seinem mitbauer den namen: heer bekömmt. Denn es ist ein groser unterschid zwischen dem heern und herrn. Dergleichen bauern und bür- ger sind ein heer, aber kein herr, Strodtmann s. 83. Durch die bestellung eines leibeigenen zum gerichts-schöffen gehet eine stillschweigende loslas- sung vor, freiherr von Cramer im IIten teile der Wezlarischen neben-stunden s. 30. Wiewohl ein solcher ehedem nicht im gerichte passirete, Spechtde scultetis et scabinis,Datt am a. o. lib. IIII cap. 3 n. 42, Strubens neben-stunden s. 334 fg. Ein Teutscher lise sich nur von seinen genossen beurteilen. Die schöffen haben an man- chen orten nicht alle ein stimm-recht; immasen es auch stumme schöffen, horcher, oder not-schöffen gi- bet, von welchen die lösner in der Hennebergischen landes-ordnung unterschiden werden, s. 62.
§ 6585
Sotane schöffen machen an einigen orten be-man hat schöffen-räh- te, schöffen- ämter, sondere collegien aus; gestalt man daher den schöf- fen-raht, besonders in verschidenen Reichs-städ- ten, hat, z. e. zu Frankfurt am Maine, das schöffen-amt in Nürnberg, Wölker am a. o. s. 200 fg. Jn Nürnberg gehören in das schöffen- amt alle leibes- und lebens-strafen nach sich zi- hende verbrechen und mishandelungen, Wölker am a. o. I s. 201 § 4, Orth im IIIten teile s. 194. Disem nach hat man heute zu tage: 1) raht- schöffen bei den stadt-rähten, 2) urtel-sprecher bei den schöffen-stülen, 3) dorf-land- und andre schöffen (§ 6584).
§ 6586
Was also von den schöffen ausgesprochen wur-was ein ur- tel genennet wurde? de, hise ein urtel (urteil), das ist, aus dem grund
geho-
II teil. B b b b
von den ſchoͤffen.
ſeinem mitbauer den namen: heer bekoͤmmt. Denn es iſt ein groſer unterſchid zwiſchen dem heern und herrn. Dergleichen bauern und buͤr- ger ſind ein heer, aber kein herr, Strodtmann ſ. 83. Durch die beſtellung eines leibeigenen zum gerichts-ſchoͤffen gehet eine ſtillſchweigende loslaſ- ſung vor, freiherr von Cramer im IIten teile der Wezlariſchen neben-ſtunden ſ. 30. Wiewohl ein ſolcher ehedem nicht im gerichte paſſirete, Spechtde ſcultetis et ſcabinis,Datt am a. o. lib. IIII cap. 3 n. 42, Strubens neben-ſtunden ſ. 334 fg. Ein Teutſcher liſe ſich nur von ſeinen genoſſen beurteilen. Die ſchoͤffen haben an man- chen orten nicht alle ein ſtimm-recht; immaſen es auch ſtumme ſchoͤffen, horcher, oder not-ſchoͤffen gi- bet, von welchen die loͤſner in der Hennebergiſchen landes-ordnung unterſchiden werden, ſ. 62.
§ 6585
Sotane ſchoͤffen machen an einigen orten be-man hat ſchoͤffen-raͤh- te, ſchoͤffen- aͤmter, ſondere collegien aus; geſtalt man daher den ſchoͤf- fen-raht, beſonders in verſchidenen Reichs-ſtaͤd- ten, hat, z. e. zu Frankfurt am Maine, das ſchoͤffen-amt in Nuͤrnberg, Woͤlker am a. o. ſ. 200 fg. Jn Nuͤrnberg gehoͤren in das ſchoͤffen- amt alle leibes- und lebens-ſtrafen nach ſich zi- hende verbrechen und mishandelungen, Woͤlker am a. o. I ſ. 201 § 4, Orth im IIIten teile ſ. 194. Diſem nach hat man heute zu tage: 1) raht- ſchoͤffen bei den ſtadt-raͤhten, 2) urtel-ſprecher bei den ſchoͤffen-ſtuͤlen, 3) dorf-land- und andre ſchoͤffen (§ 6584).
§ 6586
Was alſo von den ſchoͤffen ausgeſprochen wur-was ein ur- tel genennet wurde? de, hiſe ein urtel (urteil), das iſt, aus dem grund
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II teil. B b b b
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von den ſchoͤffen.
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Denn es iſt ein groſer unterſchid zwiſchen dem
heern und herrn. Dergleichen bauern und buͤr-
ger ſind ein heer, aber kein herr, Strodtmann
ſ. 83. Durch die beſtellung eines leibeigenen zum
gerichts-ſchoͤffen gehet eine ſtillſchweigende loslaſ-
ſung vor, freiherr von Cramer im IIten teile der
Wezlariſchen neben-ſtunden ſ. 30. Wiewohl
ein ſolcher ehedem nicht im gerichte paſſirete,
Specht de ſcultetis et ſcabinis, Datt am a. o.
lib. IIII cap. 3 n. 42, Strubens neben-ſtunden
ſ. 334 fg. Ein Teutſcher liſe ſich nur von ſeinen
genoſſen beurteilen. Die ſchoͤffen haben an man-
chen orten nicht alle ein ſtimm-recht; immaſen es
auch ſtumme ſchoͤffen, horcher, oder not-ſchoͤffen gi-
bet, von welchen die loͤſner in der Hennebergiſchen
landes-ordnung unterſchiden werden, ſ. 62.
§ 6585
Sotane ſchoͤffen machen an einigen orten be-
ſondere collegien aus; geſtalt man daher den ſchoͤf-
fen-raht, beſonders in verſchidenen Reichs-ſtaͤd-
ten, hat, z. e. zu Frankfurt am Maine, das
ſchoͤffen-amt in Nuͤrnberg, Woͤlker am a. o.
ſ. 200 fg. Jn Nuͤrnberg gehoͤren in das ſchoͤffen-
amt alle leibes- und lebens-ſtrafen nach ſich zi-
hende verbrechen und mishandelungen, Woͤlker
am a. o. I ſ. 201 § 4, Orth im IIIten teile ſ. 194.
Diſem nach hat man heute zu tage: 1) raht-
ſchoͤffen bei den ſtadt-raͤhten, 2) urtel-ſprecher
bei den ſchoͤffen-ſtuͤlen, 3) dorf-land- und andre
ſchoͤffen (§ 6584).
man hat
ſchoͤffen-raͤh-
te, ſchoͤffen-
aͤmter,
§ 6586
Was alſo von den ſchoͤffen ausgeſprochen wur-
de, hiſe ein urtel (urteil), das iſt, aus dem grund
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1169>, abgerufen am 22.11.2024.
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