermeintlich an- geſtrenget werden. Weiln dadurch nur ſtuͤmper erzogen werden, indem die jungen nichts aus der lehre bringen, noch faſſen; ſo muß die policei der- gleichen mißbraͤuche ernſtlich verbihten und beſtrafen. § 4632 Wenn die verdingte perſon ſich in den lehr- jaren mit ſtelen, oder andern untaten ungebuͤrlich haͤlt, etwas verwarloſet, ſchaden zufuͤget, oder vor dem ausgange der geſezten zeit one erlaubniß und one

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/762>, abgerufen am 23.11.2024.