pflicht nachkommen? ferner nachforschen, wie der mülen-bau beschaffen sey? ob an demselben einiger mangel sich äussere? ob die müle mit allem erfoderlichen tüchtigen geschirre versehen sey? sie haben insbesondere nach dem sarch beutel-kappen, wasser-laufe, den festern, steinen, dem gemäse etc. zu sehen, damit den betrügereien einhalt beschehe, Myler von Ehrenbach in metrolog. cap. 17, Hering am a. o. Wo aber keine landesherrli- che mülen-vögte verordnet sind, allda gehören die streitigkeiten der mülen und wasser-sachen in erster instanz für die ämter und die adelichen gerichte.
§ 2381
welcher oberkeit die mülen-be- sichtigung zustehet?
Ob aber im übrigen die mülen besichtigung, wo keine besondere angeordnet ist, zu der obern oder nidern gerichtbarkeit gehöre, ist unter den rechts- gelehrten strittig. Immittels da eine iede ober- keit, und ieder richter verbunden ist, über die mü- len-ordnungen zu halten, können auch die erbge- richte die besichtigung wohl fürnemen, Pufendorf de iurisdictione Germanica, s. 369, iedoch, wenn grobe verbrechen und groser betrug an den müllern zu bestrafen sind, gehöret solches für die obere gerichtbarkeit, Joh. Jodoc Beck von der vogteilichen obrigkeit s. 274. In Franken nennet man es das recht der mülen-schau. Dise hat Brandenburg-Onolzbach im vergleiche mit der Reichs-ritterschaft, ortes Altmül, diser 1724 nach- gelassen, die frais-fälle deshalber sich vorbehalten. Im vertrage angeregten fürstlichen hauses mit dem hochstifte Eichstädt ist 1736 die wasser- und mülen-besichtigung § 5 dem vogtei-herrn, die pein- lichkeit aber dem fraisherrn zugedacht.
§ 2382
wenn keine neue mülen angeleget,
Es kann keine neue müle zum nachteile desjeni- gen, welcher das privilegium hat, daß keine neue
müle
LX haubtſtuͤck
pflicht nachkommen? ferner nachforſchen, wie der muͤlen-bau beſchaffen ſey? ob an demſelben einiger mangel ſich aͤuſſere? ob die muͤle mit allem erfoderlichen tuͤchtigen geſchirre verſehen ſey? ſie haben insbeſondere nach dem ſarch beutel-kappen, waſſer-laufe, den feſtern, ſteinen, dem gemaͤſe ꝛc. zu ſehen, damit den betruͤgereien einhalt beſchehe, Myler von Ehrenbach in metrolog. cap. 17, Hering am a. o. Wo aber keine landesherrli- che muͤlen-voͤgte verordnet ſind, allda gehoͤren die ſtreitigkeiten der muͤlen und waſſer-ſachen in erſter inſtanz fuͤr die aͤmter und die adelichen gerichte.
§ 2381
welcher oberkeit die muͤlen-be- ſichtigung zuſtehet?
Ob aber im uͤbrigen die muͤlen beſichtigung, wo keine beſondere angeordnet iſt, zu der obern oder nidern gerichtbarkeit gehoͤre, iſt unter den rechts- gelehrten ſtrittig. Immittels da eine iede ober- keit, und ieder richter verbunden iſt, uͤber die muͤ- len-ordnungen zu halten, koͤnnen auch die erbge- richte die beſichtigung wohl fuͤrnemen, Pufendorf de iurisdictione Germanica, ſ. 369, iedoch, wenn grobe verbrechen und groſer betrug an den muͤllern zu beſtrafen ſind, gehoͤret ſolches fuͤr die obere gerichtbarkeit, Joh. Jodoc Beck von der vogteilichen obrigkeit ſ. 274. In Franken nennet man es das recht der muͤlen-ſchau. Diſe hat Brandenburg-Onolzbach im vergleiche mit der Reichs-ritterſchaft, ortes Altmuͤl, diſer 1724 nach- gelaſſen, die frais-faͤlle deshalber ſich vorbehalten. Im vertrage angeregten fuͤrſtlichen hauſes mit dem hochſtifte Eichſtaͤdt iſt 1736 die waſſer- und muͤlen-beſichtigung § 5 dem vogtei-herrn, die pein- lichkeit aber dem fraisherrn zugedacht.
