Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Kann nur Gottes Hand erbauen,
Ach, wie wolltest Du die Englein An den Bogen schweben lassen, Und wer fände einen Steinmetz', Der ein solches Kirchthor meißelt?" Um des Mönches Lippen spielte Ein gar zuversichtlich Lächeln, Und mit einem Blick, der trunken Ueber seine Bilder schweifte, Sprach er kühn: "Dürft' ich's versuchen, Hätt' ich Mittel zu beginnen, O, ich weiß, die lieben Heil'gen Ließen es gewiß gelingen." Weiter plauderten die Beiden, Und die lang entbehrte Wonne Dieses treuen Seelenaustauschs Glich dem Sonnenschein im Lenze; Unter seinem warmen Athem Schmolz des Mönches stille Scheue, Und es quoll, vom Eis des Trübsinns Und der Einsamkeit entlastet, Nun in hohen, ungestümen Grundaufquellend sel'gen Wogen Seine Seele durch die Worte, Hell klang sie wie Maienjubel, Diese Sprache des Vertrauens, Klang wie eine treue Botschaft Fernen, lang ersehnten Glückes, Die verheißt: "Harr' aus und hoffe, Deinem Herrn sollst Du ein Haus bau'n!" -- Endlich schied Gerhardus Rochus, Kann nur Gottes Hand erbauen,
Ach, wie wollteſt Du die Englein An den Bogen ſchweben laſſen, Und wer fände einen Steinmetz', Der ein ſolches Kirchthor meißelt?“ Um des Mönches Lippen ſpielte Ein gar zuverſichtlich Lächeln, Und mit einem Blick, der trunken Ueber ſeine Bilder ſchweifte, Sprach er kühn: „Dürft' ich's verſuchen, Hätt' ich Mittel zu beginnen, O, ich weiß, die lieben Heil'gen Ließen es gewiß gelingen.“ Weiter plauderten die Beiden, Und die lang entbehrte Wonne Dieſes treuen Seelenaustauſchs Glich dem Sonnenſchein im Lenze; Unter ſeinem warmen Athem Schmolz des Mönches ſtille Scheue, Und es quoll, vom Eis des Trübſinns Und der Einſamkeit entlaſtet, Nun in hohen, ungeſtümen Grundaufquellend ſel'gen Wogen Seine Seele durch die Worte, Hell klang ſie wie Maienjubel, Dieſe Sprache des Vertrauens, Klang wie eine treue Botſchaft Fernen, lang erſehnten Glückes, Die verheißt: „Harr' aus und hoffe, Deinem Herrn ſollſt Du ein Haus bau'n!“ — Endlich ſchied Gerhardus Rochus, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0094" n="80"/> <lg n="20"> <l>Kann nur Gottes Hand erbauen,</l><lb/> <l>Ach, wie wollteſt Du die Englein</l><lb/> <l>An den Bogen ſchweben laſſen,</l><lb/> <l>Und wer fände einen Steinmetz',</l><lb/> <l>Der ein ſolches Kirchthor meißelt?“</l><lb/> <l>Um des Mönches Lippen ſpielte</l><lb/> <l>Ein gar zuverſichtlich Lächeln,</l><lb/> <l>Und mit einem Blick, der trunken</l><lb/> <l>Ueber ſeine Bilder ſchweifte,</l><lb/> <l>Sprach er kühn: „Dürft' ich's verſuchen,</l><lb/> <l>Hätt' ich Mittel zu beginnen,</l><lb/> <l>O, ich weiß, die lieben Heil'gen</l><lb/> <l>Ließen es gewiß gelingen.“</l><lb/> <l>Weiter plauderten die Beiden,</l><lb/> <l>Und die lang entbehrte Wonne</l><lb/> <l>Dieſes treuen Seelenaustauſchs</l><lb/> <l>Glich dem Sonnenſchein im Lenze;</l><lb/> <l>Unter ſeinem warmen Athem</l><lb/> <l>Schmolz des Mönches ſtille Scheue,</l><lb/> <l>Und es quoll, vom Eis des Trübſinns</l><lb/> <l>Und der Einſamkeit entlaſtet,</l><lb/> <l>Nun in hohen, ungeſtümen</l><lb/> <l>Grundaufquellend ſel'gen Wogen</l><lb/> <l>Seine Seele durch die Worte,</l><lb/> <l>Hell klang ſie wie Maienjubel,</l><lb/> <l>Dieſe Sprache des Vertrauens,</l><lb/> <l>Klang wie eine treue Botſchaft</l><lb/> <l>Fernen, lang erſehnten Glückes,</l><lb/> <l>Die verheißt: „Harr' aus und hoffe,</l><lb/> <l>Deinem Herrn ſollſt Du ein Haus bau'n!“ —</l><lb/> <l>Endlich ſchied <hi rendition="#aq">Gerhardus Rochus</hi>,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [80/0094]
Kann nur Gottes Hand erbauen,
Ach, wie wollteſt Du die Englein
An den Bogen ſchweben laſſen,
Und wer fände einen Steinmetz',
Der ein ſolches Kirchthor meißelt?“
Um des Mönches Lippen ſpielte
Ein gar zuverſichtlich Lächeln,
Und mit einem Blick, der trunken
Ueber ſeine Bilder ſchweifte,
Sprach er kühn: „Dürft' ich's verſuchen,
Hätt' ich Mittel zu beginnen,
O, ich weiß, die lieben Heil'gen
Ließen es gewiß gelingen.“
Weiter plauderten die Beiden,
Und die lang entbehrte Wonne
Dieſes treuen Seelenaustauſchs
Glich dem Sonnenſchein im Lenze;
Unter ſeinem warmen Athem
Schmolz des Mönches ſtille Scheue,
Und es quoll, vom Eis des Trübſinns
Und der Einſamkeit entlaſtet,
Nun in hohen, ungeſtümen
Grundaufquellend ſel'gen Wogen
Seine Seele durch die Worte,
Hell klang ſie wie Maienjubel,
Dieſe Sprache des Vertrauens,
Klang wie eine treue Botſchaft
Fernen, lang erſehnten Glückes,
Die verheißt: „Harr' aus und hoffe,
Deinem Herrn ſollſt Du ein Haus bau'n!“ —
Endlich ſchied Gerhardus Rochus,
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