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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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III haubtst. von den Reichssazungen
§ 52
die miß-
bräuche
sind keine
gewonhei-
ten.

Von den gewonheiten sind die mißbräuche zu
unterscheiden. Dise sind entweder unvernünftig,
oder lächerlich. Daher saget man: "mißbrauch
"ist keine gewonheit", Pistorius cent. 8 par-
oem.
58

Drittes haubtstück
von den
Reichssazungen auch gnadenbrifen.
§ 53
was die
reichssa-
zung sey?

Eine Reichssazung heiset eine verordnung des
Teutschen königes, welche mit einwilligung
der stände solcher handlungen halber, welche das
Teutsche reich angehen, gemacht werden. Es ha-
ben bereits die ältesten Fränckischen könige der
stände einwilligung genommen, Pagi in der critica
ad annales Baronii, T. II
s. 350 Sie nenneten sol-
che pacten, brife, capitula, wenn sie von weltli-
chen sachen, und capitularia, wenn sie von geist-
lichen sachen handelten. Die zusammenkünfte we-
gen verfertigung der weltlichen gesäze hiesen pla-
cita, und wegen der geistlichen sönden (synoden).

§ 54
wie sie be-
kannt ge-
machet
worden,
statt deren
brauchte
man die
zweikäm-
pfe,
wie die
reichsgesäze

Die gesäze wurden durch die bischöfe, oder
missos dominicos bekannt gemachet.

§ 55

An statt der gesäze brauchte man zuweilen die
zweikämpfe; die aber hernach abgekommen sind.

§ 56

Heut zu tage können keine Reichsgesäze ohne der
stände einwilligung gegeben werden, obgleich her-

nach
III haubtſt. von den Reichsſazungen
§ 52
die miß-
braͤuche
ſind keine
gewonhei-
ten.

Von den gewonheiten ſind die mißbraͤuche zu
unterſcheiden. Diſe ſind entweder unvernuͤnftig,
oder laͤcherlich. Daher ſaget man: „mißbrauch
„iſt keine gewonheit„, Piſtorius cent. 8 par-
oem.
58

Drittes haubtſtuͤck
von den
Reichsſazungen auch gnadenbrifen.
§ 53
was die
reichsſa-
zung ſey?

Eine Reichsſazung heiſet eine verordnung des
Teutſchen koͤniges, welche mit einwilligung
der ſtaͤnde ſolcher handlungen halber, welche das
Teutſche reich angehen, gemacht werden. Es ha-
ben bereits die aͤlteſten Fraͤnckiſchen koͤnige der
ſtaͤnde einwilligung genommen, Pagi in der critica
ad annales Baronii, T. II
ſ. 350 Sie nenneten ſol-
che pacten, brife, capitula, wenn ſie von weltli-
chen ſachen, und capitularia, wenn ſie von geiſt-
lichen ſachen handelten. Die zuſammenkuͤnfte we-
gen verfertigung der weltlichen geſaͤze hieſen pla-
cita, und wegen der geiſtlichen ſoͤnden (ſynoden).

§ 54
wie ſie be-
kannt ge-
machet
worden,
ſtatt deren
brauchte
man die
zweikaͤm-
pfe,
wie die
reichsgeſaͤze

Die geſaͤze wurden durch die biſchoͤfe, oder
miſſos dominicos bekannt gemachet.

§ 55

An ſtatt der geſaͤze brauchte man zuweilen die
zweikaͤmpfe; die aber hernach abgekommen ſind.

§ 56

Heut zu tage koͤnnen keine Reichsgeſaͤze ohne der
ſtaͤnde einwilligung gegeben werden, obgleich her-

nach
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[22/0032] III haubtſt. von den Reichsſazungen § 52 Von den gewonheiten ſind die mißbraͤuche zu unterſcheiden. Diſe ſind entweder unvernuͤnftig, oder laͤcherlich. Daher ſaget man: „mißbrauch „iſt keine gewonheit„, Piſtorius cent. 8 par- oem. 58 Drittes haubtſtuͤck von den Reichsſazungen auch gnadenbrifen. § 53 Eine Reichsſazung heiſet eine verordnung des Teutſchen koͤniges, welche mit einwilligung der ſtaͤnde ſolcher handlungen halber, welche das Teutſche reich angehen, gemacht werden. Es ha- ben bereits die aͤlteſten Fraͤnckiſchen koͤnige der ſtaͤnde einwilligung genommen, Pagi in der critica ad annales Baronii, T. II ſ. 350 Sie nenneten ſol- che pacten, brife, capitula, wenn ſie von weltli- chen ſachen, und capitularia, wenn ſie von geiſt- lichen ſachen handelten. Die zuſammenkuͤnfte we- gen verfertigung der weltlichen geſaͤze hieſen pla- cita, und wegen der geiſtlichen ſoͤnden (ſynoden). § 54 Die geſaͤze wurden durch die biſchoͤfe, oder miſſos dominicos bekannt gemachet. § 55 An ſtatt der geſaͤze brauchte man zuweilen die zweikaͤmpfe; die aber hernach abgekommen ſind. § 56 Heut zu tage koͤnnen keine Reichsgeſaͤze ohne der ſtaͤnde einwilligung gegeben werden, obgleich her- nach

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/32>, abgerufen am 21.11.2024.