Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite
LXXXXIIII haubtst. von dem
§ 3228
wenn der le-
dige anfall
sich eräuget?

Dabei ist die schwereste frage: wenn der ledi-
ge anfall sich eräuge? Es ist wohl am besten, daß
solcher deutlich in der verzicht ausgedrücket werde.
Daher die verzicht Amelien Elisabeten zu Hessen,
aus dem gräflichen hause Hanau-Minzenberg, ein
muster eines verzichts ist. Sie stehet in den actis
Hanoviensibus. Disemnach war es in der Ha-
nauischen sache vergeblich vom ledigen anfalle streit-
fragen zu erregen, in betracht die verzicht ausdrück-
lich blos auf den manns-stamm ginge, und sie oder
ire erben die lande haben sollten. Daher der lezte
besizer aus dem manns-stamme die lande und
stamm-güter auf seine töchter wider den vorbehal-
tenen rückfall nicht bringen konnte, acta Hanou. T.
III
s. 91.

§ 3229
der rückfall
beschihet,
wenn gleich
in der ver-
zicht solcher
nicht vorbe-
halten ist.

Wenn vom ledigen anfalle schon in der verzicht
nichts stehet, träget sichs doch auf dem rücken nach,
daß zur zeit des falles, die erbschaft wieder zurück
fället. Weshalber auch demjenigen, welchem der
rückfall zustehet, wider einen dritten, der die güter
in besiz hat, oder nimmet, die revocatoria zustehen,
Mosers einleitung zum Reichs-hofrats-proceß
cap. II § 102 s. 166 fg.

§ 3230
das rückfalls-
recht im Jü-
lichischen und
Bergischen.

Die im drucke ligenden streit-händel wegen des
schlosses und der unterherrlichkeit Broich, oder
Bruch, an der Ruhr, im Bergischen, erwänen des
devolutar-erbens. Nämlich die Jülichische und
Bergische rechts-ordnung und reformation cap.
LXXXXIIII will, daß so bald der vater, oder die
mutter zur andern ehe vorschreiten, den kindern
erster ehe das eigentum der väterlichen, oder müt-
terlichen habseligkeit zufalle, und dem überlebenden

ehe-
LXXXXIIII haubtſt. von dem
§ 3228
wenn der le-
dige anfall
ſich eraͤuget?

Dabei iſt die ſchwereſte frage: wenn der ledi-
ge anfall ſich eraͤuge? Es iſt wohl am beſten, daß
ſolcher deutlich in der verzicht ausgedruͤcket werde.
Daher die verzicht Amelien Eliſabeten zu Heſſen,
aus dem graͤflichen hauſe Hanau-Minzenberg, ein
muſter eines verzichts iſt. Sie ſtehet in den actis
Hanovienſibus. Diſemnach war es in der Ha-
nauiſchen ſache vergeblich vom ledigen anfalle ſtreit-
fragen zu erregen, in betracht die verzicht ausdruͤck-
lich blos auf den manns-ſtamm ginge, und ſie oder
ire erben die lande haben ſollten. Daher der lezte
beſizer aus dem manns-ſtamme die lande und
ſtamm-guͤter auf ſeine toͤchter wider den vorbehal-
tenen ruͤckfall nicht bringen konnte, acta Hanou. T.
III
ſ. 91.

§ 3229
der ruͤckfall
beſchihet,
wenn gleich
in der ver-
zicht ſolcher
nicht vorbe-
halten iſt.

Wenn vom ledigen anfalle ſchon in der verzicht
nichts ſtehet, traͤget ſichs doch auf dem ruͤcken nach,
daß zur zeit des falles, die erbſchaft wieder zuruͤck
faͤllet. Weshalber auch demjenigen, welchem der
ruͤckfall zuſtehet, wider einen dritten, der die guͤter
in beſiz hat, oder nimmet, die revocatoria zuſtehen,
Moſers einleitung zum Reichs-hofrats-proceß
cap. II § 102 ſ. 166 fg.

§ 3230
das ruͤckfalls-
recht im Juͤ-
lichiſchen und
Bergiſchen.

Die im drucke ligenden ſtreit-haͤndel wegen des
ſchloſſes und der unterherrlichkeit Broich, oder
Bruch, an der Ruhr, im Bergiſchen, erwaͤnen des
devolutar-erbens. Naͤmlich die Juͤlichiſche und
Bergiſche rechts-ordnung und reformation cap.
LXXXXIIII will, daß ſo bald der vater, oder die
mutter zur andern ehe vorſchreiten, den kindern
erſter ehe das eigentum der vaͤterlichen, oder muͤt-
terlichen habſeligkeit zufalle, und dem uͤberlebenden

