Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite
LXXXIX haubtstück
§ 653

Anfangs arbeiteten die bildhauer im tone;
darauf fertigten sie auch bilder aus gypse und
wachse; nächstdem aus holze, ferner aus mar-
mor und zwar dem weisen. Die lebensgeschichte
der berümtesten Grichischen bildhauer hat Rollin
am a. o. s. 95-139 mitgeteilet. Der Venus zu
Florenz im Großherzoglichen octogon-sale felet
nichts, als das leben, imgleichen dem Faunus
im Barberinischen, dem Hercules und stire im
Farnesischen, dem fechter im Borghesischen, dem
Laocoon und Antinous, auch der Venus im Va-
ticanischen palaste, dem bocke in des prinzen Ju-
stiniani, dem Meleager des Pighi und den X
marmornen bildsäulen auf der engels-brücke zu
Rom mangelt nichts, als das leben.

Neun und achtzigstes haubtstück
von den edelgesteinschneidern.
§ 654
von den
steinschnei-
dern.

Susanna Maria Preislerin, eine tochter des
Dorsche zu Nürnberg ist dermalen die zir-
de Teutschlandes in diser kunst, besage Köhlers
M. B. teil XVII s. 65 fgg. Die alten stein-
schneider haben die edelgesteine mit kleinen schnei-
demessergen beschnitten und geschnitten. Heut zu
tage schneidet man sie nicht mehr, sondern man
reibet die bildung mit ganz feinem diamantstau-
be, oder diamant-bord, oder schmergelstaube ab,
und bildet sie nach und nach durchs reiben. Ver-
mittels des vergröserungs-glases kau man sehen,
was geriben und geschnidten ist. Die alte arbeit
hat gleiche, gerade, gelinde und sich selbst ver-

lirende
LXXXIX haubtſtuͤck
§ 653

Anfangs arbeiteten die bildhauer im tone;
darauf fertigten ſie auch bilder aus gypſe und
wachſe; naͤchſtdem aus holze, ferner aus mar-
mor und zwar dem weiſen. Die lebensgeſchichte
der beruͤmteſten Grichiſchen bildhauer hat Rollin
am a. o. ſ. 95-139 mitgeteilet. Der Venus zu
Florenz im Großherzoglichen octogon-ſale felet
nichts, als das leben, imgleichen dem Faunus
im Barberiniſchen, dem Hercules und ſtire im
Farneſiſchen, dem fechter im Borgheſiſchen, dem
Laocoon und Antinous, auch der Venus im Va-
ticaniſchen palaſte, dem bocke in des prinzen Ju-
ſtiniani, dem Meleager des Pighi und den X
marmornen bildſaͤulen auf der engels-bruͤcke zu
Rom mangelt nichts, als das leben.

Neun und achtzigſtes haubtſtuͤck
von den edelgeſteinſchneidern.
§ 654
von den
ſteinſchnei-
dern.

Suſanna Maria Preislerin, eine tochter des
Dorſche zu Nuͤrnberg iſt dermalen die zir-
de Teutſchlandes in diſer kunſt, beſage Koͤhlers
M. B. teil XVII ſ. 65 fgg. Die alten ſtein-
ſchneider haben die edelgeſteine mit kleinen ſchnei-
demeſſergen beſchnitten und geſchnitten. Heut zu
tage ſchneidet man ſie nicht mehr, ſondern man
reibet die bildung mit ganz feinem diamantſtau-
be, oder diamant-bord, oder ſchmergelſtaube ab,
und bildet ſie nach und nach durchs reiben. Ver-
mittels des vergroͤſerungs-glaſes kau man ſehen,
was geriben und geſchnidten iſt. Die alte arbeit
hat gleiche, gerade, gelinde und ſich ſelbſt ver-

