Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

LX haubtstück von der
burg, gegen morgen gelegen, ein fleken war, der
bürger hatte, iedoch mit jahrmärkten nicht verse-
hen war, bis Seine in Gott ruhende Schwedische
Majestät, als regierender Landgraf zu Hessen, er-
meldtes Schweinsberg mit jahrmärkten begnadig-
ten, besage des F. Baden-Durlachischen raths,
herrn H. R. Preuschens nachricht von der stadt
Schweinsberg in den Marburgischen beiträgen.
Jedoch giebt das recht der Jahrmärkte nicht alle-
mal das stadtrecht, noch weniger siz und stimme
auf den landtägen, als welches Schweinsberg
auch nicht erlanget hat. Ebsdorf, 2 stunden von
Marburg gelegen, hat gute pferdemärkte; es ist
aber dessen ungeachtet ein starkes dorf.

§ 448
den höfen,
adelichen
gütern,
burgsizen
u. burgen.

Wenn man die örter durchsuchet; so werden
dörfer und fleken dadurch verstanden. Einzele
gebäude, als schaafställe, schäfer-wonungen, ade-
liche size sonder ein dorf, werden unter örtern nicht
mit begriffen. Diejenige stätte, worauf ein won-
haus nebst scheunen, ställen und mistplaze sich be-
finden, bedeutet in einem dorfe den hof, oder hob.
Der maierhof, oder wenn es dem landesherrn zu-
gehöret, das herrschaftliche gut, oder dafern er
einem von adel zustehet, das adeliche gut, ist ein
gut, welches allein liget. In Nider-Hessen nen-
net man ein herrschaftliches gut eine maierei, auch
ein forwerg. Die adelichen güter, sie mögen lehn
oder erbe seyn, nennen wir adeliche güter, adeliche
höfe. Sind es aber burglehne so heißt es ein burgsiz.
Eine burg bedeutet die herrschaftliche wonung oder
den adelichen siz auf der ebene in einem dorfe, oder
einer stadt. Ist sie mit einer über acht schuhe ho-
hen mauer oder einem wassergraben umgeben, so
nennet man sie eine burgfeste. Die adeliche size sind
von einquartirungen befreiet. Bei dem freiherr-

lichen

LX haubtſtuͤck von der
burg, gegen morgen gelegen, ein fleken war, der
buͤrger hatte, iedoch mit jahrmaͤrkten nicht verſe-
hen war, bis Seine in Gott ruhende Schwediſche
Majeſtaͤt, als regierender Landgraf zu Heſſen, er-
meldtes Schweinsberg mit jahrmaͤrkten begnadig-
ten, beſage des F. Baden-Durlachiſchen raths,
herrn H. R. Preuſchens nachricht von der ſtadt
Schweinsberg in den Marburgiſchen beitraͤgen.
Jedoch giebt das recht der Jahrmaͤrkte nicht alle-
mal das ſtadtrecht, noch weniger ſiz und ſtimme
auf den landtaͤgen, als welches Schweinsberg
auch nicht erlanget hat. Ebsdorf, 2 ſtunden von
Marburg gelegen, hat gute pferdemaͤrkte; es iſt
aber deſſen ungeachtet ein ſtarkes dorf.

§ 448
den hoͤfen,
adelichen
guͤtern,
burgſizen
u. burgen.

Wenn man die oͤrter durchſuchet; ſo werden
doͤrfer und fleken dadurch verſtanden. Einzele
gebaͤude, als ſchaafſtaͤlle, ſchaͤfer-wonungen, ade-
liche ſize ſonder ein dorf, werden unter oͤrtern nicht
mit begriffen. Diejenige ſtaͤtte, worauf ein won-
haus nebſt ſcheunen, ſtaͤllen und miſtplaze ſich be-
finden, bedeutet in einem dorfe den hof, oder hob.
Der maierhof, oder wenn es dem landesherrn zu-
gehoͤret, das herrſchaftliche gut, oder dafern er
einem von adel zuſtehet, das adeliche gut, iſt ein
gut, welches allein liget. In Nider-Heſſen nen-
net man ein herrſchaftliches gut eine maierei, auch
ein forwerg. Die adelichen guͤter, ſie moͤgen lehn
oder erbe ſeyn, nennen wir adeliche guͤter, adeliche
hoͤfe. Sind es aber burglehne ſo heißt es ein burgſiz.
Eine burg bedeutet die herrſchaftliche wonung oder
den adelichen ſiz auf der ebene in einem dorfe, oder
einer ſtadt. Iſt ſie mit einer uͤber acht ſchuhe ho-
hen mauer oder einem waſſergraben umgeben, ſo
nennet man ſie eine burgfeſte. Die adeliche ſize ſind
von einquartirungen befreiet. Bei dem freiherr-

