den erblasser entleibet hatte, konnte weder ein testa- ments-erbe seyn, noch als nächster erben.
§ 3616
Die Teutschen fürbilder hatten öfters eine ähn-Die Teut- schen fürbil- der hatten- öfters eine ähnlichkeit mit der zu übergeben- den sache. lichkeit mit der zu übergebenden sache, z. e. bei der übergabe eines ackers wurde ein erdschollen überrei- chet etc. Herr K. G. A. Ludewig Martin Kahle de natura et indole inuestiturae per birettum, in opusculis minoribus, T. I s. 277 fgg.
Zwei und zwanzigstes haubtstück vom leihen, lehnen, anlehn, darlehn.
§ 3617
D[i]e Teutschen haben einen mangel an solchen wör-leihen, leh- nen haben mancher lei bedeatun- gen. tern, wodurch sie das mutuum vom commadato behörig unterscheiden können. Man brauchet zwar für commodare die redensart: leihen oder lehnen, folglich wird der commodans leiher, und der commo- datarius derjenige genennet, welcher etwas borget, oder entlehnet hat; allein es werden dise redensarten auch bei den mutuis öfters angewendet, gestalt man gleichfalls saget: gelt-leihen, darleihen, borgen etc. Sihe den legem Wisigothorum cap. VIII - VIIII in des Georgischcorp. iuris Germ. s. 2002 s. 2003, Dreyers sammlung vermischter abhandelungen II s. 921 fgg., (20). Disemnach findet man in den alten Teutschen gesäzen öfters, daß zwene nach den Römischen rechten ganz unterschidene contracte ver- mischet, und in eines gezogen, darnebst deren schranken weiter ausgedenet, als selbige in den Römischen rechten gesezet worden seynd, Dreyer am a. o. s. 911 fg. Daher man aus dem fürsaze der handelnden das mutuum und commodatum schlüßen muß, Joh. Peter von Ludewigdisser.
iuris
der Teutſchen bei iren handelungen.
den erblaſſer entleibet hatte, konnte weder ein teſta- ments-erbe ſeyn, noch als naͤchſter erben.
§ 3616
Die Teutſchen fuͤrbilder hatten oͤfters eine aͤhn-Die Teut- ſchen fuͤrbil- der hatten- oͤfters eine aͤhnlichkeit mit der zu uͤbergeben- den ſache. lichkeit mit der zu uͤbergebenden ſache, z. e. bei der uͤbergabe eines ackers wurde ein erdſchollen uͤberrei- chet ꝛc. Herr K. G. A. Ludewig Martin Kahle de natura et indole inueſtiturae per birettum, in opuſculis minoribus, T. I ſ. 277 fgg.
Zwei und zwanzigſtes haubtſtuͤck vom leihen, lehnen, anlehn, darlehn.
§ 3617
D[i]e Teutſchen haben einen mangel an ſolchen woͤr-leihen, leh- nen haben mancher lei bedeatun- gen. tern, wodurch ſie das mutuum vom commadato behoͤrig unterſcheiden koͤnnen. Man brauchet zwar fuͤr commodare die redensart: leihen oder lehnen, folglich wird der commodans leiher, und der commo- datarius derjenige genennet, welcher etwas borget, oder entlehnet hat; allein es werden diſe redensarten auch bei den mutuis oͤfters angewendet, geſtalt man gleichfalls ſaget: gelt-leihen, darleihen, borgen ꝛc. Sihe den legem Wiſigothorum cap. VIII ‒ VIIII in des Georgiſchcorp. iuris Germ. ſ. 2002 ſ. 2003, Dreyers ſammlung vermiſchter abhandelungen II ſ. 921 fgg., (20). Diſemnach findet man in den alten Teutſchen geſaͤzen oͤfters, daß zwene nach den Roͤmiſchen rechten ganz unterſchidene contracte ver- miſchet, und in eines gezogen, darnebſt deren ſchranken weiter ausgedenet, als ſelbige in den Roͤmiſchen rechten geſezet worden ſeynd, Dreyer am a. o. ſ. 911 fg. Daher man aus dem fuͤrſaze der handelnden das mutuum und commodatum ſchluͤßen muß, Joh. Peter von Ludewigdiſſer.
iuris
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der Teutſchen bei iren handelungen.
den erblaſſer entleibet hatte, konnte weder ein teſta-
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§ 3616
Die Teutſchen fuͤrbilder hatten oͤfters eine aͤhn-
lichkeit mit der zu uͤbergebenden ſache, z. e. bei der
uͤbergabe eines ackers wurde ein erdſchollen uͤberrei-
chet ꝛc. Herr K. G. A. Ludewig Martin Kahle
de natura et indole inueſtiturae per birettum, in
opuſculis minoribus, T. I ſ. 277 fgg.
Die Teut-
ſchen fuͤrbil-
der hatten-
oͤfters eine
aͤhnlichkeit
mit der zu
uͤbergeben-
den ſache.
Zwei und zwanzigſtes haubtſtuͤck
vom leihen, lehnen, anlehn, darlehn.
§ 3617
Die Teutſchen haben einen mangel an ſolchen woͤr-
tern, wodurch ſie das mutuum vom commadato
behoͤrig unterſcheiden koͤnnen. Man brauchet zwar
fuͤr commodare die redensart: leihen oder lehnen,
folglich wird der commodans leiher, und der commo-
datarius derjenige genennet, welcher etwas borget,
oder entlehnet hat; allein es werden diſe redensarten
auch bei den mutuis oͤfters angewendet, geſtalt man
gleichfalls ſaget: gelt-leihen, darleihen, borgen ꝛc.
Sihe den legem Wiſigothorum cap. VIII ‒ VIIII
in des Georgiſch corp. iuris Germ. ſ. 2002 ſ. 2003,
Dreyers ſammlung vermiſchter abhandelungen II
ſ. 921 fgg., (20). Diſemnach findet man in den
alten Teutſchen geſaͤzen oͤfters, daß zwene nach den
Roͤmiſchen rechten ganz unterſchidene contracte ver-
miſchet, und in eines gezogen, darnebſt deren
ſchranken weiter ausgedenet, als ſelbige in den
Roͤmiſchen rechten geſezet worden ſeynd, Dreyer
am a. o. ſ. 911 fg. Daher man aus dem fuͤrſaze
der handelnden das mutuum und commodatum
ſchluͤßen muß, Joh. Peter von Ludewig diſſer.
iuris
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nen haben
mancher lei
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/381>, abgerufen am 22.11.2024.
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