lirende
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <pb facs="#f0282" n="270"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXXXIX</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi> </fw><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 653</head><lb/>
          <p>Anfangs arbeiteten die bildhauer im tone;<lb/>
darauf fertigten &#x017F;ie auch bilder aus gyp&#x017F;e und<lb/>
wach&#x017F;e; na&#x0364;ch&#x017F;tdem aus holze, ferner aus mar-<lb/>
mor und zwar dem wei&#x017F;en. Die lebensge&#x017F;chichte<lb/>
der beru&#x0364;mte&#x017F;ten Grichi&#x017F;chen bildhauer hat <hi rendition="#fr">Rollin</hi><lb/>
am a. o. &#x017F;. 95-139 mitgeteilet. Der Venus zu<lb/>
Florenz im Großherzoglichen octogon-&#x017F;ale felet<lb/>
nichts, als das leben, imgleichen dem Faunus<lb/>
im Barberini&#x017F;chen, dem Hercules und &#x017F;tire im<lb/>
Farne&#x017F;i&#x017F;chen, dem fechter im Borghe&#x017F;i&#x017F;chen, dem<lb/>
Laocoon und Antinous, auch der Venus im Va-<lb/>
ticani&#x017F;chen pala&#x017F;te, dem bocke in des prinzen Ju-<lb/>
&#x017F;tiniani, dem Meleager des Pighi und den <hi rendition="#aq">X</hi><lb/>
marmornen bild&#x017F;a&#x0364;ulen auf der engels-bru&#x0364;cke zu<lb/>
Rom mangelt nichts, als das leben.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="2">
        <head> <hi rendition="#b">Neun und achtzig&#x017F;tes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/><hi rendition="#g">von den edelge&#x017F;tein&#x017F;chneidern</hi>.</hi> </head><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 654</head><lb/>
          <note place="left">von den<lb/>
&#x017F;tein&#x017F;chnei-<lb/>
dern.</note>
          <p><hi rendition="#in">S</hi>u&#x017F;anna Maria Preislerin, eine tochter des<lb/>
Dor&#x017F;che zu Nu&#x0364;rnberg i&#x017F;t dermalen die zir-<lb/>
de Teut&#x017F;chlandes in di&#x017F;er kun&#x017F;t, be&#x017F;age <hi rendition="#fr">Ko&#x0364;hlers</hi><lb/>
M. B. teil <hi rendition="#aq">XVII</hi> &#x017F;. 65 fgg. Die alten &#x017F;tein-<lb/>
&#x017F;chneider haben die edelge&#x017F;teine mit kleinen &#x017F;chnei-<lb/>
deme&#x017F;&#x017F;ergen be&#x017F;chnitten und ge&#x017F;chnitten. Heut zu<lb/>
tage &#x017F;chneidet man &#x017F;ie nicht mehr, &#x017F;ondern man<lb/>
reibet die bildung mit ganz feinem diamant&#x017F;tau-<lb/>
be, oder diamant-bord, oder &#x017F;chmergel&#x017F;taube ab,<lb/>
und bildet &#x017F;ie nach und nach durchs reiben. Ver-<lb/>
mittels des vergro&#x0364;&#x017F;erungs-gla&#x017F;es kau man &#x017F;ehen,<lb/>
was geriben und ge&#x017F;chnidten i&#x017F;t. Die alte arbeit<lb/>
hat gleiche, gerade, gelinde und &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lirende</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0282] LXXXIX haubtſtuͤck § 653 Anfangs arbeiteten die bildhauer im tone; darauf fertigten ſie auch bilder aus gypſe und wachſe; naͤchſtdem aus holze, ferner aus mar- mor und zwar dem weiſen. Die lebensgeſchichte der beruͤmteſten Grichiſchen bildhauer hat Rollin am a. o. ſ. 95-139 mitgeteilet. Der Venus zu Florenz im Großherzoglichen octogon-ſale felet nichts, als das leben, imgleichen dem Faunus im Barberiniſchen, dem Hercules und ſtire im Farneſiſchen, dem fechter im Borgheſiſchen, dem Laocoon und Antinous, auch der Venus im Va- ticaniſchen palaſte, dem bocke in des prinzen Ju- ſtiniani, dem Meleager des Pighi und den X marmornen bildſaͤulen auf der engels-bruͤcke zu Rom mangelt nichts, als das leben. Neun und achtzigſtes haubtſtuͤck von den edelgeſteinſchneidern. § 654 Suſanna Maria Preislerin, eine tochter des Dorſche zu Nuͤrnberg iſt dermalen die zir- de Teutſchlandes in diſer kunſt, beſage Koͤhlers M. B. teil XVII ſ. 65 fgg. Die alten ſtein- ſchneider haben die edelgeſteine mit kleinen ſchnei- demeſſergen beſchnitten und geſchnitten. Heut zu tage ſchneidet man ſie nicht mehr, ſondern man reibet die bildung mit ganz feinem diamantſtau- be, oder diamant-bord, oder ſchmergelſtaube ab, und bildet ſie nach und nach durchs reiben. Ver- mittels des vergroͤſerungs-glaſes kau man ſehen, was geriben und geſchnidten iſt. Die alte arbeit hat gleiche, gerade, gelinde und ſich ſelbſt ver- lirende

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/282
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/282>, abgerufen am 03.12.2024.