Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite
LXXVI haubtst. von den
§ 590
die einrich-
tung der
zerglide-
rungsschu-
le,

Damit die ärzte und wundärzte eine schule zur
zergliederung haben; so sorget die policei für ein
zergliderungs-gebäude in ieder provinz. Dassel-
be ist inwändig mit einem saale versehen, der in
der mitte einen grosen tisch hat, worauf der todte
körper geleget wird. Runt herum gehen bänke.
Je weiter selbige davon entfernet sind, desto er-
habener selbige seyn müssen, damit die zuschauer
alles beobachten können.

§ 591
dessen erfo-
dernisse,

In diesem zergliderungs-gebäude, werden er-
fodert 1) kammern mit schränken und fachen, 2)
ein gewölbe, und 3) eine küche. Die kammern
dienen die geribben der körper, wie auch die ge-
rädschaften zur zergliderung aufzubewaren. Im
gewölbe werden die todten körper wider die fäul-
niß erhalten; die küche dienet zur absonderung des
fleisches von den knochen, vermittelst des kochens.

§ 592
der wund-
ärzte anzal
ist zu ver-
meren.

Ferner sihet die policei dahin, daß die anzal
der wundärzte anwachse; hergegen der hause der
barbirer vermindert werde; in betracht der
menschliche körper viel zu edel ist, als solchen den
pfuschern preis zu geben.

§ 593
wie diese
angezogen
werden mö-
gen?

Um die regiments-feldscherer anzuziehen, liset
die policei gewisse der wundarzenei beflissenen aus,
die zugleich so viel aus der arzenei-kunde er-
lernen, was in die gemeine krankheiten der sol-
daten einschlägt, z. e. die fiber, rote und weise
ruren, bauchgrimmen (colic) venus-seuche etc.
Der herr graf von Khevenhüller am a. o. s. 150.

Siben
LXXVI haubtſt. von den
§ 590
die einrich-
tung der
zerglide-
rungsſchu-
le,

Damit die aͤrzte und wundaͤrzte eine ſchule zur
zergliederung haben; ſo ſorget die policei fuͤr ein
zergliderungs-gebaͤude in ieder provinz. Daſſel-
be iſt inwaͤndig mit einem ſaale verſehen, der in
der mitte einen groſen tiſch hat, worauf der todte
koͤrper geleget wird. Runt herum gehen baͤnke.
Je weiter ſelbige davon entfernet ſind, deſto er-
habener ſelbige ſeyn muͤſſen, damit die zuſchauer
alles beobachten koͤnnen.

§ 591
deſſen erfo-
derniſſe,

In dieſem zergliderungs-gebaͤude, werden er-
fodert 1) kammern mit ſchraͤnken und fachen, 2)
ein gewoͤlbe, und 3) eine kuͤche. Die kammern
dienen die geribben der koͤrper, wie auch die ge-
raͤdſchaften zur zergliderung aufzubewaren. Im
gewoͤlbe werden die todten koͤrper wider die faͤul-
niß erhalten; die kuͤche dienet zur abſonderung des
fleiſches von den knochen, vermittelſt des kochens.

§ 592
der wund-
aͤrzte anzal
iſt zu ver-
meren.

Ferner ſihet die policei dahin, daß die anzal
der wundaͤrzte anwachſe; hergegen der hauſe der
barbirer vermindert werde; in betracht der
menſchliche koͤrper viel zu edel iſt, als ſolchen den
pfuſchern preis zu geben.

§ 593
wie dieſe
angezogen
werden moͤ-
gen?

Um die regiments-feldſcherer anzuziehen, liſet
die policei gewiſſe der wundarzenei befliſſenen aus,
die zugleich ſo viel aus der arzenei-kunde er-
lernen, was in die gemeine krankheiten der ſol-
daten einſchlaͤgt, z. e. die fiber, rote und weiſe
ruren, bauchgrimmen (colic) venus-ſeuche ꝛc.
Der herr graf von Khevenhuͤller am a. o. ſ. 150.

