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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXXXXIII haubtstück
abh. de successione filiarum, dem Barth im dissensu
663, 664, Vultejus in den consiliis Marburg. XXX
num. 195 vol. 4 s. 583, consil. LIII num. 35 vol. 4
s. 1322. Disemnach bezeuget die Ritbergische
kanzellei, daß von etlichen hundert jaren her, wenn
mannspersonen im leben gewesen wären, die gräf-
lich Ritbergischen fräulein allein mit einem stück
geltes abgefunden und ihnen an ligenden gütern
das geringste nicht zugeteilet worden, und obschon
die verzicht vermittels eides nicht beschehen, dennoch
solches nimals widersprochen worden sey. Bei
dem gräflichen Lippischen hause ist die eidliche ver-
zicht gleichfalls nicht notwendig gehalten worden,
Johann Philipp Hahns disp. de exclusione filia-
rum illustrium ab allodio,
cap. III § VII s. 50;
iedoch ist die eidliche verzicht zur vermeidung der
streitigkeiten anzuraten. Ob aber in disem falle
die worte: bei fürstlichen etc. adelichen ehren, treuen,
an eides statt für hinlänglich dißfalls zu achten ste-
hen, will zwar von verschidenen behaubtet werden,
und ist bei vilen familien auch hergebracht, arg.
Reichs-abschides 1555 § 58, 59. Allein der gerichts-
brauch erfodert die eidliche verzicht. Nach der
Schwäbischen land-gerichts-ordnung IIIten teiles
tit. 13 beim Ludolf vol. obs. in coll. stat. s. 398 sol-
len die verzichte und übergaben gerichtlich beschehen;
die jungfrauen sollen hirzu bevogtet seyn.

Von den verzicht-leistungen der töchter des
unmittelbaren Reichs-adels.
§ 3185
das angebliche
geding der
R. ritter-
schaft vom
jare 1653

Der Ferdinand Christoph Harpprecht, und
Just Henning Böhmer T. III P. I consult. 123,
num. 17, 35 geben vor: was maßen 1653 die Schwä-
bische und Fränkische, auch Rheinische ritterschaft zu

Geißlin-

LXXXXIII haubtſtuͤck
abh. de ſucceſſione filiarum, dem Barth im diſſenſu
663, 664, Vultejus in den conſiliis Marburg. XXX
num. 195 vol. 4 ſ. 583, conſil. LIII num. 35 vol. 4
ſ. 1322. Diſemnach bezeuget die Ritbergiſche
kanzellei, daß von etlichen hundert jaren her, wenn
mannsperſonen im leben geweſen waͤren, die graͤf-
lich Ritbergiſchen fraͤulein allein mit einem ſtuͤck
geltes abgefunden und ihnen an ligenden guͤtern
das geringſte nicht zugeteilet worden, und obſchon
die verzicht vermittels eides nicht beſchehen, dennoch
ſolches nimals widerſprochen worden ſey. Bei
dem graͤflichen Lippiſchen hauſe iſt die eidliche ver-
zicht gleichfalls nicht notwendig gehalten worden,
Johann Philipp Hahns diſp. de excluſione filia-
rum illuſtrium ab allodio,
cap. III § VII ſ. 50;
iedoch iſt die eidliche verzicht zur vermeidung der
ſtreitigkeiten anzuraten. Ob aber in diſem falle
die worte: bei fuͤrſtlichen ꝛc. adelichen ehren, treuen,
an eides ſtatt fuͤr hinlaͤnglich dißfalls zu achten ſte-
hen, will zwar von verſchidenen behaubtet werden,
und iſt bei vilen familien auch hergebracht, arg.
Reichs-abſchides 1555 § 58, 59. Allein der gerichts-
brauch erfodert die eidliche verzicht. Nach der
Schwaͤbiſchen land-gerichts-ordnung IIIten teiles
tit. 13 beim Ludolf vol. obſ. in coll. ſtat. ſ. 398 ſol-
len die verzichte und uͤbergaben gerichtlich beſchehen;
die jungfrauen ſollen hirzu bevogtet ſeyn.

Von den verzicht-leiſtungen der toͤchter des
unmittelbaren Reichs-adels.
§ 3185
das angebliche
geding der
R. ritter-
ſchaft vom
jare 1653

Der Ferdinand Chriſtoph Harpprecht, und
Juſt Henning Boͤhmer T. III P. I conſult. 123,
num. 17, 35 geben vor: was maßen 1653 die Schwaͤ-
biſche und Fraͤnkiſche, auch Rheiniſche ritterſchaft zu

Geißlin-
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[146/0196] LXXXXIII haubtſtuͤck abh. de ſucceſſione filiarum, dem Barth im diſſenſu 663, 664, Vultejus in den conſiliis Marburg. XXX num. 195 vol. 4 ſ. 583, conſil. LIII num. 35 vol. 4 ſ. 1322. Diſemnach bezeuget die Ritbergiſche kanzellei, daß von etlichen hundert jaren her, wenn mannsperſonen im leben geweſen waͤren, die graͤf- lich Ritbergiſchen fraͤulein allein mit einem ſtuͤck geltes abgefunden und ihnen an ligenden guͤtern das geringſte nicht zugeteilet worden, und obſchon die verzicht vermittels eides nicht beſchehen, dennoch ſolches nimals widerſprochen worden ſey. Bei dem graͤflichen Lippiſchen hauſe iſt die eidliche ver- zicht gleichfalls nicht notwendig gehalten worden, Johann Philipp Hahns diſp. de excluſione filia- rum illuſtrium ab allodio, cap. III § VII ſ. 50; iedoch iſt die eidliche verzicht zur vermeidung der ſtreitigkeiten anzuraten. Ob aber in diſem falle die worte: bei fuͤrſtlichen ꝛc. adelichen ehren, treuen, an eides ſtatt fuͤr hinlaͤnglich dißfalls zu achten ſte- hen, will zwar von verſchidenen behaubtet werden, und iſt bei vilen familien auch hergebracht, arg. Reichs-abſchides 1555 § 58, 59. Allein der gerichts- brauch erfodert die eidliche verzicht. Nach der Schwaͤbiſchen land-gerichts-ordnung IIIten teiles tit. 13 beim Ludolf vol. obſ. in coll. ſtat. ſ. 398 ſol- len die verzichte und uͤbergaben gerichtlich beſchehen; die jungfrauen ſollen hirzu bevogtet ſeyn. Von den verzicht-leiſtungen der toͤchter des unmittelbaren Reichs-adels. § 3185 Der Ferdinand Chriſtoph Harpprecht, und Juſt Henning Boͤhmer T. III P. I conſult. 123, num. 17, 35 geben vor: was maßen 1653 die Schwaͤ- biſche und Fraͤnkiſche, auch Rheiniſche ritterſchaft zu Geißlin-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/196>, abgerufen am 24.11.2024.