Immittels ist die ergreifung des besizes nötig: 1) bei den sachen, welche herrnlos sind, 2) wo- fern iemand eine sache heimlich, oder gewaltsam vorher besessen hat, 3) im falle der besizer mir die sache nicht einräumen will. Weil der erbe nicht dem lezt verstorbenen, sondern dem ersten er- werber sein recht und den besiz zu verdanken hat.
§ 1880
auf was art der besiz er- langet wer- den kan?
Der besiz kan auf verschidene arten erlanget werden, teils durch den kauf, tausch, die beleh- nungen, verjärung, erb- und lehn-folgen, abtre- tungen, einweisung, zuschäzung, gesäze, u. d. g. Sihe des herrn Reichshofrats von Gärtner ab- handelung de materia possessionis territorio- rum S. R. I. immediatorum in titulis et modis, Leipzig 1724. Nach den Teutschen rechten gehet der besiz so fort auf die erben, Estor am a. o. § 121, 122 s. 87. Vom ächten und unächten be- sizer wird in den anfangs-gründen des gemeinen und Reichs-processes tit. 91 § 851 h, i, k, s. 295 gehandelt. Der ächte besizer (b. f. possessor) hat die gerechtsamen eines eigentümers, und wird in ansehung eines dritten dafür gehalten. So bald aber der rechte eigentümer kömmt, höret sein recht auf.
§ 1881
was die be- siz-ergrei- fung erfo- dert?
Die besiz-ergreifung erfodert eine körperliche handlung, welche auch durch einen gevollmächtig- ten und andre rechtmäsige personen verrichtet wer- den kan, wiewol solches gleichfalls durch symboli- sche zeichen, besonders bei den unbeweglichen sa- chen, vermöge der rechte beschehen kan. Sihe das repertorium iuris priuati im ersten teile un- ter dem worte affatomia,von Westphal am a. o. IV s. 1885. Die übergabe der kauf brife
und
XLVII haubtſtuͤck
§ 1879
wo die be- ſiz-ergrei- fung noͤtig iſt?
Immittels iſt die ergreifung des beſizes noͤtig: 1) bei den ſachen, welche herrnlos ſind, 2) wo- fern iemand eine ſache heimlich, oder gewaltſam vorher beſeſſen hat, 3) im falle der beſizer mir die ſache nicht einraͤumen will. Weil der erbe nicht dem lezt verſtorbenen, ſondern dem erſten er- werber ſein recht und den beſiz zu verdanken hat.
§ 1880
auf was art der beſiz er- langet wer- den kan?
Der beſiz kan auf verſchidene arten erlanget werden, teils durch den kauf, tauſch, die beleh- nungen, verjaͤrung, erb- und lehn-folgen, abtre- tungen, einweiſung, zuſchaͤzung, geſaͤze, u. d. g. Sihe des herrn Reichshofrats von Gaͤrtner ab- handelung de materia poſſeſſionis territorio- rum S. R. I. immediatorum in titulis et modis, Leipzig 1724. Nach den Teutſchen rechten gehet der beſiz ſo fort auf die erben, Eſtor am a. o. § 121, 122 ſ. 87. Vom aͤchten und unaͤchten be- ſizer wird in den anfangs-gruͤnden des gemeinen und Reichs-proceſſes tit. 91 § 851 h, i, k, ſ. 295 gehandelt. Der aͤchte beſizer (b. f. poſſeſſor) hat die gerechtſamen eines eigentuͤmers, und wird in anſehung eines dritten dafuͤr gehalten. So bald aber der rechte eigentuͤmer koͤmmt, hoͤret ſein recht auf.
§ 1881
was die be- ſiz-ergrei- fung erfo- dert?