§ 2382
wenn keine neue muͤlen angeleget,
Es kann keine neue muͤle zum nachteile desjeni- gen, welcher das privilegium hat, daß keine neue
muͤle
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0962"n="950"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">LX</hi> haubtſtuͤck</hi></fw><lb/>
pflicht nachkommen? ferner nachforſchen, wie<lb/>
der muͤlen-bau beſchaffen ſey? ob an demſelben<lb/>
einiger mangel ſich aͤuſſere? ob die muͤle mit allem<lb/>
erfoderlichen tuͤchtigen geſchirre verſehen ſey? ſie<lb/>
haben insbeſondere nach dem ſarch beutel-kappen,<lb/>
waſſer-laufe, den feſtern, ſteinen, dem gemaͤſe ꝛc.<lb/>
zu ſehen, damit den betruͤgereien einhalt beſchehe,<lb/><hirendition="#fr">Myler von Ehrenbach</hi> in <hirendition="#aq">metrolog.</hi> cap. 17,<lb/><hirendition="#fr">Hering</hi> am a. o. Wo aber keine landesherrli-<lb/>
che muͤlen-voͤgte verordnet ſind, allda gehoͤren die<lb/>ſtreitigkeiten der muͤlen und waſſer-ſachen in erſter<lb/>
inſtanz fuͤr die aͤmter und die adelichen gerichte.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 2381</head><lb/><noteplace="left">welcher<lb/>
oberkeit die<lb/>
muͤlen-be-<lb/>ſichtigung<lb/>
zuſtehet?</note><p>Ob aber im uͤbrigen die muͤlen beſichtigung, wo<lb/>
keine beſondere angeordnet iſt, zu der obern oder<lb/>
nidern gerichtbarkeit gehoͤre, iſt unter den rechts-<lb/>
gelehrten ſtrittig. Immittels da eine iede ober-<lb/>
keit, und ieder richter verbunden iſt, uͤber die muͤ-<lb/>
len-ordnungen zu halten, koͤnnen auch die erbge-<lb/>
richte die beſichtigung wohl fuͤrnemen, <hirendition="#fr">Pufendorf</hi><lb/><hirendition="#aq">de iurisdictione Germanica,</hi>ſ. 369, iedoch,<lb/>
wenn grobe verbrechen und groſer betrug an den<lb/>
muͤllern zu beſtrafen ſind, gehoͤret ſolches fuͤr die<lb/>
obere gerichtbarkeit, <hirendition="#fr">Joh. Jodoc Beck</hi> von der<lb/>
vogteilichen obrigkeit ſ. 274. In Franken nennet<lb/>
man es das recht der muͤlen-ſchau. Diſe hat<lb/>
Brandenburg-Onolzbach im vergleiche mit der<lb/>
Reichs-ritterſchaft, ortes Altmuͤl, diſer 1724 nach-<lb/>
gelaſſen, die frais-faͤlle deshalber ſich vorbehalten.<lb/>
Im vertrage angeregten fuͤrſtlichen hauſes mit<lb/>
dem hochſtifte Eichſtaͤdt iſt 1736 die waſſer- und<lb/>
muͤlen-beſichtigung § 5 dem vogtei-herrn, die pein-<lb/>
lichkeit aber dem fraisherrn zugedacht.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 2382</head><lb/><noteplace="left">wenn keine<lb/>
neue muͤlen<lb/>
angeleget,</note><p>Es kann keine neue muͤle zum nachteile desjeni-<lb/>
gen, welcher das privilegium hat, daß keine neue<lb/><fwplace="bottom"type="catch">muͤle</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[950/0962]
LX haubtſtuͤck
pflicht nachkommen? ferner nachforſchen, wie
der muͤlen-bau beſchaffen ſey? ob an demſelben
einiger mangel ſich aͤuſſere? ob die muͤle mit allem
erfoderlichen tuͤchtigen geſchirre verſehen ſey? ſie
haben insbeſondere nach dem ſarch beutel-kappen,
waſſer-laufe, den feſtern, ſteinen, dem gemaͤſe ꝛc.
zu ſehen, damit den betruͤgereien einhalt beſchehe,
Myler von Ehrenbach in metrolog. cap. 17,
Hering am a. o. Wo aber keine landesherrli-
che muͤlen-voͤgte verordnet ſind, allda gehoͤren die
ſtreitigkeiten der muͤlen und waſſer-ſachen in erſter
inſtanz fuͤr die aͤmter und die adelichen gerichte.
§ 2381
Ob aber im uͤbrigen die muͤlen beſichtigung, wo
keine beſondere angeordnet iſt, zu der obern oder
nidern gerichtbarkeit gehoͤre, iſt unter den rechts-
gelehrten ſtrittig. Immittels da eine iede ober-
keit, und ieder richter verbunden iſt, uͤber die muͤ-
len-ordnungen zu halten, koͤnnen auch die erbge-
richte die beſichtigung wohl fuͤrnemen, Pufendorf
de iurisdictione Germanica, ſ. 369, iedoch,
wenn grobe verbrechen und groſer betrug an den
muͤllern zu beſtrafen ſind, gehoͤret ſolches fuͤr die
obere gerichtbarkeit, Joh. Jodoc Beck von der
vogteilichen obrigkeit ſ. 274. In Franken nennet
man es das recht der muͤlen-ſchau. Diſe hat
Brandenburg-Onolzbach im vergleiche mit der
Reichs-ritterſchaft, ortes Altmuͤl, diſer 1724 nach-
gelaſſen, die frais-faͤlle deshalber ſich vorbehalten.
Im vertrage angeregten fuͤrſtlichen hauſes mit
dem hochſtifte Eichſtaͤdt iſt 1736 die waſſer- und
muͤlen-beſichtigung § 5 dem vogtei-herrn, die pein-
lichkeit aber dem fraisherrn zugedacht.
§ 2382
Es kann keine neue muͤle zum nachteile desjeni-
gen, welcher das privilegium hat, daß keine neue
muͤle
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 950. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/962>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.