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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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beiderseitigen geschenken etc.
eheleuten gemein wurde; so konnte dennoch die
frau sich ausbedingen, daß sie von dem ihrigen
etwas für sich behielte, und damit thun und lassen
konnte, was sie wollte.

Hundert und sibentes haubtstück
Von den beiderseitigen Geschenken
der Verlobten und der Hochzeitgäste.
§ 794

Bei oder bald nach der verlobung beehren diewas die gift
auf die
treue, oder
der mal-
schaz,

brautleute einander mit kugel- oder treu-rin-
gen, darinn eines ieden namen stehet. Der braut
reichet der bräutigam an gelte etwas auf die treue.
Die braut machet dem bräutigam ein gegenge-
schenke. Dergleichen beiderlei geschenke nennet
man in Sachsen den malschaz, die civilisten heis-
sen sie arrham. Bei gemeinen leuten füret der
bräutigam die braut zum markte und ins wein-
haus, er muß ihr auch wohl etwas wo kaufen.
Bei angesehenen personen sorget der bräutigam
für das brautkleid, darin sie getrauet wird; für
die spizen, handschuhe, strümpfe und schuhe, auch
pantoffeln. Die braut schenket dargegen das
brauthemd, den schlafrok und pantoffeln etc. ih-
rem bräutigam.

§ 795

Sotane gift auf die treue ist von der wiederlage,wie sie von
der wieder-
lage unter-
schiden,

oder dem gegenvermächtnisse unterschiden. Ein
iedes der brautleute erlanget das eigentum davon.

§ 796

Dises letztere, was die verlobte sich als braut-und die
brautfreige-
bigkeit ist.

leute schenken, heisset die brautfreigebigkeit
(sponsalitia largitas), Bardili de sponsalitia lar-

gitate.
Y 2

beiderſeitigen geſchenken ꝛc.
eheleuten gemein wurde; ſo konnte dennoch die
frau ſich ausbedingen, daß ſie von dem ihrigen
etwas fuͤr ſich behielte, und damit thun und laſſen
konnte, was ſie wollte.

Hundert und ſibentes haubtſtuͤck
Von den beiderſeitigen Geſchenken
der Verlobten und der Hochzeitgaͤſte.
§ 794

Bei oder bald nach der verlobung beehren diewas die gift
auf die
treue, oder
der mal-
ſchaz,

brautleute einander mit kugel- oder treu-rin-
gen, darinn eines ieden namen ſtehet. Der braut
reichet der braͤutigam an gelte etwas auf die treue.
Die braut machet dem braͤutigam ein gegenge-
ſchenke. Dergleichen beiderlei geſchenke nennet
man in Sachſen den malſchaz, die civiliſten heiſ-
ſen ſie arrham. Bei gemeinen leuten fuͤret der
braͤutigam die braut zum markte und ins wein-
haus, er muß ihr auch wohl etwas wo kaufen.
Bei angeſehenen perſonen ſorget der braͤutigam
fuͤr das brautkleid, darin ſie getrauet wird; fuͤr
die ſpizen, handſchuhe, ſtruͤmpfe und ſchuhe, auch
pantoffeln. Die braut ſchenket dargegen das
brauthemd, den ſchlafrok und pantoffeln ꝛc. ih-
rem braͤutigam.

§ 795

Sotane gift auf die treue iſt von der wiederlage,wie ſie von
der wieder-
lage unter-
ſchiden,

oder dem gegenvermaͤchtniſſe unterſchiden. Ein
iedes der brautleute erlanget das eigentum davon.

§ 796

Diſes letztere, was die verlobte ſich als braut-und die
brautfreige-
bigkeit iſt.

leute ſchenken, heiſſet die brautfreigebigkeit
(ſponſalitia largitas), Bardili de ſponſalitia lar-

gitate.
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[339/0351] beiderſeitigen geſchenken ꝛc. eheleuten gemein wurde; ſo konnte dennoch die frau ſich ausbedingen, daß ſie von dem ihrigen etwas fuͤr ſich behielte, und damit thun und laſſen konnte, was ſie wollte. Hundert und ſibentes haubtſtuͤck Von den beiderſeitigen Geſchenken der Verlobten und der Hochzeitgaͤſte. § 794 Bei oder bald nach der verlobung beehren die brautleute einander mit kugel- oder treu-rin- gen, darinn eines ieden namen ſtehet. Der braut reichet der braͤutigam an gelte etwas auf die treue. Die braut machet dem braͤutigam ein gegenge- ſchenke. Dergleichen beiderlei geſchenke nennet man in Sachſen den malſchaz, die civiliſten heiſ- ſen ſie arrham. Bei gemeinen leuten fuͤret der braͤutigam die braut zum markte und ins wein- haus, er muß ihr auch wohl etwas wo kaufen. Bei angeſehenen perſonen ſorget der braͤutigam fuͤr das brautkleid, darin ſie getrauet wird; fuͤr die ſpizen, handſchuhe, ſtruͤmpfe und ſchuhe, auch pantoffeln. Die braut ſchenket dargegen das brauthemd, den ſchlafrok und pantoffeln ꝛc. ih- rem braͤutigam. was die gift auf die treue, oder der mal- ſchaz, § 795 Sotane gift auf die treue iſt von der wiederlage, oder dem gegenvermaͤchtniſſe unterſchiden. Ein iedes der brautleute erlanget das eigentum davon. wie ſie von der wieder- lage unter- ſchiden, § 796 Diſes letztere, was die verlobte ſich als braut- leute ſchenken, heiſſet die brautfreigebigkeit (ſponſalitia largitas), Bardili de ſponſalitia lar- gitate. und die brautfreige- bigkeit iſt. Y 2

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/351>, abgerufen am 21.11.2024.