Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.CXV haubtst. von der recht überire kinder zu.zu irem besten abzilet, folglich stehet inen das recht zu, wo die güte nichts verfangen will, die kinder tätlich zu züchtigen. Dise züchtigung aber muß iederzeit dahin abzwecken, daß der kinder vollkom- menheiten befördert werden mögen, wiewol die wenigsten ältern ire pflichten deßfalls beobachten. Alle ältern sollten nach den ungemein vernünfti- gen regeln, welche Rollin am a. o. vorgeschriben hat, zu werke gehen. Denn die eindrücke des guten und bösen bekommen die menschen in den ersten jaren und dise wachsen mit den zunemenden jaren in die ganze natur. Es ist alsdann schwer die sitten in eine andere form zu güssen. Die be- sten pflanzen verderben, wenn sie einem unverstän- digen gärtner in die hände geraten; da hingegen ein geübter und erfarner gärtner auch die wilden stämme durch zeitige beugungen, schneiden, pfro- pfen, und oculiren, tragbar, schön, nüzlich, und die noth- wendigkeit der kinder- zucht wird gezeiget.brauchbar zu machen suchet. Die zucht der menschlichen gemüter erfodert eine gleiche und noch grössere sorgfalt sowohl wissenschaft, wenn sie wohl geraten und einen guten ausgang gewinnen soll, in betracht selbige auf das innerliche und äusserliche des leibes und der selen gehet, wie dann auch die gemeine wohlfart eines states davon ab- hänget, tugendhafte, sittsame, gottesfürchtige und vernünftige untertanen zu haben. Will de- ren ein weiser regent teilhaftig werden; so muß er dieses geschäfte mit aller ersinnlichen sorgfalt und aufmerksamkeit sich am herzen ligen lassen. Denn die gute einrichtung der kinderzucht ist auch ein wirksames mittel die faulheit und den müssig- gang auszurotten. Die jugend ist daher in den grundsäzen und begriffen der gottesfurcht, guter sitten, der ehre und redlichkeit zu unterweisen; der fleis, als die rümlichste eigenschaft eines mit- glides
CXV haubtſt. von der recht uͤberire kinder zu.zu irem beſten abzilet, folglich ſtehet inen das recht zu, wo die guͤte nichts verfangen will, die kinder taͤtlich zu zuͤchtigen. Diſe zuͤchtigung aber muß iederzeit dahin abzwecken, daß der kinder vollkom- menheiten befoͤrdert werden moͤgen, wiewol die wenigſten aͤltern ire pflichten deßfalls beobachten. Alle aͤltern ſollten nach den ungemein vernuͤnfti- gen regeln, welche Rollin am a. o. vorgeſchriben hat, zu werke gehen. Denn die eindruͤcke des guten und boͤſen bekommen die menſchen in den erſten jaren und diſe wachſen mit den zunemenden jaren in die ganze natur. Es iſt alsdann ſchwer die ſitten in eine andere form zu guͤſſen. Die be- ſten pflanzen verderben, wenn ſie einem unverſtaͤn- digen gaͤrtner in die haͤnde geraten; da hingegen ein geuͤbter und erfarner gaͤrtner auch die wilden ſtaͤmme durch zeitige beugungen, ſchneiden, pfro- pfen, und oculiren, tragbar, ſchoͤn, nuͤzlich, und die noth- wendigkeit der kinder- zucht wird gezeiget.brauchbar zu machen ſuchet. Die zucht der menſchlichen gemuͤter erfodert eine gleiche und noch groͤſſere ſorgfalt ſowohl wiſſenſchaft, wenn ſie wohl geraten und einen guten ausgang gewinnen ſoll, in betracht ſelbige auf das innerliche und aͤuſſerliche des leibes und der ſelen gehet, wie dann auch die gemeine wohlfart eines ſtates davon ab- haͤnget, tugendhafte, ſittſame, gottesfuͤrchtige und vernuͤnftige untertanen zu haben. Will de- ren ein weiſer regent teilhaftig werden; ſo muß er dieſes geſchaͤfte mit aller erſinnlichen ſorgfalt und aufmerkſamkeit ſich am herzen ligen laſſen. Denn die gute einrichtung der kinderzucht iſt auch ein wirkſames mittel die faulheit und den muͤſſig- gang auszurotten. Die jugend iſt daher in den grundſaͤzen und begriffen der gottesfurcht, guter ſitten, der ehre und redlichkeit zu unterweiſen; der fleis, als die ruͤmlichſte eigenſchaft eines mit- glides
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CXV haubtſt. von der
zu irem beſten abzilet, folglich ſtehet inen das recht
zu, wo die guͤte nichts verfangen will, die kinder
taͤtlich zu zuͤchtigen. Diſe zuͤchtigung aber muß
iederzeit dahin abzwecken, daß der kinder vollkom-
menheiten befoͤrdert werden moͤgen, wiewol die
wenigſten aͤltern ire pflichten deßfalls beobachten.
Alle aͤltern ſollten nach den ungemein vernuͤnfti-
gen regeln, welche Rollin am a. o. vorgeſchriben
hat, zu werke gehen. Denn die eindruͤcke des
guten und boͤſen bekommen die menſchen in den
erſten jaren und diſe wachſen mit den zunemenden
jaren in die ganze natur. Es iſt alsdann ſchwer
die ſitten in eine andere form zu guͤſſen. Die be-
ſten pflanzen verderben, wenn ſie einem unverſtaͤn-
digen gaͤrtner in die haͤnde geraten; da hingegen
ein geuͤbter und erfarner gaͤrtner auch die wilden
ſtaͤmme durch zeitige beugungen, ſchneiden, pfro-
pfen, und oculiren, tragbar, ſchoͤn, nuͤzlich, und
brauchbar zu machen ſuchet. Die zucht der
menſchlichen gemuͤter erfodert eine gleiche und noch
groͤſſere ſorgfalt ſowohl wiſſenſchaft, wenn ſie
wohl geraten und einen guten ausgang gewinnen
ſoll, in betracht ſelbige auf das innerliche und
aͤuſſerliche des leibes und der ſelen gehet, wie dann
auch die gemeine wohlfart eines ſtates davon ab-
haͤnget, tugendhafte, ſittſame, gottesfuͤrchtige
und vernuͤnftige untertanen zu haben. Will de-
ren ein weiſer regent teilhaftig werden; ſo muß
er dieſes geſchaͤfte mit aller erſinnlichen ſorgfalt
und aufmerkſamkeit ſich am herzen ligen laſſen.
Denn die gute einrichtung der kinderzucht iſt auch
ein wirkſames mittel die faulheit und den muͤſſig-
gang auszurotten. Die jugend iſt daher in den
grundſaͤzen und begriffen der gottesfurcht, guter
ſitten, der ehre und redlichkeit zu unterweiſen;
der fleis, als die ruͤmlichſte eigenſchaft eines mit-
glides
recht uͤber
ire kinder
zu.
die noth-
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