Die kaiser und Reichs-fürsten hilten ehedem selbst gerichte, besage Joh. Joachim Müllers t. I der juristisch-historischen electorum s. 201-214. Ein alt-fränkischer saz für einen, der nur fürlesungen hält, oder ein secretär ist, und wir haben verlesen etc. aufsezet. Gleichwohl findet diser saz im betreffe der gerichtbarkeit wegen der after-lehne, den grösten nuz; angesehen wo der kaiser hinkam, alle andre gerichtbarkeit still stand; folglich erkannte auch selbi- ger über die after-lehne. Nachdem aber dise kai- serlichen erkenntnisse aufgehöret haben; so lässet sich auch daher kein grund herleiten, daß der kaiser noch izt über after-lehne in erster instanz zu richten habe.
Die lehre von dem schöffen-stule zu Achen schei- net dem überflüssig zu seyn, der nicht weis, was für schwere irrungen zwischen dem schöffen-meister und dem schöffen-stule in der Reichs-stadt Achen an einem, sodann dem bürgermeister und stadt-rahte daselbst, am andern teile, oft vorwalten. Der schöffen-stul ist ein kaiserliches appellations-gericht disseits der Alpen gewest. Man appellirete dahin von den unter-gerichten aus den Geldrischen, Lütti- chischen, Limburgischen, Clevischen, Brabantischen, Cöllnischen und Jülichischen landen, auch aus den Reichs-städten. Von disem schöffen-stule und dessen sprüchen wurde darauf an die höchste Reichs- gerichte appelliret, wie noch beschihet. Der stadt- raht wollte behaubten, daß die schöffen nur aus der stadt Achen zu erkisen wären; da hergegen der schöffen-stul darauf bestand, daß er auch auswär- tige glider in solchen zihen könne, wie die acten bei
dem
Vorrede.
Die kaiſer und Reichs-fuͤrſten hilten ehedem ſelbſt gerichte, beſage Joh. Joachim Muͤllers t. I der juriſtiſch-hiſtoriſchen electorum ſ. 201-214. Ein alt-fraͤnkiſcher ſaz fuͤr einen, der nur fuͤrleſungen haͤlt, oder ein ſecretaͤr iſt, und wir haben verleſen ꝛc. aufſezet. Gleichwohl findet diſer ſaz im betreffe der gerichtbarkeit wegen der after-lehne, den groͤſten nuz; angeſehen wo der kaiſer hinkam, alle andre gerichtbarkeit ſtill ſtand; folglich erkannte auch ſelbi- ger uͤber die after-lehne. Nachdem aber diſe kai- ſerlichen erkenntniſſe aufgehoͤret haben; ſo laͤſſet ſich auch daher kein grund herleiten, daß der kaiſer noch izt uͤber after-lehne in erſter inſtanz zu richten habe.
Die lehre von dem ſchoͤffen-ſtule zu Achen ſchei- net dem uͤberfluͤſſig zu ſeyn, der nicht weis, was fuͤr ſchwere irrungen zwiſchen dem ſchoͤffen-meiſter und dem ſchoͤffen-ſtule in der Reichs-ſtadt Achen an einem, ſodann dem buͤrgermeiſter und ſtadt-rahte daſelbſt, am andern teile, oft vorwalten. Der ſchoͤffen-ſtul iſt ein kaiſerliches appellations-gericht diſſeits der Alpen geweſt. Man appellirete dahin von den unter-gerichten aus den Geldriſchen, Luͤtti- chiſchen, Limburgiſchen, Cleviſchen, Brabantiſchen, Coͤllniſchen und Juͤlichiſchen landen, auch aus den Reichs-ſtaͤdten. Von diſem ſchoͤffen-ſtule und deſſen ſpruͤchen wurde darauf an die hoͤchſte Reichs- gerichte appelliret, wie noch beſchihet. Der ſtadt- raht wollte behaubten, daß die ſchoͤffen nur aus der ſtadt Achen zu erkiſen waͤren; da hergegen der ſchoͤffen-ſtul darauf beſtand, daß er auch auswaͤr- tige glider in ſolchen zihen koͤnne, wie die acten bei
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Vorrede.
Die kaiſer und Reichs-fuͤrſten hilten ehedem ſelbſt
gerichte, beſage Joh. Joachim Muͤllers t. I
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alt-fraͤnkiſcher ſaz fuͤr einen, der nur fuͤrleſungen
haͤlt, oder ein ſecretaͤr iſt, und wir haben verleſen ꝛc.
aufſezet. Gleichwohl findet diſer ſaz im betreffe der
gerichtbarkeit wegen der after-lehne, den groͤſten
nuz; angeſehen wo der kaiſer hinkam, alle andre
gerichtbarkeit ſtill ſtand; folglich erkannte auch ſelbi-
ger uͤber die after-lehne. Nachdem aber diſe kai-
ſerlichen erkenntniſſe aufgehoͤret haben; ſo laͤſſet ſich
auch daher kein grund herleiten, daß der kaiſer noch
izt uͤber after-lehne in erſter inſtanz zu richten
habe.
Die lehre von dem ſchoͤffen-ſtule zu Achen ſchei-
net dem uͤberfluͤſſig zu ſeyn, der nicht weis, was
fuͤr ſchwere irrungen zwiſchen dem ſchoͤffen-meiſter
und dem ſchoͤffen-ſtule in der Reichs-ſtadt Achen an
einem, ſodann dem buͤrgermeiſter und ſtadt-rahte
daſelbſt, am andern teile, oft vorwalten. Der
ſchoͤffen-ſtul iſt ein kaiſerliches appellations-gericht
diſſeits der Alpen geweſt. Man appellirete dahin
von den unter-gerichten aus den Geldriſchen, Luͤtti-
chiſchen, Limburgiſchen, Cleviſchen, Brabantiſchen,
Coͤllniſchen und Juͤlichiſchen landen, auch aus den
Reichs-ſtaͤdten. Von diſem ſchoͤffen-ſtule und
deſſen ſpruͤchen wurde darauf an die hoͤchſte Reichs-
gerichte appelliret, wie noch beſchihet. Der ſtadt-
raht wollte behaubten, daß die ſchoͤffen nur aus
der ſtadt Achen zu erkiſen waͤren; da hergegen der
ſchoͤffen-ſtul darauf beſtand, daß er auch auswaͤr-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/12>, abgerufen am 24.11.2024.
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