Zehntes haubtstück von der vorbereitung (präoccupation).
§ 3536
Jn dem gemeinen leben, wofern sie ohne betrug unternommen wird, ist solche erlaubet; da hingegen darf der richter nicht heimlich gestellet wer- den, sondern diß mag durch die ausfürung seiner gerechtsame (deduction und species facti) beschehen, R. A. 1654 § 96, das übrige davon hat der fürstli- che B. Durlachische H. R. herr Preuschende litigantium studio iudicis omniumque animos prae- occupandi, Marburg 1752, 4t. gezeiget.
Eilftes haubtstück von der verstellung und dem schein-handel.
§ 3537
was der schein- handel, ver- stellung, für- wand heißet.
Wenn die innerliche handelung mit der äußerli- chen nicht übereinstimmet, so entstehet ein schein-handel (simulatio). Wo aber die innerliche und äußerliche handelungen verborgen werden, da eräuget sich eine verstellung (dissimulatio). Die verbergung meines fürhabens nennet man den für- wand, (prätext).
§ 3538
wenn der scheinhandel verboten,
Wo zum nachteile eines andern der betrug mit unterläufet; allda ist der scheinhandel verboten, von Coccejide simulatione s. 1436-1456 t. I der exercitat.
§ 3539
oder erlau- bet ist?
Dafern man einen nur etwas weißmachet, um den guten endzweck zu erhalten, so ist ein dolus
bonus
X haubtſt. von der vorbereitung.
Zehntes haubtſtuͤck von der vorbereitung (praͤoccupation).
§ 3536
Jn dem gemeinen leben, wofern ſie ohne betrug unternommen wird, iſt ſolche erlaubet; da hingegen darf der richter nicht heimlich geſtellet wer- den, ſondern diß mag durch die ausfuͤrung ſeiner gerechtſame (deduction und ſpecies facti) beſchehen, R. A. 1654 § 96, das uͤbrige davon hat der fuͤrſtli- che B. Durlachiſche H. R. herr Preuſchende litigantium ſtudio iudicis omniumque animos præ- occupandi, Marburg 1752, 4t. gezeiget.
Eilftes haubtſtuͤck von der verſtellung und dem ſchein-handel.
§ 3537
was der ſchein- handel, ver- ſtellung, fuͤr- wand heißet.
Wenn die innerliche handelung mit der aͤußerli- chen nicht uͤbereinſtimmet, ſo entſtehet ein ſchein-handel (ſimulatio). Wo aber die innerliche und aͤußerliche handelungen verborgen werden, da eraͤuget ſich eine verſtellung (diſſimulatio). Die verbergung meines fuͤrhabens nennet man den fuͤr- wand, (praͤtext).
§ 3538
wenn der ſcheinhandel verboten,
Wo zum nachteile eines andern der betrug mit unterlaͤufet; allda iſt der ſcheinhandel verboten, von Coccejide ſimulatione ſ. 1436-1456 t. I der exercitat.
§ 3539
oder erlau- bet iſt?
Dafern man einen nur etwas weißmachet, um den guten endzweck zu erhalten, ſo iſt ein dolus
bonus
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X haubtſt. von der vorbereitung.
Zehntes haubtſtuͤck
von der vorbereitung
(praͤoccupation).
§ 3536
Jn dem gemeinen leben, wofern ſie ohne betrug
unternommen wird, iſt ſolche erlaubet; da
hingegen darf der richter nicht heimlich geſtellet wer-
den, ſondern diß mag durch die ausfuͤrung ſeiner
gerechtſame (deduction und ſpecies facti) beſchehen,
R. A. 1654 § 96, das uͤbrige davon hat der fuͤrſtli-
che B. Durlachiſche H. R. herr Preuſchen de
litigantium ſtudio iudicis omniumque animos præ-
occupandi, Marburg 1752, 4t. gezeiget.
Eilftes haubtſtuͤck
von der verſtellung und dem
ſchein-handel.
§ 3537
Wenn die innerliche handelung mit der aͤußerli-
chen nicht uͤbereinſtimmet, ſo entſtehet ein
ſchein-handel (ſimulatio). Wo aber die innerliche
und aͤußerliche handelungen verborgen werden, da
eraͤuget ſich eine verſtellung (diſſimulatio). Die
verbergung meines fuͤrhabens nennet man den fuͤr-
wand, (praͤtext).
§ 3538
Wo zum nachteile eines andern der betrug mit
unterlaͤufet; allda iſt der ſcheinhandel verboten, von
Cocceji de ſimulatione ſ. 1436-1456 t. I der exercitat.
§ 3539
Dafern man einen nur etwas weißmachet, um
den guten endzweck zu erhalten, ſo iſt ein dolus
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/356>, abgerufen am 22.11.2024.
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