Die beſiz-ergreifung erfodert eine koͤrperliche handlung, welche auch durch einen gevollmaͤchtig- ten und andre rechtmaͤſige perſonen verrichtet wer- den kan, wiewol ſolches gleichfalls durch ſymboli- ſche zeichen, beſonders bei den unbeweglichen ſa- chen, vermoͤge der rechte beſchehen kan. Sihe das repertorium iuris priuati im erſten teile un- ter dem worte affatomia,von Weſtphal am a. o. IV ſ. 1885. Die uͤbergabe der kauf brife
und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0772"n="760"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XLVII</hi> haubtſtuͤck</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§ 1879</head><lb/><noteplace="left">wo die be-<lb/>ſiz-ergrei-<lb/>
fung noͤtig<lb/>
iſt?</note><p>Immittels iſt die ergreifung des beſizes noͤtig:<lb/>
1) bei den ſachen, welche herrnlos ſind, 2) wo-<lb/>
fern iemand eine ſache heimlich, oder gewaltſam<lb/>
vorher beſeſſen hat, 3) im falle der beſizer mir<lb/>
die ſache nicht einraͤumen will. Weil der erbe<lb/>
nicht dem lezt verſtorbenen, ſondern dem erſten er-<lb/>
werber ſein recht und den beſiz zu verdanken hat.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 1880</head><lb/><noteplace="left">auf was art<lb/>
der beſiz er-<lb/>
langet wer-<lb/>
den kan?</note><p>Der beſiz kan auf verſchidene arten erlanget<lb/>
werden, teils durch den kauf, tauſch, die beleh-<lb/>
nungen, verjaͤrung, erb- und lehn-folgen, abtre-<lb/>
tungen, einweiſung, zuſchaͤzung, geſaͤze, u. d. g.<lb/>
Sihe des herrn Reichshofrats <hirendition="#fr">von Gaͤrtner</hi> ab-<lb/>
handelung <hirendition="#aq">de materia poſſeſſionis territorio-<lb/>
rum S. R. I. immediatorum in titulis et modis,</hi><lb/>
Leipzig 1724. Nach den Teutſchen rechten gehet<lb/>
der beſiz ſo fort auf die erben, <hirendition="#fr">Eſtor</hi> am a. o.<lb/>
§ 121, 122 ſ. 87. Vom aͤchten und unaͤchten be-<lb/>ſizer wird in den anfangs-gruͤnden des gemeinen<lb/>
und Reichs-proceſſes tit. 91 § 851 h, i, k, ſ. 295<lb/>
gehandelt. Der aͤchte beſizer <hirendition="#aq">(b. f. poſſeſſor)</hi><lb/>
hat die gerechtſamen eines eigentuͤmers, und wird<lb/>
in anſehung eines dritten dafuͤr gehalten. So<lb/>
bald aber der rechte eigentuͤmer koͤmmt, hoͤret<lb/>ſein recht auf.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 1881</head><lb/><noteplace="left">was die be-<lb/>ſiz-ergrei-<lb/>
fung erfo-<lb/>
dert?</note><p>Die beſiz-ergreifung erfodert eine koͤrperliche<lb/>
handlung, welche auch durch einen gevollmaͤchtig-<lb/>
ten und andre rechtmaͤſige perſonen verrichtet wer-<lb/>
den kan, wiewol ſolches gleichfalls durch ſymboli-<lb/>ſche zeichen, beſonders bei den unbeweglichen ſa-<lb/>
chen, vermoͤge der rechte beſchehen kan. Sihe<lb/>
das <hirendition="#aq">repertorium iuris priuati</hi> im erſten teile un-<lb/>
ter dem worte <hirendition="#aq"><hirendition="#i">affatomia</hi>,</hi><hirendition="#fr">von Weſtphal</hi> am<lb/>
a. o. <hirendition="#aq">IV</hi>ſ. 1885. Die uͤbergabe der kauf brife<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[760/0772]
XLVII haubtſtuͤck
§ 1879
Immittels iſt die ergreifung des beſizes noͤtig:
1) bei den ſachen, welche herrnlos ſind, 2) wo-
fern iemand eine ſache heimlich, oder gewaltſam
vorher beſeſſen hat, 3) im falle der beſizer mir
die ſache nicht einraͤumen will. Weil der erbe
nicht dem lezt verſtorbenen, ſondern dem erſten er-
werber ſein recht und den beſiz zu verdanken hat.
§ 1880
Der beſiz kan auf verſchidene arten erlanget
werden, teils durch den kauf, tauſch, die beleh-
nungen, verjaͤrung, erb- und lehn-folgen, abtre-
tungen, einweiſung, zuſchaͤzung, geſaͤze, u. d. g.
Sihe des herrn Reichshofrats von Gaͤrtner ab-
handelung de materia poſſeſſionis territorio-
rum S. R. I. immediatorum in titulis et modis,
Leipzig 1724. Nach den Teutſchen rechten gehet
der beſiz ſo fort auf die erben, Eſtor am a. o.
§ 121, 122 ſ. 87. Vom aͤchten und unaͤchten be-
ſizer wird in den anfangs-gruͤnden des gemeinen
und Reichs-proceſſes tit. 91 § 851 h, i, k, ſ. 295
gehandelt. Der aͤchte beſizer (b. f. poſſeſſor)
hat die gerechtſamen eines eigentuͤmers, und wird
in anſehung eines dritten dafuͤr gehalten. So
bald aber der rechte eigentuͤmer koͤmmt, hoͤret
ſein recht auf.
§ 1881
Die beſiz-ergreifung erfodert eine koͤrperliche
handlung, welche auch durch einen gevollmaͤchtig-
ten und andre rechtmaͤſige perſonen verrichtet wer-
den kan, wiewol ſolches gleichfalls durch ſymboli-
ſche zeichen, beſonders bei den unbeweglichen ſa-
chen, vermoͤge der rechte beſchehen kan. Sihe
das repertorium iuris priuati im erſten teile un-
ter dem worte affatomia, von Weſtphal am
a. o. IV ſ. 1885. Die uͤbergabe der kauf brife
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/772>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.