Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite


Erster nachtrag,
von dem sehr grosen unterschide zwi-

schen dem geistlichen und weltlichen zehnten,
auch der unschicklichen behandelung des lez-
tern nach den regeln des erstern.

Der geistliche zehnte ist ein unterhalt und allmo-
sen für die geistlichkeit. Der weltliche ist
ein zins oder eine bürde die auf dem acker klebet.
Die nachstehenden entscheidungs-gründe besagen
dises mit merern. Dennoch aber und dieweil ein
groser unterschid zwischen einem geistlichen und
weltlichen zehnt-herrn obwaltet; angesehen dise
wie bei den pächten nur auf diejenigen früchte sa-
hen, welche auf dem halme wuchsen, mithin korn,
gerste, hafer und waizen zum eigentlichen herrn-
zehnten gehören; worneben sie auch vom vihe sich
etwas reichen lisen, mithin dadurch der blut-zehnte
entstand; sintemal schon im heidentume der Teut-
schen die frucht- und vihe-abgaben bräuchlich waren,
besage des Cornelius Tacitus de moribus Ger-
manor.
cap. XV, welche gewonheit hernach die
laien-zehnten aufgebracht hat, inhalts der institu-
tionum iuris eccles. P. II
cap. 13 § 5 s. 419 des
verstorbenen beicht-vaters des izigen königes in
Frankreiche, Claude Fleury, und allda Just Hen-
ning Böhmers
in der anmerkung (g), auch des-
sen sohn George Ludewig Böhmer de origine
decimarum in Germania;
wie dann so wenig der

papst,


Erſter nachtrag,
von dem ſehr groſen unterſchide zwi-

ſchen dem geiſtlichen und weltlichen zehnten,
auch der unſchicklichen behandelung des lez-
tern nach den regeln des erſtern.

Der geiſtliche zehnte iſt ein unterhalt und allmo-
ſen fuͤr die geiſtlichkeit. Der weltliche iſt
ein zins oder eine buͤrde die auf dem acker klebet.
Die nachſtehenden entſcheidungs-gruͤnde beſagen
diſes mit merern. Dennoch aber und dieweil ein
groſer unterſchid zwiſchen einem geiſtlichen und
weltlichen zehnt-herrn obwaltet; angeſehen diſe
wie bei den paͤchten nur auf diejenigen fruͤchte ſa-
hen, welche auf dem halme wuchſen, mithin korn,
gerſte, hafer und waizen zum eigentlichen herrn-
zehnten gehoͤren; worneben ſie auch vom vihe ſich
etwas reichen liſen, mithin dadurch der blut-zehnte
entſtand; ſintemal ſchon im heidentume der Teut-
ſchen die frucht- und vihe-abgaben braͤuchlich waren,
beſage des Cornelius Tacitus de moribus Ger-
manor.
cap. XV, welche gewonheit hernach die
laien-zehnten aufgebracht hat, inhalts der inſtitu-
tionum iuris eccleſ. P. II
cap. 13 § 5 ſ. 419 des
verſtorbenen beicht-vaters des izigen koͤniges in
Frankreiche, Claude Fleury, und allda Juſt Hen-
ning Boͤhmers
in der anmerkung (g), auch deſ-
ſen ſohn George Ludewig Boͤhmer de origine
decimarum in Germania;
wie dann ſo wenig der