lichen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0196" n="184"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LX</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck von der</hi></fw><lb/>
burg, gegen morgen gelegen, ein fleken war, der<lb/>
bu&#x0364;rger hatte, iedoch mit jahrma&#x0364;rkten nicht ver&#x017F;e-<lb/>
hen war, bis Seine in Gott ruhende Schwedi&#x017F;che<lb/>
Maje&#x017F;ta&#x0364;t, als regierender Landgraf zu He&#x017F;&#x017F;en, er-<lb/>
meldtes Schweinsberg mit jahrma&#x0364;rkten begnadig-<lb/>
ten, be&#x017F;age des F. Baden-Durlachi&#x017F;chen raths,<lb/>
herrn H. R. <hi rendition="#fr">Preu&#x017F;chens</hi> nachricht von der &#x017F;tadt<lb/>
Schweinsberg in den Marburgi&#x017F;chen beitra&#x0364;gen.<lb/>
Jedoch giebt das recht der Jahrma&#x0364;rkte nicht alle-<lb/>
mal das &#x017F;tadtrecht, noch weniger &#x017F;iz und &#x017F;timme<lb/>
auf den landta&#x0364;gen, als welches Schweinsberg<lb/>
auch nicht erlanget hat. Ebsdorf, 2 &#x017F;tunden von<lb/>
Marburg gelegen, hat gute pferdema&#x0364;rkte; es i&#x017F;t<lb/>
aber de&#x017F;&#x017F;en ungeachtet ein &#x017F;tarkes dorf.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 448</head><lb/>
          <note place="left">den ho&#x0364;fen,<lb/>
adelichen<lb/>
gu&#x0364;tern,<lb/>
burg&#x017F;izen<lb/>
u. burgen.</note>
          <p>Wenn man die o&#x0364;rter durch&#x017F;uchet; &#x017F;o werden<lb/>
do&#x0364;rfer und fleken dadurch ver&#x017F;tanden. Einzele<lb/>
geba&#x0364;ude, als &#x017F;chaaf&#x017F;ta&#x0364;lle, &#x017F;cha&#x0364;fer-wonungen, ade-<lb/>
liche &#x017F;ize &#x017F;onder ein dorf, werden unter o&#x0364;rtern nicht<lb/>
mit begriffen. Diejenige &#x017F;ta&#x0364;tte, worauf ein won-<lb/>
haus neb&#x017F;t &#x017F;cheunen, &#x017F;ta&#x0364;llen und mi&#x017F;tplaze &#x017F;ich be-<lb/>
finden, bedeutet in einem dorfe den hof, oder hob.<lb/>
Der maierhof, oder wenn es dem landesherrn zu-<lb/>
geho&#x0364;ret, das herr&#x017F;chaftliche gut, oder dafern er<lb/>
einem von adel zu&#x017F;tehet, das adeliche gut, i&#x017F;t ein<lb/>
gut, welches allein liget. In Nider-He&#x017F;&#x017F;en nen-<lb/>
net man ein herr&#x017F;chaftliches gut eine maierei, auch<lb/>
ein forwerg. Die adelichen gu&#x0364;ter, &#x017F;ie mo&#x0364;gen lehn<lb/>
oder erbe &#x017F;eyn, nennen wir adeliche gu&#x0364;ter, adeliche<lb/>
ho&#x0364;fe. Sind es aber burglehne &#x017F;o heißt es ein burg&#x017F;iz.<lb/>
Eine burg bedeutet die herr&#x017F;chaftliche wonung oder<lb/>
den adelichen &#x017F;iz auf der ebene in einem dorfe, oder<lb/>
einer &#x017F;tadt. I&#x017F;t &#x017F;ie mit einer u&#x0364;ber acht &#x017F;chuhe ho-<lb/>
hen mauer oder einem wa&#x017F;&#x017F;ergraben umgeben, &#x017F;o<lb/>
nennet man &#x017F;ie eine burgfe&#x017F;te. Die adeliche &#x017F;ize &#x017F;ind<lb/>
von einquartirungen befreiet. Bei dem freiherr-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lichen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0196] LX haubtſtuͤck von der burg, gegen morgen gelegen, ein fleken war, der buͤrger hatte, iedoch mit jahrmaͤrkten nicht verſe- hen war, bis Seine in Gott ruhende Schwediſche Majeſtaͤt, als regierender Landgraf zu Heſſen, er- meldtes Schweinsberg mit jahrmaͤrkten begnadig- ten, beſage des F. Baden-Durlachiſchen raths, herrn H. R. Preuſchens nachricht von der ſtadt Schweinsberg in den Marburgiſchen beitraͤgen. Jedoch giebt das recht der Jahrmaͤrkte nicht alle- mal das ſtadtrecht, noch weniger ſiz und ſtimme auf den landtaͤgen, als welches Schweinsberg auch nicht erlanget hat. Ebsdorf, 2 ſtunden von Marburg gelegen, hat gute pferdemaͤrkte; es iſt aber deſſen ungeachtet ein ſtarkes dorf. § 448 Wenn man die oͤrter durchſuchet; ſo werden doͤrfer und fleken dadurch verſtanden. Einzele gebaͤude, als ſchaafſtaͤlle, ſchaͤfer-wonungen, ade- liche ſize ſonder ein dorf, werden unter oͤrtern nicht mit begriffen. Diejenige ſtaͤtte, worauf ein won- haus nebſt ſcheunen, ſtaͤllen und miſtplaze ſich be- finden, bedeutet in einem dorfe den hof, oder hob. Der maierhof, oder wenn es dem landesherrn zu- gehoͤret, das herrſchaftliche gut, oder dafern er einem von adel zuſtehet, das adeliche gut, iſt ein gut, welches allein liget. In Nider-Heſſen nen- net man ein herrſchaftliches gut eine maierei, auch ein forwerg. Die adelichen guͤter, ſie moͤgen lehn oder erbe ſeyn, nennen wir adeliche guͤter, adeliche hoͤfe. Sind es aber burglehne ſo heißt es ein burgſiz. Eine burg bedeutet die herrſchaftliche wonung oder den adelichen ſiz auf der ebene in einem dorfe, oder einer ſtadt. Iſt ſie mit einer uͤber acht ſchuhe ho- hen mauer oder einem waſſergraben umgeben, ſo nennet man ſie eine burgfeſte. Die adeliche ſize ſind von einquartirungen befreiet. Bei dem freiherr- lichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/196
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/196>, abgerufen am 18.12.2024.