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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXXX haubtstück
Wo der schos-fall ist, kan der vater nicht erben,
wohl aber bei dem busen-falle.

§ 3007
wer das re-
präsentati-
ons-recht
eingefüret
hat?

Der verstorbenen kinder ire kinder treten durch
das repräsentations-recht ein, welches der Fränki-
sche könig Childebert im jare 595 besage der capi-
tularien und Herts lib. I par. 81 s. 351 vol. II T. III,
auch kaiser Otto I eingefüret haben, inhalts der
urkunde beim Meibom T. I Script. rer. German.
s. 751, Hahn T. II s. 99 in der Reichshistori, iedoch
nicht überall beobachtet, gestalt es in Hessen in
späten zeiten erst eingefüret worden ist, Kuchen-
beckers
analecta Hass., Dreyer de vsu genuino
iuris Anglo-Sax.
s. 106. num. 43, repertorium iuris
priuati I
s. 756 fgg.

§. 3008

Jedoch, wenn lauter bruders-kinder vorhanden
sind, sollen selbige nicht nach den stämmen, sondern
nach den köpfen folgen, Reichs-abschid vom jare
1529, 1521 § 20.

§ 3009
wenn die erb-
folge der en-
kel bestimmet
worden ist?

Die erbfolge der enkel ist im Reichs-abschide vom
jare 1498 § 37 eingefüret worden. Die allda
befindlichen tichter (dichter) bedeuten enkel und
keine töchter. Diweil aber an vilen orten das
repräsentations-recht galt; hergegen an vilen orten
nicht beobachtet wurde, Stein am a. o. s. 241
fgg. num. 5 fgg.; so ist im Reichs-abschide zu
Augsburg 1500 tit. 19, im Reichs-abschide zu
Worms 1521 § 18, 19, 20, 21, im edicte des regi-
ments 1521 befolen worden, daß sotanes repräsen-
tations-recht aller orten des Reiches gelten solle;
wiewohl die Sachsen sich daran nicht gekeret ha-
ben, ungeachtet der kaiser Otto I dise streitfrage
durch einen zweikampf entscheiden lise, und der, wel-
cher für sotanes recht fochte, den sieg davon trug,

Wite-

LXXX haubtſtuͤck
Wo der ſchos-fall iſt, kan der vater nicht erben,
wohl aber bei dem buſen-falle.

§ 3007
wer das re-
praͤſentati-
ons-recht
eingefuͤret
hat?

Der verſtorbenen kinder ire kinder treten durch
das repraͤſentations-recht ein, welches der Fraͤnki-
ſche koͤnig Childebert im jare 595 beſage der capi-
tularien und Herts lib. I par. 81 ſ. 351 vol. II T. III,
auch kaiſer Otto I eingefuͤret haben, inhalts der
urkunde beim Meibom T. I Script. rer. German.
ſ. 751, Hahn T. II ſ. 99 in der Reichshiſtori, iedoch
nicht uͤberall beobachtet, geſtalt es in Heſſen in
ſpaͤten zeiten erſt eingefuͤret worden iſt, Kuchen-
beckers
analecta Haſſ., Dreyer de vſu genuino
iuris Anglo-Sax.
ſ. 106. num. 43, repertorium iuris
priuati I
ſ. 756 fgg.

§. 3008

Jedoch, wenn lauter bruders-kinder vorhanden
ſind, ſollen ſelbige nicht nach den ſtaͤmmen, ſondern
nach den koͤpfen folgen, Reichs-abſchid vom jare
1529, 1521 § 20.

§ 3009
wenn die erb-
folge der en-
kel beſtimmet
worden iſt?

Die erbfolge der enkel iſt im Reichs-abſchide vom
jare 1498 § 37 eingefuͤret worden. Die allda
befindlichen tichter (dichter) bedeuten enkel und
keine toͤchter. Diweil aber an vilen orten das
repraͤſentations-recht galt; hergegen an vilen orten
nicht beobachtet wurde, Stein am a. o. ſ. 241
fgg. num. 5 fgg.; ſo iſt im Reichs-abſchide zu
Augsburg 1500 tit. 19, im Reichs-abſchide zu
Worms 1521 § 18, 19, 20, 21, im edicte des regi-
ments 1521 befolen worden, daß ſotanes repraͤſen-
tations-recht aller orten des Reiches gelten ſolle;
wiewohl die Sachſen ſich daran nicht gekeret ha-
ben, ungeachtet der kaiſer Otto I diſe ſtreitfrage
durch einen zweikampf entſcheiden liſe, und der, wel-
cher fuͤr ſotanes recht fochte, den ſieg davon trug,

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[62/0114] LXXX haubtſtuͤck Wo der ſchos-fall iſt, kan der vater nicht erben, wohl aber bei dem buſen-falle. § 3007 Der verſtorbenen kinder ire kinder treten durch das repraͤſentations-recht ein, welches der Fraͤnki- ſche koͤnig Childebert im jare 595 beſage der capi- tularien und Herts lib. I par. 81 ſ. 351 vol. II T. III, auch kaiſer Otto I eingefuͤret haben, inhalts der urkunde beim Meibom T. I Script. rer. German. ſ. 751, Hahn T. II ſ. 99 in der Reichshiſtori, iedoch nicht uͤberall beobachtet, geſtalt es in Heſſen in ſpaͤten zeiten erſt eingefuͤret worden iſt, Kuchen- beckers analecta Haſſ., Dreyer de vſu genuino iuris Anglo-Sax. ſ. 106. num. 43, repertorium iuris priuati I ſ. 756 fgg. §. 3008 Jedoch, wenn lauter bruders-kinder vorhanden ſind, ſollen ſelbige nicht nach den ſtaͤmmen, ſondern nach den koͤpfen folgen, Reichs-abſchid vom jare 1529, 1521 § 20. § 3009 Die erbfolge der enkel iſt im Reichs-abſchide vom jare 1498 § 37 eingefuͤret worden. Die allda befindlichen tichter (dichter) bedeuten enkel und keine toͤchter. Diweil aber an vilen orten das repraͤſentations-recht galt; hergegen an vilen orten nicht beobachtet wurde, Stein am a. o. ſ. 241 fgg. num. 5 fgg.; ſo iſt im Reichs-abſchide zu Augsburg 1500 tit. 19, im Reichs-abſchide zu Worms 1521 § 18, 19, 20, 21, im edicte des regi- ments 1521 befolen worden, daß ſotanes repraͤſen- tations-recht aller orten des Reiches gelten ſolle; wiewohl die Sachſen ſich daran nicht gekeret ha- ben, ungeachtet der kaiſer Otto I diſe ſtreitfrage durch einen zweikampf entſcheiden liſe, und der, wel- cher fuͤr ſotanes recht fochte, den ſieg davon trug, Wite-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/114>, abgerufen am 25.11.2024.