Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Um es mit gepreßten Lippen
Noch einmal zu überlesen. "Hol's der Teufel!" wettert Robert, "Der Gesell muß hohe Gönner Bei den lieben Heil'gen haben, Daß sie also ihn beschirmen!" Finster blickt der Abt: "So wäre Denn die Frist schon abgelaufen, Die der Holzenburg gesetzet, Mag sie heute Nacht verschwinden Just so spurlos und so heimlich, Wie sie aus dem Fels gewachsen!" "Daran thut Ihr wohl, Herr Oheim, Heute schon hat Frau Sophia Einen Boten mir gesendet, Schleunigst mein Visir zu lüften Oder ihren Zorn zu fürchten; Jener Sakristan von Fulda Hat, bei Gott, nicht schlecht gezetert! Außerdem, Herr Abt Wunfriedus, Braucht man meiner in der Heimath; Hat der rothe Fuchs von Beilstein Gestern Nacht, wie man mir meldet, Meinen Mittelstein befehdet, Und mit vieler Noth und Mühe Ist sein Angriff abgeschlagen. Solche Art nimmt mich nicht Wunder, Feig und schlau, so liebt's der Beilstein. Aber in den Fingern zuckt's mir, Diesem hinterlist'gen Burschen Offen jetzt Bescheid zu geben; Um es mit gepreßten Lippen
Noch einmal zu überleſen. „Hol's der Teufel!“ wettert Robert, „Der Geſell muß hohe Gönner Bei den lieben Heil'gen haben, Daß ſie alſo ihn beſchirmen!“ Finſter blickt der Abt: „So wäre Denn die Friſt ſchon abgelaufen, Die der Holzenburg geſetzet, Mag ſie heute Nacht verſchwinden Juſt ſo ſpurlos und ſo heimlich, Wie ſie aus dem Fels gewachſen!“ „Daran thut Ihr wohl, Herr Oheim, Heute ſchon hat Frau Sophia Einen Boten mir geſendet, Schleunigſt mein Viſir zu lüften Oder ihren Zorn zu fürchten; Jener Sakriſtan von Fulda Hat, bei Gott, nicht ſchlecht gezetert! Außerdem, Herr Abt Wunfriedus, Braucht man meiner in der Heimath; Hat der rothe Fuchs von Beilſtein Geſtern Nacht, wie man mir meldet, Meinen Mittelſtein befehdet, Und mit vieler Noth und Mühe Iſt ſein Angriff abgeſchlagen. Solche Art nimmt mich nicht Wunder, Feig und ſchlau, ſo liebt's der Beilſtein. Aber in den Fingern zuckt's mir, Dieſem hinterliſt'gen Burſchen Offen jetzt Beſcheid zu geben; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0067" n="53"/> <lg n="4"> <l>Um es mit gepreßten Lippen</l><lb/> <l>Noch einmal zu überleſen.</l><lb/> <l>„Hol's der Teufel!“ wettert Robert,</l><lb/> <l>„Der Geſell muß hohe Gönner</l><lb/> <l>Bei den lieben Heil'gen haben,</l><lb/> <l>Daß ſie alſo ihn beſchirmen!“</l><lb/> <l>Finſter blickt der Abt: „So wäre</l><lb/> <l>Denn die Friſt ſchon abgelaufen,</l><lb/> <l>Die der Holzenburg geſetzet,</l><lb/> <l>Mag ſie heute Nacht verſchwinden</l><lb/> <l>Juſt ſo ſpurlos und ſo heimlich,</l><lb/> <l>Wie ſie aus dem Fels gewachſen!“</l><lb/> <l>„Daran thut Ihr wohl, Herr Oheim,</l><lb/> <l>Heute ſchon hat Frau Sophia</l><lb/> <l>Einen Boten mir geſendet,</l><lb/> <l>Schleunigſt mein Viſir zu lüften</l><lb/> <l>Oder ihren Zorn zu fürchten;</l><lb/> <l>Jener Sakriſtan von Fulda</l><lb/> <l>Hat, bei Gott, nicht ſchlecht gezetert!</l><lb/> <l>Außerdem, Herr Abt Wunfriedus,</l><lb/> <l>Braucht man meiner in der Heimath;</l><lb/> <l>Hat der rothe Fuchs von Beilſtein</l><lb/> <l>Geſtern Nacht, wie man mir meldet,</l><lb/> <l>Meinen Mittelſtein befehdet,</l><lb/> <l>Und mit vieler Noth und Mühe</l><lb/> <l>Iſt ſein Angriff abgeſchlagen.</l><lb/> <l>Solche Art nimmt mich nicht Wunder,</l><lb/> <l>Feig und ſchlau, ſo liebt's der Beilſtein.</l><lb/> <l>Aber in den Fingern zuckt's mir,</l><lb/> <l>Dieſem hinterliſt'gen Burſchen</l><lb/> <l>Offen jetzt Beſcheid zu geben;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [53/0067]
Um es mit gepreßten Lippen
Noch einmal zu überleſen.
„Hol's der Teufel!“ wettert Robert,
„Der Geſell muß hohe Gönner
Bei den lieben Heil'gen haben,
Daß ſie alſo ihn beſchirmen!“
Finſter blickt der Abt: „So wäre
Denn die Friſt ſchon abgelaufen,
Die der Holzenburg geſetzet,
Mag ſie heute Nacht verſchwinden
Juſt ſo ſpurlos und ſo heimlich,
Wie ſie aus dem Fels gewachſen!“
„Daran thut Ihr wohl, Herr Oheim,
Heute ſchon hat Frau Sophia
Einen Boten mir geſendet,
Schleunigſt mein Viſir zu lüften
Oder ihren Zorn zu fürchten;
Jener Sakriſtan von Fulda
Hat, bei Gott, nicht ſchlecht gezetert!
Außerdem, Herr Abt Wunfriedus,
Braucht man meiner in der Heimath;
Hat der rothe Fuchs von Beilſtein
Geſtern Nacht, wie man mir meldet,
Meinen Mittelſtein befehdet,
Und mit vieler Noth und Mühe
Iſt ſein Angriff abgeſchlagen.
Solche Art nimmt mich nicht Wunder,
Feig und ſchlau, ſo liebt's der Beilſtein.
Aber in den Fingern zuckt's mir,
Dieſem hinterliſt'gen Burſchen
Offen jetzt Beſcheid zu geben;
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