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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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I haubtst. von den gedingen.
§ 3496

Zu einem geding wird eine ernstliche verpflich-ehren-worte
binden nicht.

tung erfodert (§ 3483). Dann ehrenworte binden
nicht, z. e. getreuer, gehorsamer, untertäniger etc.
machen mich zu des andern vasallen und untertanen
keinesweges, weiln man saget: titel kosten kein
gelt, Hert lib. I paroem. 10, Pistorius am a. o.
cent. III par. 71, Schoepfer de verbis honoris,
cap. 6, Joh. Frid. Wahls progr. de eo, quod
proprie in receptione casuum fortuitorum pactitia
probandum sit,
Göttingen 1752 s. 8.

§ 3497

Darnebst wird zu einem geding erfodert: daßwie das ge-
ding berich-
tiget wird?

der andre mein versprechen angenommen habe,
folglich muß das geding durch die gehelung berich-
tiget worden seyn, Jmhofs disp. annon omnes
contractus secundum vsum fori Germanici sint con-
sensuales.
Derohalben ist die Verbreitung und die
übergabe hirzu ordentlicher weise nicht nötig, wenn
es die gewonheiten, oder gesäze, auch das geding
nicht besonders erfodern, von Pistorius in amoe-
nitat. iur. III
s. 815.

§. 3498

Die einwilligung bei einem gedinge kan auf ver-wie die ein-
willigung ab-
genommen
werden kan?

schidene weise an tag gegeben, sowohl abgenom-
men werden, nämlich teils aus den klaren worten,
schriften, brifen, urkunden, aus den handelungen,
aus dem stillschweigen, oder sie wird vermöge des
gesäzes vermutet, Wahls prolus. de conuentione,
quae fit silentio.

§ 3499

Die giltigen gedinge, sie mögen namen haben, wiedie giltigen
gedinge kön-
nen einseitig
nicht aufge-
hoben wer-
den.

sie wollen, und über die erstgeburt, fideicommisse,
erb-verbrüderungen etc. oder über andre geschäfte ge-
stiftet worden seyn, können einseitiger weise nicht auf-
gehoben werden, August Hofmann P. I consil. III
s. 90 fgg.

Zwey-
T 4
I haubtſt. von den gedingen.
§ 3496

Zu einem geding wird eine ernſtliche verpflich-ehren-worte
binden nicht.

tung erfodert (§ 3483). Dann ehrenworte binden
nicht, z. e. getreuer, gehorſamer, untertaͤniger ꝛc.
machen mich zu des andern vaſallen und untertanen
keinesweges, weiln man ſaget: titel koſten kein
gelt, Hert lib. I paroem. 10, Piſtorius am a. o.
cent. III par. 71, Schoepfer de verbis honoris,
cap. 6, Joh. Frid. Wahls progr. de eo, quod
proprie in receptione caſuum fortuitorum pactitia
probandum ſit,
Goͤttingen 1752 ſ. 8.

§ 3497

Darnebſt wird zu einem geding erfodert: daßwie das ge-
ding berich-
tiget wird?

der andre mein verſprechen angenommen habe,
folglich muß das geding durch die gehelung berich-
tiget worden ſeyn, Jmhofs diſp. annon omnes
contractus ſecundum vſum fori Germanici ſint con-
ſenſuales.
Derohalben iſt die Verbreitung und die
uͤbergabe hirzu ordentlicher weiſe nicht noͤtig, wenn
es die gewonheiten, oder geſaͤze, auch das geding
nicht beſonders erfodern, von Piſtorius in amoe-
nitat. iur. III
ſ. 815.

§. 3498

Die einwilligung bei einem gedinge kan auf ver-wie die ein-
willigung ab-
genommen
werden kan?

ſchidene weiſe an tag gegeben, ſowohl abgenom-
men werden, naͤmlich teils aus den klaren worten,
ſchriften, brifen, urkunden, aus den handelungen,
aus dem ſtillſchweigen, oder ſie wird vermoͤge des
geſaͤzes vermutet, Wahls proluſ. de conuentione,
quæ fit ſilentio.

§ 3499

Die giltigen gedinge, ſie moͤgen namen haben, wiedie giltigen
gedinge koͤn-
nen einſeitig
nicht aufge-
hoben wer-
den.

ſie wollen, und uͤber die erſtgeburt, fideicommiſſe,
erb-verbruͤderungen ꝛc. oder uͤber andre geſchaͤfte ge-
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ſ. 90 fgg.

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[295/0343] I haubtſt. von den gedingen. § 3496 Zu einem geding wird eine ernſtliche verpflich- tung erfodert (§ 3483). Dann ehrenworte binden nicht, z. e. getreuer, gehorſamer, untertaͤniger ꝛc. machen mich zu des andern vaſallen und untertanen keinesweges, weiln man ſaget: titel koſten kein gelt, Hert lib. I paroem. 10, Piſtorius am a. o. cent. III par. 71, Schoepfer de verbis honoris, cap. 6, Joh. Frid. Wahls progr. de eo, quod proprie in receptione caſuum fortuitorum pactitia probandum ſit, Goͤttingen 1752 ſ. 8. ehren-worte binden nicht. § 3497 Darnebſt wird zu einem geding erfodert: daß der andre mein verſprechen angenommen habe, folglich muß das geding durch die gehelung berich- tiget worden ſeyn, Jmhofs diſp. annon omnes contractus ſecundum vſum fori Germanici ſint con- ſenſuales. Derohalben iſt die Verbreitung und die uͤbergabe hirzu ordentlicher weiſe nicht noͤtig, wenn es die gewonheiten, oder geſaͤze, auch das geding nicht beſonders erfodern, von Piſtorius in amoe- nitat. iur. III ſ. 815. wie das ge- ding berich- tiget wird? §. 3498 Die einwilligung bei einem gedinge kan auf ver- ſchidene weiſe an tag gegeben, ſowohl abgenom- men werden, naͤmlich teils aus den klaren worten, ſchriften, brifen, urkunden, aus den handelungen, aus dem ſtillſchweigen, oder ſie wird vermoͤge des geſaͤzes vermutet, Wahls proluſ. de conuentione, quæ fit ſilentio. wie die ein- willigung ab- genommen werden kan? § 3499 Die giltigen gedinge, ſie moͤgen namen haben, wie ſie wollen, und uͤber die erſtgeburt, fideicommiſſe, erb-verbruͤderungen ꝛc. oder uͤber andre geſchaͤfte ge- ſtiftet worden ſeyn, koͤnnen einſeitiger weiſe nicht auf- gehoben werden, Auguſt Hofmann P. I conſil. III ſ. 90 fgg. die giltigen gedinge koͤn- nen einſeitig nicht aufge- hoben wer- den. Zwey- T 4

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/343>, abgerufen am 18.05.2024.