Wer in den thurm, das loch, oder gatt, oderdes gefäng- nisses, ver- hafts, der frevel, hochte geleget wird, ist dem kämmerer mit 3 fl. verfallen. So bald iemand dahin gebracht wird, und hat nur 3 staffeln erreichet, muß er die 3 fl. entrichten. Alle frevel bestrafet der kämmerer.
§ 6391
Er nimmt seinen gerichts-schreiber an, derdes gerichts- schreibers, der fürspre- cher, gefan- gen-wärter, des burg- grafens etc. halber. schwöret ihm getreu und hold zu seyn. Er bestellet die fürsprecher (anwälte), imgleichen die thurm- und gefangen-wärter, welche ihm schwören. Er sezet einen burggrafen am gerichte, dessen amt ist: des gerichts hauses zu warten, solches zu öfnen und zu verschlüsen, auch reinlich zu halten. Alle salz- messer, die aicher bestellet er. Alles gemäs ist mit des kämmerers wapen zu bezeichnen. Die haus- genossen (münzer) lifern dem kämmerer in der mit-die obligen- heiten faste einen salmen, oder 5 gulden dafür, dem markt- meister gehöret dessen kopf.
§ 6392
Verstirbet der kämmerer, so sind die haus-der hausge- nossen gegen den kämme- rer, des käm- merers pflich- ten. genossen verbunden, ihn zum grabe zu tragen. Des erzbischofes freiheiten und gerechtsamen muß ein kämmerer aufrecht erhalten und vertaidigen. Drei gebannete gerichte, welche ungebotene gedinge heis- sen, muß der kämmerer järlich halten; das erste an der mitwoche nach dem XVIIIten jänner, das 2te an der mitwoche nach qvasimodogeniti, das 3te an der mitwoche nach Johannis, des täufers-tag. Zu latein heissen sie principalia malla und unge- boten; weil sie nicht angesaget wurden, sondern ire gewisse tage hatten.
§ 6393
II teil. U u u
hohen und nidern gerichten.
§ 6390
Wer in den thurm, das loch, oder gatt, oderdes gefaͤng- niſſes, ver- hafts, der frevel, hochte geleget wird, iſt dem kaͤmmerer mit 3 fl. verfallen. So bald iemand dahin gebracht wird, und hat nur 3 ſtaffeln erreichet, muß er die 3 fl. entrichten. Alle frevel beſtrafet der kaͤmmerer.
§ 6391
Er nimmt ſeinen gerichts-ſchreiber an, derdes gerichts- ſchreibers, der fuͤrſpre- cher, gefan- gen-waͤrter, des burg- grafens ꝛc. halber. ſchwoͤret ihm getreu und hold zu ſeyn. Er beſtellet die fuͤrſprecher (anwaͤlte), imgleichen die thurm- und gefangen-waͤrter, welche ihm ſchwoͤren. Er ſezet einen burggrafen am gerichte, deſſen amt iſt: des gerichts hauſes zu warten, ſolches zu oͤfnen und zu verſchluͤſen, auch reinlich zu halten. Alle ſalz- meſſer, die aicher beſtellet er. Alles gemaͤs iſt mit des kaͤmmerers wapen zu bezeichnen. Die haus- genoſſen (muͤnzer) lifern dem kaͤmmerer in der mit-die obligen- heiten faſte einen ſalmen, oder 5 gulden dafuͤr, dem markt- meiſter gehoͤret deſſen kopf.
§ 6392
Verſtirbet der kaͤmmerer, ſo ſind die haus-der hausge- noſſen gegen den kaͤmme- rer, des kaͤm- merers pflich- ten. genoſſen verbunden, ihn zum grabe zu tragen. Des erzbiſchofes freiheiten und gerechtſamen muß ein kaͤmmerer aufrecht erhalten und vertaidigen. Drei gebannete gerichte, welche ungebotene gedinge heiſ- ſen, muß der kaͤmmerer jaͤrlich halten; das erſte an der mitwoche nach dem XVIIIten jaͤnner, das 2te an der mitwoche nach qvaſimodogeniti, das 3te an der mitwoche nach Johannis, des taͤufers-tag. Zu latein heiſſen ſie principalia malla und unge- boten; weil ſie nicht angeſaget wurden, ſondern ire gewiſſe tage hatten.