Siben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <pb facs="#f0254" n="242"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXXVI</hi> haubt&#x017F;t. von den</hi> </fw><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 590</head><lb/>
          <note place="left">die einrich-<lb/>
tung der<lb/>
zerglide-<lb/>
rungs&#x017F;chu-<lb/>
le,</note>
          <p>Damit die a&#x0364;rzte und wunda&#x0364;rzte eine &#x017F;chule zur<lb/>
zergliederung haben; &#x017F;o &#x017F;orget die policei fu&#x0364;r ein<lb/>
zergliderungs-geba&#x0364;ude in ieder provinz. Da&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
be i&#x017F;t inwa&#x0364;ndig mit einem &#x017F;aale ver&#x017F;ehen, der in<lb/>
der mitte einen gro&#x017F;en ti&#x017F;ch hat, worauf der todte<lb/>
ko&#x0364;rper geleget wird. Runt herum gehen ba&#x0364;nke.<lb/>
Je weiter &#x017F;elbige davon entfernet &#x017F;ind, de&#x017F;to er-<lb/>
habener &#x017F;elbige &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, damit die zu&#x017F;chauer<lb/>
alles beobachten ko&#x0364;nnen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 591</head><lb/>
          <note place="left">de&#x017F;&#x017F;en erfo-<lb/>
derni&#x017F;&#x017F;e,</note>
          <p>In die&#x017F;em zergliderungs-geba&#x0364;ude, werden er-<lb/>
fodert 1) kammern mit &#x017F;chra&#x0364;nken und fachen, 2)<lb/>
ein gewo&#x0364;lbe, und 3) eine ku&#x0364;che. Die kammern<lb/>
dienen die geribben der ko&#x0364;rper, wie auch die ge-<lb/>
ra&#x0364;d&#x017F;chaften zur zergliderung aufzubewaren. Im<lb/>
gewo&#x0364;lbe werden die todten ko&#x0364;rper wider die fa&#x0364;ul-<lb/>
niß erhalten; die ku&#x0364;che dienet zur ab&#x017F;onderung des<lb/>
flei&#x017F;ches von den knochen, vermittel&#x017F;t des kochens.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 592</head><lb/>
          <note place="left">der wund-<lb/>
a&#x0364;rzte anzal<lb/>
i&#x017F;t zu ver-<lb/>
meren.</note>
          <p>Ferner &#x017F;ihet die policei dahin, daß die anzal<lb/>
der wunda&#x0364;rzte anwach&#x017F;e; hergegen der hau&#x017F;e der<lb/>
barbirer vermindert werde; in betracht der<lb/>
men&#x017F;chliche ko&#x0364;rper viel zu edel i&#x017F;t, als &#x017F;olchen den<lb/>
pfu&#x017F;chern preis zu geben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 593</head><lb/>
          <note place="left">wie die&#x017F;e<lb/>
angezogen<lb/>
werden mo&#x0364;-<lb/>
gen?</note>
          <p>Um die regiments-feld&#x017F;cherer anzuziehen, li&#x017F;et<lb/>
die policei gewi&#x017F;&#x017F;e der wundarzenei befli&#x017F;&#x017F;enen aus,<lb/>
die zugleich &#x017F;o viel aus der arzenei-kunde er-<lb/>
lernen, was in die gemeine krankheiten der &#x017F;ol-<lb/>
daten ein&#x017F;chla&#x0364;gt, z. e. die fiber, rote und wei&#x017F;e<lb/>
ruren, bauchgrimmen (<hi rendition="#aq">colic</hi>) venus-&#x017F;euche &#xA75B;c.<lb/>
Der herr graf <hi rendition="#fr">von Khevenhu&#x0364;ller</hi> am a. o. &#x017F;. 150.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Siben</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0254] LXXVI haubtſt. von den § 590 Damit die aͤrzte und wundaͤrzte eine ſchule zur zergliederung haben; ſo ſorget die policei fuͤr ein zergliderungs-gebaͤude in ieder provinz. Daſſel- be iſt inwaͤndig mit einem ſaale verſehen, der in der mitte einen groſen tiſch hat, worauf der todte koͤrper geleget wird. Runt herum gehen baͤnke. Je weiter ſelbige davon entfernet ſind, deſto er- habener ſelbige ſeyn muͤſſen, damit die zuſchauer alles beobachten koͤnnen. § 591 In dieſem zergliderungs-gebaͤude, werden er- fodert 1) kammern mit ſchraͤnken und fachen, 2) ein gewoͤlbe, und 3) eine kuͤche. Die kammern dienen die geribben der koͤrper, wie auch die ge- raͤdſchaften zur zergliderung aufzubewaren. Im gewoͤlbe werden die todten koͤrper wider die faͤul- niß erhalten; die kuͤche dienet zur abſonderung des fleiſches von den knochen, vermittelſt des kochens. § 592 Ferner ſihet die policei dahin, daß die anzal der wundaͤrzte anwachſe; hergegen der hauſe der barbirer vermindert werde; in betracht der menſchliche koͤrper viel zu edel iſt, als ſolchen den pfuſchern preis zu geben. § 593 Um die regiments-feldſcherer anzuziehen, liſet die policei gewiſſe der wundarzenei befliſſenen aus, die zugleich ſo viel aus der arzenei-kunde er- lernen, was in die gemeine krankheiten der ſol- daten einſchlaͤgt, z. e. die fiber, rote und weiſe ruren, bauchgrimmen (colic) venus-ſeuche ꝛc. Der herr graf von Khevenhuͤller am a. o. ſ. 150. Siben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/254
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/254>, abgerufen am 21.11.2024.