bei den burg- mannen und schöffen wur- den ehedem urtel einge- holet,
Bei den burgmannen und schöffen zu Mar- burg wurden ehedem weit und breit rahtschläge und urtel eingeholet. Dem Kunze von Kaufun- gen, aus Kur-Sachsen, sprachen die schöffen zu Fridberg, in der Wetterau, das todes-urtel. Jn Achen und Goßlar waren kaiserliche schöffen- stüle, wo gar vile urtel gesprochen wurden. Der schöffen-stul in Achen hat concurrente gerichtbar- keit in persönlichen sachen, mit den dasigen bürger- meistern, stats- und reise-geographi im VIIten teile s. 457. Wie Altenburg im Osterlande noch eine Reichs-stadt war, baten vile parteien von den dasigen schöffen sich urtel aus. Zu Donyn lise man sich fürnämlich in lehns-irrungen belehren. Die schöffen zu Jena hisen die wysen lüde. Zu Lübeck, auch in Eisenach, war ein berümter schöf- fen-stul. Die zum Gräfentale sollen zum Lau- ensteine am gerichte rahtes pflegen und urtel holen. Böhmen, Schlesien, Lifland und Polen, auch Preusen, hatten ir vertrauen auf die Magdebur- gischen schöffen gesezet, und holeten allda urteile ein. Die Eckhartsbergischen und Dornburgi- schen schöffen sprachen vile urtel für die auswärti- gen, freiherr von Senkenbergmedit. 2 § 3 fg. s. 271 fg. fasc. II, und in parergis Goetting. T. I P. II,Thomasius in den noten über des von Ossen Testament, s. 210 fg., herr H. R. Buder de consiliis et responsis prudentum Germaniae. Die schöffen-stüle zu Jena und Wittenberg, wel- che mit der juristen-facultät verknüpfet worden sind, blühen noch. Die schöffen-stüle zu Achen, Brandenburg, Halle, Leipzig, Münden, in West- falen etc. sind bekannt. Dergleichen schöffen-raht hise der stul, gerichts-stul etc.
§ 6591
LXXXV haubtſt. vom rahte-holen
§ 6590
bei den burg- mannen und ſchoͤffen wur- den ehedem urtel einge- holet,
Bei den burgmannen und ſchoͤffen zu Mar- burg wurden ehedem weit und breit rahtſchlaͤge und urtel eingeholet. Dem Kunze von Kaufun- gen, aus Kur-Sachſen, ſprachen die ſchoͤffen zu Fridberg, in der Wetterau, das todes-urtel. Jn Achen und Goßlar waren kaiſerliche ſchoͤffen- ſtuͤle, wo gar vile urtel geſprochen wurden. Der ſchoͤffen-ſtul in Achen hat concurrente gerichtbar- keit in perſoͤnlichen ſachen, mit den daſigen buͤrger- meiſtern, ſtats- und reiſe-geographi im VIIten teile ſ. 457. Wie Altenburg im Oſterlande noch eine Reichs-ſtadt war, baten vile parteien von den daſigen ſchoͤffen ſich urtel aus. Zu Donyn liſe man ſich fuͤrnaͤmlich in lehns-irrungen belehren. Die ſchoͤffen zu Jena hiſen die wyſen luͤde. Zu Luͤbeck, auch in Eiſenach, war ein beruͤmter ſchoͤf- fen-ſtul. Die zum Graͤfentale ſollen zum Lau- enſteine am gerichte rahtes pflegen und urtel holen. Boͤhmen, Schleſien, Lifland und Polen, auch Preuſen, hatten ir vertrauen auf die Magdebur- giſchen ſchoͤffen geſezet, und holeten allda urteile ein. Die Eckhartsbergiſchen und Dornburgi- ſchen ſchoͤffen ſprachen vile urtel fuͤr die auswaͤrti- gen, freiherr von Senkenbergmedit. 2 § 3 fg. ſ. 271 fg. faſc. II, und in parergis Goetting. T. I P. II,Thomaſius in den noten uͤber des von Oſſen Teſtament, ſ. 210 fg., herr H. R. Buder de conſiliis et reſponſis prudentum Germaniae. Die ſchoͤffen-ſtuͤle zu Jena und Wittenberg, wel- che mit der juriſten-facultaͤt verknuͤpfet worden ſind, bluͤhen noch. Die ſchoͤffen-ſtuͤle zu Achen, Brandenburg, Halle, Leipzig, Muͤnden, in Weſt- falen ꝛc. ſind bekannt. Dergleichen ſchoͤffen-raht hiſe der ſtul, gerichts-ſtul ꝛc.