§ 6393
II teil. U u u
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f1089"n="1041"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">hohen und nidern gerichten.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§ 6390</head><lb/><p>Wer in den thurm, das loch, oder gatt, oder<noteplace="right">des gefaͤng-<lb/>
niſſes, ver-<lb/>
hafts, der<lb/>
frevel,</note><lb/>
hochte geleget wird, iſt dem kaͤmmerer mit 3 fl.<lb/>
verfallen. So bald iemand dahin gebracht wird,<lb/>
und hat nur 3 ſtaffeln erreichet, muß er die 3 fl.<lb/>
entrichten. Alle frevel beſtrafet der kaͤmmerer.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 6391</head><lb/><p>Er nimmt ſeinen gerichts-ſchreiber an, der<noteplace="right">des gerichts-<lb/>ſchreibers,<lb/>
der fuͤrſpre-<lb/>
cher, gefan-<lb/>
gen-waͤrter,<lb/>
des burg-<lb/>
grafens ꝛc.<lb/>
halber.</note><lb/>ſchwoͤret ihm getreu und hold zu ſeyn. Er beſtellet<lb/>
die fuͤrſprecher (anwaͤlte), imgleichen die thurm-<lb/>
und gefangen-waͤrter, welche ihm ſchwoͤren. Er<lb/>ſezet einen burggrafen am gerichte, deſſen amt iſt:<lb/>
des gerichts hauſes zu warten, ſolches zu oͤfnen und<lb/>
zu verſchluͤſen, auch reinlich zu halten. Alle ſalz-<lb/>
meſſer, die aicher beſtellet er. Alles gemaͤs iſt mit<lb/>
des kaͤmmerers wapen zu bezeichnen. Die haus-<lb/>
genoſſen (muͤnzer) lifern dem kaͤmmerer in der mit-<noteplace="right">die obligen-<lb/>
heiten</note><lb/>
faſte einen ſalmen, oder 5 gulden dafuͤr, dem markt-<lb/>
meiſter gehoͤret deſſen kopf.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 6392</head><lb/><p>Verſtirbet der kaͤmmerer, ſo ſind die haus-<noteplace="right">der hausge-<lb/>
noſſen gegen<lb/>
den kaͤmme-<lb/>
rer, des kaͤm-<lb/>
merers pflich-<lb/>
ten.</note><lb/>
genoſſen verbunden, ihn zum grabe zu tragen. Des<lb/>
erzbiſchofes freiheiten und gerechtſamen muß ein<lb/>
kaͤmmerer aufrecht erhalten und vertaidigen. Drei<lb/>
gebannete gerichte, welche ungebotene gedinge heiſ-<lb/>ſen, muß der kaͤmmerer jaͤrlich halten; das erſte<lb/>
an der mitwoche nach dem <hirendition="#aq">XVIII</hi>ten jaͤnner, das<lb/>
2te an der mitwoche nach qvaſimodogeniti, das 3te<lb/>
an der mitwoche nach Johannis, des taͤufers-tag.<lb/>
Zu latein heiſſen ſie principalia malla und unge-<lb/>
boten; weil ſie nicht angeſaget wurden, ſondern ire<lb/>
gewiſſe tage hatten.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">II</hi> teil. U u u</fw><fwplace="bottom"type="catch">§ 6393</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[1041/1089]
hohen und nidern gerichten.
§ 6390
Wer in den thurm, das loch, oder gatt, oder
hochte geleget wird, iſt dem kaͤmmerer mit 3 fl.
verfallen. So bald iemand dahin gebracht wird,
und hat nur 3 ſtaffeln erreichet, muß er die 3 fl.
entrichten. Alle frevel beſtrafet der kaͤmmerer.
des gefaͤng-
niſſes, ver-
hafts, der
frevel,
§ 6391
Er nimmt ſeinen gerichts-ſchreiber an, der
ſchwoͤret ihm getreu und hold zu ſeyn. Er beſtellet
die fuͤrſprecher (anwaͤlte), imgleichen die thurm-
und gefangen-waͤrter, welche ihm ſchwoͤren. Er
ſezet einen burggrafen am gerichte, deſſen amt iſt:
des gerichts hauſes zu warten, ſolches zu oͤfnen und
zu verſchluͤſen, auch reinlich zu halten. Alle ſalz-
meſſer, die aicher beſtellet er. Alles gemaͤs iſt mit
des kaͤmmerers wapen zu bezeichnen. Die haus-
genoſſen (muͤnzer) lifern dem kaͤmmerer in der mit-
faſte einen ſalmen, oder 5 gulden dafuͤr, dem markt-
meiſter gehoͤret deſſen kopf.
des gerichts-
ſchreibers,
der fuͤrſpre-
cher, gefan-
gen-waͤrter,
des burg-
grafens ꝛc.
halber.
die obligen-
heiten
§ 6392
Verſtirbet der kaͤmmerer, ſo ſind die haus-
genoſſen verbunden, ihn zum grabe zu tragen. Des
erzbiſchofes freiheiten und gerechtſamen muß ein
kaͤmmerer aufrecht erhalten und vertaidigen. Drei
gebannete gerichte, welche ungebotene gedinge heiſ-
ſen, muß der kaͤmmerer jaͤrlich halten; das erſte
an der mitwoche nach dem XVIIIten jaͤnner, das
2te an der mitwoche nach qvaſimodogeniti, das 3te
an der mitwoche nach Johannis, des taͤufers-tag.
Zu latein heiſſen ſie principalia malla und unge-
boten; weil ſie nicht angeſaget wurden, ſondern ire
gewiſſe tage hatten.
der hausge-
noſſen gegen
den kaͤmme-
rer, des kaͤm-
merers pflich-
ten.
§ 6393
II teil. U u u
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1041. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1089>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.