Daher rühmten sich die Frisen beim Tacitusderen beob- achtung XIII, annal. 54, mit recht: nullos mortalium armis aut fide ante Germanos esse. Derohalben saget man von den Teutschen: schlecht und recht. Ein wort muß so gut seyn, als brif und sigel. Der hand- schlag so gut als eid. Die versicherung bei dem barte war heilig. Es hise: zusagen und halten, stehet wohl bei jungen und alten.
§ 3488
Es ist demnach das geding kein spilwerk.war den Teutschen heilig. Der Teutsche hält nichts vom sprüchworte: "es "muß ein schlechles wort seyn, das sich nicht reden "und schreiben lässet," oder, "es ist nimand ein "sclav seiner worte," sondern geding gilt so vil, als eine stipulation, so gar, wenn ich einem, z. e. 100 rthlr. zu lehnen verspreche, muß ich dises hal- ten, wenn der andre darauf klaget. Also ist es auch mit den kauf- und andern contracten.
§ 3489
Jch kan daher aus dem gedinge klagen. Esman kan darauf kla- gen, es hat dabei keine reue statt. hat auch keine reue statt, wie bei den Römern in contractibus innominatis, sondern der Teutsche spricht: getauscht, ist getauscht.
§ 3490
Daß man aber aus dem gedinge klagen könne, rüret nicht aus dem geistlichen rechte, wie Hert Vol. I s. 405 bezeuget, auch nicht aus dem Römi- schen, wie Leysersp. 39 med. 5 will, her; vilmehr kömmt dises aus der Teutschen hochachtung auf sein versprechen, weil er nicht leiden konnte, wenn man sagte: versprechen ist edelmännisch, halten ist bäurisch, Lerch von Dürmstein Reichs-ritterl. adels herkommen, II grunds. n. 168.
§ 3491
T 3
I haubtſt. von den gedingen.
§ 3487
Daher ruͤhmten ſich die Friſen beim Tacitusderen beob- achtung XIII, annal. 54, mit recht: nullos mortalium armis aut fide ante Germanos eſſe. Derohalben ſaget man von den Teutſchen: ſchlecht und recht. Ein wort muß ſo gut ſeyn, als brif und ſigel. Der hand- ſchlag ſo gut als eid. Die verſicherung bei dem barte war heilig. Es hiſe: zuſagen und halten, ſtehet wohl bei jungen und alten.
§ 3488
Es iſt demnach das geding kein ſpilwerk.war den Teutſchen heilig. Der Teutſche haͤlt nichts vom ſpruͤchworte: „es „muß ein ſchlechles wort ſeyn, das ſich nicht reden „und ſchreiben laͤſſet,„ oder, „es iſt nimand ein „ſclav ſeiner worte,„ ſondern geding gilt ſo vil, als eine ſtipulation, ſo gar, wenn ich einem, z. e. 100 rthlr. zu lehnen verſpreche, muß ich diſes hal- ten, wenn der andre darauf klaget. Alſo iſt es auch mit den kauf- und andern contracten.
§ 3489
Jch kan daher aus dem gedinge klagen. Esman kan darauf kla- gen, es hat dabei keine reue ſtatt. hat auch keine reue ſtatt, wie bei den Roͤmern in contractibus innominatis, ſondern der Teutſche ſpricht: getauſcht, iſt getauſcht.
§ 3490
Daß man aber aus dem gedinge klagen koͤnne, ruͤret nicht aus dem geiſtlichen rechte, wie Hert Vol. I ſ. 405 bezeuget, auch nicht aus dem Roͤmi- ſchen, wie Leyſerſp. 39 med. 5 will, her; vilmehr koͤmmt diſes aus der Teutſchen hochachtung auf ſein verſprechen, weil er nicht leiden konnte, wenn man ſagte: verſprechen iſt edelmaͤnniſch, halten iſt baͤuriſch, Lerch von Duͤrmſtein Reichs-ritterl. adels herkommen, II grundſ. n. 168.
§ 3491
T 3
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I haubtſt. von den gedingen.
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Daher ruͤhmten ſich die Friſen beim Tacitus
XIII, annal. 54, mit recht: nullos mortalium armis
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man von den Teutſchen: ſchlecht und recht. Ein
wort muß ſo gut ſeyn, als brif und ſigel. Der hand-
ſchlag ſo gut als eid. Die verſicherung bei dem
barte war heilig. Es hiſe: zuſagen und halten,
ſtehet wohl bei jungen und alten.
deren beob-
achtung
§ 3488
Es iſt demnach das geding kein ſpilwerk.
Der Teutſche haͤlt nichts vom ſpruͤchworte: „es
„muß ein ſchlechles wort ſeyn, das ſich nicht reden
„und ſchreiben laͤſſet,„ oder, „es iſt nimand ein
„ſclav ſeiner worte,„ ſondern geding gilt ſo vil,
als eine ſtipulation, ſo gar, wenn ich einem, z. e.
100 rthlr. zu lehnen verſpreche, muß ich diſes hal-
ten, wenn der andre darauf klaget. Alſo iſt es
auch mit den kauf- und andern contracten.
war den
Teutſchen
heilig.
§ 3489
Jch kan daher aus dem gedinge klagen. Es
hat auch keine reue ſtatt, wie bei den Roͤmern in
contractibus innominatis, ſondern der Teutſche
ſpricht: getauſcht, iſt getauſcht.
man kan
darauf kla-
gen, es hat
dabei keine
reue ſtatt.
§ 3490
Daß man aber aus dem gedinge klagen koͤnne,
ruͤret nicht aus dem geiſtlichen rechte, wie Hert
Vol. I ſ. 405 bezeuget, auch nicht aus dem Roͤmi-
ſchen, wie Leyſer ſp. 39 med. 5 will, her; vilmehr
koͤmmt diſes aus der Teutſchen hochachtung auf
ſein verſprechen, weil er nicht leiden konnte, wenn
man ſagte: verſprechen iſt edelmaͤnniſch, halten iſt
baͤuriſch, Lerch von Duͤrmſtein Reichs-ritterl.
adels herkommen, II grundſ. n. 168.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/341>, abgerufen am 22.11.2024.
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