§ 6591
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f1172"n="1124"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">LXXXV</hi> haubtſt. vom rahte-holen</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§ 6590</head><lb/><noteplace="left">bei den burg-<lb/>
mannen und<lb/>ſchoͤffen wur-<lb/>
den ehedem<lb/>
urtel einge-<lb/>
holet,</note><p>Bei den burgmannen und ſchoͤffen zu Mar-<lb/>
burg wurden ehedem weit und breit rahtſchlaͤge<lb/>
und urtel eingeholet. Dem Kunze von Kaufun-<lb/>
gen, aus Kur-Sachſen, ſprachen die ſchoͤffen zu<lb/>
Fridberg, in der Wetterau, das todes-urtel. Jn<lb/>
Achen und Goßlar waren kaiſerliche ſchoͤffen-<lb/>ſtuͤle, wo gar vile urtel geſprochen wurden. Der<lb/>ſchoͤffen-ſtul in Achen hat concurrente gerichtbar-<lb/>
keit in perſoͤnlichen ſachen, mit den daſigen buͤrger-<lb/>
meiſtern, ſtats- und reiſe-geographi im <hirendition="#aq">VII</hi>ten<lb/>
teile ſ. 457. Wie Altenburg im Oſterlande noch<lb/>
eine Reichs-ſtadt war, baten vile parteien von den<lb/>
daſigen ſchoͤffen ſich urtel aus. Zu Donyn liſe<lb/>
man ſich fuͤrnaͤmlich in lehns-irrungen belehren.<lb/>
Die ſchoͤffen zu Jena hiſen die <hirendition="#fr">wyſen luͤde.</hi> Zu<lb/>
Luͤbeck, auch in Eiſenach, war ein beruͤmter ſchoͤf-<lb/>
fen-ſtul. Die zum Graͤfentale ſollen zum Lau-<lb/>
enſteine am gerichte rahtes pflegen und urtel holen.<lb/>
Boͤhmen, Schleſien, Lifland und Polen, auch<lb/>
Preuſen, hatten ir vertrauen auf die Magdebur-<lb/>
giſchen ſchoͤffen geſezet, und holeten allda urteile<lb/>
ein. Die Eckhartsbergiſchen und Dornburgi-<lb/>ſchen ſchoͤffen ſprachen vile urtel fuͤr die auswaͤrti-<lb/>
gen, freiherr <hirendition="#fr">von Senkenberg</hi><hirendition="#aq">medit.</hi> 2 § 3 fg.<lb/>ſ. 271 fg. faſc. <hirendition="#aq">II,</hi> und in <hirendition="#aq">parergis Goetting. T. I<lb/>
P. II,</hi><hirendition="#fr">Thomaſius</hi> in den noten uͤber des <hirendition="#fr">von<lb/>
Oſſen</hi> Teſtament, ſ. 210 fg., herr H. R. <hirendition="#fr">Buder</hi><lb/><hirendition="#aq">de conſiliis et reſponſis prudentum Germaniae.</hi><lb/>
Die ſchoͤffen-ſtuͤle zu Jena und Wittenberg, wel-<lb/>
che mit der juriſten-facultaͤt verknuͤpfet worden<lb/>ſind, bluͤhen noch. Die ſchoͤffen-ſtuͤle zu Achen,<lb/>
Brandenburg, Halle, Leipzig, Muͤnden, in Weſt-<lb/>
falen ꝛc. ſind bekannt. Dergleichen ſchoͤffen-raht<lb/>
hiſe der ſtul, gerichts-ſtul ꝛc.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§ 6591</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[1124/1172]
LXXXV haubtſt. vom rahte-holen
§ 6590
Bei den burgmannen und ſchoͤffen zu Mar-
burg wurden ehedem weit und breit rahtſchlaͤge
und urtel eingeholet. Dem Kunze von Kaufun-
gen, aus Kur-Sachſen, ſprachen die ſchoͤffen zu
Fridberg, in der Wetterau, das todes-urtel. Jn
Achen und Goßlar waren kaiſerliche ſchoͤffen-
ſtuͤle, wo gar vile urtel geſprochen wurden. Der
ſchoͤffen-ſtul in Achen hat concurrente gerichtbar-
keit in perſoͤnlichen ſachen, mit den daſigen buͤrger-
meiſtern, ſtats- und reiſe-geographi im VIIten
teile ſ. 457. Wie Altenburg im Oſterlande noch
eine Reichs-ſtadt war, baten vile parteien von den
daſigen ſchoͤffen ſich urtel aus. Zu Donyn liſe
man ſich fuͤrnaͤmlich in lehns-irrungen belehren.
Die ſchoͤffen zu Jena hiſen die wyſen luͤde. Zu
Luͤbeck, auch in Eiſenach, war ein beruͤmter ſchoͤf-
fen-ſtul. Die zum Graͤfentale ſollen zum Lau-
enſteine am gerichte rahtes pflegen und urtel holen.
Boͤhmen, Schleſien, Lifland und Polen, auch
Preuſen, hatten ir vertrauen auf die Magdebur-
giſchen ſchoͤffen geſezet, und holeten allda urteile
ein. Die Eckhartsbergiſchen und Dornburgi-
ſchen ſchoͤffen ſprachen vile urtel fuͤr die auswaͤrti-
gen, freiherr von Senkenberg medit. 2 § 3 fg.
ſ. 271 fg. faſc. II, und in parergis Goetting. T. I
P. II, Thomaſius in den noten uͤber des von
Oſſen Teſtament, ſ. 210 fg., herr H. R. Buder
de conſiliis et reſponſis prudentum Germaniae.
Die ſchoͤffen-ſtuͤle zu Jena und Wittenberg, wel-
che mit der juriſten-facultaͤt verknuͤpfet worden
ſind, bluͤhen noch. Die ſchoͤffen-ſtuͤle zu Achen,
Brandenburg, Halle, Leipzig, Muͤnden, in Weſt-
falen ꝛc. ſind bekannt. Dergleichen ſchoͤffen-raht
hiſe der ſtul, gerichts-ſtul ꝛc.
§ 6591
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1172>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.