papſt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f1174" n="1126"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Er&#x017F;ter nachtrag,<lb/>
von dem &#x017F;ehr gro&#x017F;en unter&#x017F;chide zwi-</hi><lb/>
&#x017F;chen dem gei&#x017F;tlichen und weltlichen zehnten,<lb/>
auch der un&#x017F;chicklichen behandelung des lez-<lb/>
tern nach den regeln des er&#x017F;tern.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er gei&#x017F;tliche zehnte i&#x017F;t ein unterhalt und allmo-<lb/>
&#x017F;en fu&#x0364;r die gei&#x017F;tlichkeit. Der weltliche i&#x017F;t<lb/>
ein zins oder eine bu&#x0364;rde die auf dem acker klebet.<lb/>
Die nach&#x017F;tehenden ent&#x017F;cheidungs-gru&#x0364;nde be&#x017F;agen<lb/>
di&#x017F;es mit merern. Dennoch aber und dieweil ein<lb/>
gro&#x017F;er unter&#x017F;chid zwi&#x017F;chen einem gei&#x017F;tlichen und<lb/>
weltlichen zehnt-herrn obwaltet; ange&#x017F;ehen di&#x017F;e<lb/>
wie bei den pa&#x0364;chten nur auf diejenigen fru&#x0364;chte &#x017F;a-<lb/>
hen, welche auf dem halme wuch&#x017F;en, mithin korn,<lb/>
ger&#x017F;te, hafer und waizen zum eigentlichen herrn-<lb/>
zehnten geho&#x0364;ren; worneben &#x017F;ie auch vom vihe &#x017F;ich<lb/>
etwas reichen li&#x017F;en, mithin dadurch der blut-zehnte<lb/>
ent&#x017F;tand; &#x017F;intemal &#x017F;chon im heidentume der Teut-<lb/>
&#x017F;chen die frucht- und vihe-abgaben bra&#x0364;uchlich waren,<lb/>
be&#x017F;age des <hi rendition="#fr">Cornelius Tacitus</hi> <hi rendition="#aq">de moribus Ger-<lb/>
manor.</hi> cap. <hi rendition="#aq">XV,</hi> welche gewonheit hernach die<lb/>
laien-zehnten aufgebracht hat, inhalts der <hi rendition="#aq">in&#x017F;titu-<lb/>
tionum iuris eccle&#x017F;. P. II</hi> cap. 13 § 5 &#x017F;. 419 des<lb/>
ver&#x017F;torbenen beicht-vaters des izigen ko&#x0364;niges in<lb/>
Frankreiche, <hi rendition="#fr">Claude Fleury,</hi> und allda <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;t Hen-<lb/>
ning Bo&#x0364;hmers</hi> in der anmerkung (g), auch de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ohn <hi rendition="#fr">George Ludewig Bo&#x0364;hmer</hi> <hi rendition="#aq">de origine<lb/>
decimarum in Germania;</hi> wie dann &#x017F;o wenig der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">pap&#x017F;t,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1126/1174] Erſter nachtrag, von dem ſehr groſen unterſchide zwi- ſchen dem geiſtlichen und weltlichen zehnten, auch der unſchicklichen behandelung des lez- tern nach den regeln des erſtern. Der geiſtliche zehnte iſt ein unterhalt und allmo- ſen fuͤr die geiſtlichkeit. Der weltliche iſt ein zins oder eine buͤrde die auf dem acker klebet. Die nachſtehenden entſcheidungs-gruͤnde beſagen diſes mit merern. Dennoch aber und dieweil ein groſer unterſchid zwiſchen einem geiſtlichen und weltlichen zehnt-herrn obwaltet; angeſehen diſe wie bei den paͤchten nur auf diejenigen fruͤchte ſa- hen, welche auf dem halme wuchſen, mithin korn, gerſte, hafer und waizen zum eigentlichen herrn- zehnten gehoͤren; worneben ſie auch vom vihe ſich etwas reichen liſen, mithin dadurch der blut-zehnte entſtand; ſintemal ſchon im heidentume der Teut- ſchen die frucht- und vihe-abgaben braͤuchlich waren, beſage des Cornelius Tacitus de moribus Ger- manor. cap. XV, welche gewonheit hernach die laien-zehnten aufgebracht hat, inhalts der inſtitu- tionum iuris eccleſ. P. II cap. 13 § 5 ſ. 419 des verſtorbenen beicht-vaters des izigen koͤniges in Frankreiche, Claude Fleury, und allda Juſt Hen- ning Boͤhmers in der anmerkung (g), auch deſ- ſen ſohn George Ludewig Boͤhmer de origine decimarum in Germania; wie dann ſo wenig der papſt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1174
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1174>, abgerufen am 25.11.2024.