genug seyn, und gut schimpfen gelernet haben, an- benebst mit seinem schreien einem ieden überlästig fal- len, alle lästern, und ihnen übel begegnen, sie mö- gen fürneme oder geringe seyn, wie solches der Lucian beim verkaufe des Diogenes mit mehrern angezogen hat.
§. III.
Aber auch diser Lucian hätte noch die zungen- drescher und leges-bündel, die zu verganten wären, mit bestande neben seinen philosophen auffüren kön- nen. Gibet es dann nicht etliche unter jenen, wel- che sprechen: wenn doch nur die professoren der rechte das bücher-schreiben in practischen händeln bleiben lisen! Dise arbeiten erfodern nur solche leute, welche in den rechts-stuben, ihre besten tage der Themis augefopfert haben, und greise darin gewor- den sind. Deren wahlspruch ist:
Wie gehts? wie stehts herr Schlendrian?
und so weiter beim Picander.
§. IIII.
Jedoch es gibet auch vernünftige und billige männer in allen gerichten, in den hofrahts-regi- rungs-auch den geheimten rahts- und kammer-stuben der Reichs-stände, welchen es angenehm fället, ihre praxin entweder zu bestärken, oder zu erläutern, oder zu erweitern.
§. V.
Allein von der ersten art, nämlich der eiferer wider das Teutsche recht, finden sich wieder zwo
gattungen
Erinnerung.
genug ſeyn, und gut ſchimpfen gelernet haben, an- benebſt mit ſeinem ſchreien einem ieden uͤberlaͤſtig fal- len, alle laͤſtern, und ihnen uͤbel begegnen, ſie moͤ- gen fuͤrneme oder geringe ſeyn, wie ſolches der Lucian beim verkaufe des Diogenes mit mehrern angezogen hat.
§. III.
Aber auch diſer Lucian haͤtte noch die zungen- dreſcher und leges-buͤndel, die zu verganten waͤren, mit beſtande neben ſeinen philoſophen auffuͤren koͤn- nen. Gibet es dann nicht etliche unter jenen, wel- che ſprechen: wenn doch nur die profeſſoren der rechte das buͤcher-ſchreiben in practiſchen haͤndeln bleiben liſen! Diſe arbeiten erfodern nur ſolche leute, welche in den rechts-ſtuben, ihre beſten tage der Themis augefopfert haben, und greiſe darin gewor- den ſind. Deren wahlſpruch iſt:
Wie gehts? wie ſtehts herr Schlendrian?
und ſo weiter beim Picander.
§. IIII.
Jedoch es gibet auch vernuͤnftige und billige maͤnner in allen gerichten, in den hofrahts-regi- rungs-auch den geheimten rahts- und kammer-ſtuben der Reichs-ſtaͤnde, welchen es angenehm faͤllet, ihre praxin entweder zu beſtaͤrken, oder zu erlaͤutern, oder zu erweitern.
§. V.
Allein von der erſten art, naͤmlich der eiferer wider das Teutſche recht, finden ſich wieder zwo
gattungen
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Erinnerung.
genug ſeyn, und gut ſchimpfen gelernet haben, an-
benebſt mit ſeinem ſchreien einem ieden uͤberlaͤſtig fal-
len, alle laͤſtern, und ihnen uͤbel begegnen, ſie moͤ-
gen fuͤrneme oder geringe ſeyn, wie ſolches der
Lucian beim verkaufe des Diogenes mit mehrern
angezogen hat.
§. III.
Aber auch diſer Lucian haͤtte noch die zungen-
dreſcher und leges-buͤndel, die zu verganten waͤren,
mit beſtande neben ſeinen philoſophen auffuͤren koͤn-
nen. Gibet es dann nicht etliche unter jenen, wel-
che ſprechen: wenn doch nur die profeſſoren der
rechte das buͤcher-ſchreiben in practiſchen haͤndeln
bleiben liſen! Diſe arbeiten erfodern nur ſolche leute,
welche in den rechts-ſtuben, ihre beſten tage der
Themis augefopfert haben, und greiſe darin gewor-
den ſind. Deren wahlſpruch iſt:
Wie gehts? wie ſtehts herr Schlendrian?
und ſo weiter beim Picander.
§. IIII.
Jedoch es gibet auch vernuͤnftige und billige
maͤnner in allen gerichten, in den hofrahts-regi-
rungs-auch den geheimten rahts- und kammer-ſtuben
der Reichs-ſtaͤnde, welchen es angenehm faͤllet, ihre
praxin entweder zu beſtaͤrken, oder zu erlaͤutern,
oder zu erweitern.
§. V.
Allein von der erſten art, naͤmlich der eiferer
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/19>, abgerufen am 24.11.2024.
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