Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
Und ein Knecht steht ihm zur Seite:
"Hinter uns, dicht auf den Fersen,
Naht ein ritterlich Geleite,
Wenig Mann nur; an der Spitze
In lang wallendem Gewande
Sprengt herzu gar eine Dame,
Sicherlich von hohem Stande!"
War vom Sitze aufgefahren
Meister Gottfried: "Blut und Eisen!
Fehlte noch, sich mit Gesindel
In der Nacht herum zu schmeißen.
Heda Burschen! Nicht gefackelt,
Faßt die Axt, und an die Posten!
Es gelüstet wohl die Strauchdieb'
Unsre Prügel mal zu kosten?"
Rief's mit Zorn und Löwenstimme,
Daß es weit die Nacht durchhallte,
Doch sein Angesicht ward farblos
Wie der Birkenstamm im Walde,
Und er setzte flugs sich nieder,
Denn er fühlt' die Kniee zittern:
"Sanct Sebastian! zwanzig Kerzen,
Schützt Du mich vor diesen Rittern!"
Peter schüttelt seinen Flachskopf:
"Unbesorgt nur, hier zu Lande
Steht im ganzen Rund kein Raubnest.
Streifte nie Buschklepperbande.
Seht doch! Einer aus dem Zuge
Sprengt an unsere letzten Wagen,
Scheint sich auch nach seinen Mienen
Aeußerst friedlich zu betragen."
Und ein Knecht ſteht ihm zur Seite:
„Hinter uns, dicht auf den Ferſen,
Naht ein ritterlich Geleite,
Wenig Mann nur; an der Spitze
In lang wallendem Gewande
Sprengt herzu gar eine Dame,
Sicherlich von hohem Stande!“
War vom Sitze aufgefahren
Meiſter Gottfried: „Blut und Eiſen!
Fehlte noch, ſich mit Geſindel
In der Nacht herum zu ſchmeißen.
Heda Burſchen! Nicht gefackelt,
Faßt die Axt, und an die Poſten!
Es gelüſtet wohl die Strauchdieb'
Unſre Prügel mal zu koſten?“
Rief's mit Zorn und Löwenſtimme,
Daß es weit die Nacht durchhallte,
Doch ſein Angeſicht ward farblos
Wie der Birkenſtamm im Walde,
Und er ſetzte flugs ſich nieder,
Denn er fühlt' die Kniee zittern:
„Sanct Sebaſtian! zwanzig Kerzen,
Schützt Du mich vor dieſen Rittern!“
Peter ſchüttelt ſeinen Flachskopf:
„Unbeſorgt nur, hier zu Lande
Steht im ganzen Rund kein Raubneſt.
Streifte nie Buſchklepperbande.
Seht doch! Einer aus dem Zuge
Sprengt an unſere letzten Wagen,
Scheint ſich auch nach ſeinen Mienen
Aeußerſt friedlich zu betragen.“
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0045" n="31"/>
          <lg n="4">
            <l>Und ein Knecht &#x017F;teht ihm zur Seite:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Hinter uns, dicht auf den Fer&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Naht ein ritterlich Geleite,</l><lb/>
            <l>Wenig Mann nur; an der Spitze</l><lb/>
            <l>In lang wallendem Gewande</l><lb/>
            <l>Sprengt herzu gar eine Dame,</l><lb/>
            <l>Sicherlich von hohem Stande!&#x201C;</l><lb/>
            <l>War vom Sitze aufgefahren</l><lb/>
            <l>Mei&#x017F;ter Gottfried: &#x201E;Blut und Ei&#x017F;en!</l><lb/>
            <l>Fehlte noch, &#x017F;ich mit Ge&#x017F;indel</l><lb/>
            <l>In der Nacht herum zu &#x017F;chmeißen.</l><lb/>
            <l>Heda Bur&#x017F;chen! Nicht gefackelt,</l><lb/>
            <l>Faßt die Axt, und an die Po&#x017F;ten!</l><lb/>
            <l>Es gelü&#x017F;tet wohl die Strauchdieb'</l><lb/>
            <l>Un&#x017F;re Prügel mal zu ko&#x017F;ten?&#x201C;</l><lb/>
            <l>Rief's mit Zorn und Löwen&#x017F;timme,</l><lb/>
            <l>Daß es weit die Nacht durchhallte,</l><lb/>
            <l>Doch &#x017F;ein Ange&#x017F;icht ward farblos</l><lb/>
            <l>Wie der Birken&#x017F;tamm im Walde,</l><lb/>
            <l>Und er &#x017F;etzte flugs &#x017F;ich nieder,</l><lb/>
            <l>Denn er fühlt' die Kniee zittern:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Sanct Seba&#x017F;tian! zwanzig Kerzen,</l><lb/>
            <l>Schützt Du mich vor die&#x017F;en Rittern!&#x201C;</l><lb/>
            <l>Peter &#x017F;chüttelt &#x017F;einen Flachskopf:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Unbe&#x017F;orgt nur, hier zu Lande</l><lb/>
            <l>Steht im ganzen Rund kein Raubne&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Streifte nie Bu&#x017F;chklepperbande.</l><lb/>
            <l>Seht doch! Einer aus dem Zuge</l><lb/>
            <l>Sprengt an un&#x017F;ere letzten Wagen,</l><lb/>
            <l>Scheint &#x017F;ich auch nach &#x017F;einen Mienen</l><lb/>
            <l>Aeußer&#x017F;t friedlich zu betragen.&#x201C;</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0045] Und ein Knecht ſteht ihm zur Seite: „Hinter uns, dicht auf den Ferſen, Naht ein ritterlich Geleite, Wenig Mann nur; an der Spitze In lang wallendem Gewande Sprengt herzu gar eine Dame, Sicherlich von hohem Stande!“ War vom Sitze aufgefahren Meiſter Gottfried: „Blut und Eiſen! Fehlte noch, ſich mit Geſindel In der Nacht herum zu ſchmeißen. Heda Burſchen! Nicht gefackelt, Faßt die Axt, und an die Poſten! Es gelüſtet wohl die Strauchdieb' Unſre Prügel mal zu koſten?“ Rief's mit Zorn und Löwenſtimme, Daß es weit die Nacht durchhallte, Doch ſein Angeſicht ward farblos Wie der Birkenſtamm im Walde, Und er ſetzte flugs ſich nieder, Denn er fühlt' die Kniee zittern: „Sanct Sebaſtian! zwanzig Kerzen, Schützt Du mich vor dieſen Rittern!“ Peter ſchüttelt ſeinen Flachskopf: „Unbeſorgt nur, hier zu Lande Steht im ganzen Rund kein Raubneſt. Streifte nie Buſchklepperbande. Seht doch! Einer aus dem Zuge Sprengt an unſere letzten Wagen, Scheint ſich auch nach ſeinen Mienen Aeußerſt friedlich zu betragen.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/45
Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/45>, abgerufen am 24.11.2024.