ehe-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0216" n="166"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXXXXIIII</hi> haubt&#x017F;t. von dem</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3228</head><lb/>
            <note place="left">wenn der le-<lb/>
dige anfall<lb/>
&#x017F;ich era&#x0364;uget?</note>
            <p>Dabei i&#x017F;t die &#x017F;chwere&#x017F;te frage: wenn der ledi-<lb/>
ge anfall &#x017F;ich era&#x0364;uge? Es i&#x017F;t wohl am be&#x017F;ten, daß<lb/>
&#x017F;olcher deutlich in der verzicht ausgedru&#x0364;cket werde.<lb/>
Daher die verzicht Amelien Eli&#x017F;abeten zu He&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
aus dem gra&#x0364;flichen hau&#x017F;e Hanau-Minzenberg, ein<lb/>
mu&#x017F;ter eines verzichts i&#x017F;t. Sie &#x017F;tehet in den actis<lb/>
Hanovien&#x017F;ibus. Di&#x017F;emnach war es in der Ha-<lb/>
naui&#x017F;chen &#x017F;ache vergeblich vom ledigen anfalle &#x017F;treit-<lb/>
fragen zu erregen, in betracht die verzicht ausdru&#x0364;ck-<lb/>
lich blos auf den manns-&#x017F;tamm ginge, und &#x017F;ie oder<lb/>
ire erben die lande haben &#x017F;ollten. Daher der lezte<lb/>
be&#x017F;izer aus dem manns-&#x017F;tamme die lande und<lb/>
&#x017F;tamm-gu&#x0364;ter auf &#x017F;eine to&#x0364;chter wider den vorbehal-<lb/>
tenen ru&#x0364;ckfall nicht bringen konnte, <hi rendition="#aq">acta Hanou. T.<lb/>
III</hi> &#x017F;. 91.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3229</head><lb/>
            <note place="left">der ru&#x0364;ckfall<lb/>
be&#x017F;chihet,<lb/>
wenn gleich<lb/>
in der ver-<lb/>
zicht &#x017F;olcher<lb/>
nicht vorbe-<lb/>
halten i&#x017F;t.</note>
            <p>Wenn vom ledigen anfalle &#x017F;chon in der verzicht<lb/>
nichts &#x017F;tehet, tra&#x0364;get &#x017F;ichs doch auf dem ru&#x0364;cken nach,<lb/>
daß zur zeit des falles, die erb&#x017F;chaft wieder zuru&#x0364;ck<lb/>
fa&#x0364;llet. Weshalber auch demjenigen, welchem der<lb/>
ru&#x0364;ckfall zu&#x017F;tehet, wider einen dritten, der die gu&#x0364;ter<lb/>
in be&#x017F;iz hat, oder nimmet, die revocatoria zu&#x017F;tehen,<lb/><hi rendition="#fr">Mo&#x017F;ers</hi> einleitung zum Reichs-hofrats-proceß<lb/>
cap. <hi rendition="#aq">II</hi> § 102 &#x017F;. 166 fg.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3230</head><lb/>
            <note place="left">das ru&#x0364;ckfalls-<lb/>
recht im Ju&#x0364;-<lb/>
lichi&#x017F;chen und<lb/>
Bergi&#x017F;chen.</note>
            <p>Die im drucke ligenden &#x017F;treit-ha&#x0364;ndel wegen des<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;es und der unterherrlichkeit Broich, oder<lb/>
Bruch, an der Ruhr, im Bergi&#x017F;chen, erwa&#x0364;nen des<lb/>
devolutar-erbens. Na&#x0364;mlich die Ju&#x0364;lichi&#x017F;che und<lb/>
Bergi&#x017F;che rechts-ordnung und reformation cap.<lb/><hi rendition="#aq">LXXXXIIII</hi> will, daß &#x017F;o bald der vater, oder die<lb/>
mutter zur andern ehe vor&#x017F;chreiten, den kindern<lb/>
er&#x017F;ter ehe das eigentum der va&#x0364;terlichen, oder mu&#x0364;t-<lb/>
terlichen hab&#x017F;eligkeit zufalle, und dem u&#x0364;berlebenden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ehe-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0216] LXXXXIIII haubtſt. von dem § 3228 Dabei iſt die ſchwereſte frage: wenn der ledi- ge anfall ſich eraͤuge? Es iſt wohl am beſten, daß ſolcher deutlich in der verzicht ausgedruͤcket werde. Daher die verzicht Amelien Eliſabeten zu Heſſen, aus dem graͤflichen hauſe Hanau-Minzenberg, ein muſter eines verzichts iſt. Sie ſtehet in den actis Hanovienſibus. Diſemnach war es in der Ha- nauiſchen ſache vergeblich vom ledigen anfalle ſtreit- fragen zu erregen, in betracht die verzicht ausdruͤck- lich blos auf den manns-ſtamm ginge, und ſie oder ire erben die lande haben ſollten. Daher der lezte beſizer aus dem manns-ſtamme die lande und ſtamm-guͤter auf ſeine toͤchter wider den vorbehal- tenen ruͤckfall nicht bringen konnte, acta Hanou. T. III ſ. 91. § 3229 Wenn vom ledigen anfalle ſchon in der verzicht nichts ſtehet, traͤget ſichs doch auf dem ruͤcken nach, daß zur zeit des falles, die erbſchaft wieder zuruͤck faͤllet. Weshalber auch demjenigen, welchem der ruͤckfall zuſtehet, wider einen dritten, der die guͤter in beſiz hat, oder nimmet, die revocatoria zuſtehen, Moſers einleitung zum Reichs-hofrats-proceß cap. II § 102 ſ. 166 fg. § 3230 Die im drucke ligenden ſtreit-haͤndel wegen des ſchloſſes und der unterherrlichkeit Broich, oder Bruch, an der Ruhr, im Bergiſchen, erwaͤnen des devolutar-erbens. Naͤmlich die Juͤlichiſche und Bergiſche rechts-ordnung und reformation cap. LXXXXIIII will, daß ſo bald der vater, oder die mutter zur andern ehe vorſchreiten, den kindern erſter ehe das eigentum der vaͤterlichen, oder muͤt- terlichen habſeligkeit zufalle, und dem uͤberlebenden ehe-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/216
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/216>, abgerufen am 21.11.2024.