Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Immer weniger ward und weniger,
Und die Sanduhr auf dem Simse Rastlos ihre Körnlein streute. Sprang empor der Junker Robert, Stiehs das Schwert auf, daß es klirrte, Und rief jauchzend: "Tausend Teufel Haben diesen Plan ersonnen, Und ich führ' ihn aus, Herr Oheim, Just so wahr als diesen Krug ich Auf das Wohl des Klosters leere!" Und er hob den schweren Humpen, Setzt' ihn an und leert' ihn redlich, So daß keine rothe Perle Seinen Nagel netzte, als er Uebermüthig gab die Probe. Ernster ward des Mönches Antlitz, Und in feierlichem Tone Fragt er: "Schwörst Du's bei dem Kreuze, Daß der Plan mit allen Folgen, Sollte ja man uns entdecken, Nur auf Dich und Deinen Namen, Einzig auf Dein Haupt dann falle? In des Königs Namen, Robert, Sich're ich Dir Schutz und Hülfe, Dich, den Ritter, kann er decken, Aber mich und dieses Kloster Schirmt kein königlicher Machtspruch, Und drum muß ich Sanct Johannis Hier vor Allem sicher stellen. Bist Du Willens, Frankensteiner, Sollst Du vollen Ablaß haben Immer weniger ward und weniger,
Und die Sanduhr auf dem Simſe Raſtlos ihre Körnlein ſtreute. Sprang empor der Junker Robert, Stiehs das Schwert auf, daß es klirrte, Und rief jauchzend: „Tauſend Teufel Haben dieſen Plan erſonnen, Und ich führ' ihn aus, Herr Oheim, Juſt ſo wahr als dieſen Krug ich Auf das Wohl des Kloſters leere!“ Und er hob den ſchweren Humpen, Setzt' ihn an und leert' ihn redlich, So daß keine rothe Perle Seinen Nagel netzte, als er Uebermüthig gab die Probe. Ernſter ward des Mönches Antlitz, Und in feierlichem Tone Fragt er: „Schwörſt Du's bei dem Kreuze, Daß der Plan mit allen Folgen, Sollte ja man uns entdecken, Nur auf Dich und Deinen Namen, Einzig auf Dein Haupt dann falle? In des Königs Namen, Robert, Sich're ich Dir Schutz und Hülfe, Dich, den Ritter, kann er decken, Aber mich und dieſes Kloſter Schirmt kein königlicher Machtſpruch, Und drum muß ich Sanct Johannis Hier vor Allem ſicher ſtellen. Biſt Du Willens, Frankenſteiner, Sollſt Du vollen Ablaß haben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0036" n="22"/> <lg n="12"> <l>Immer weniger ward und weniger,</l><lb/> <l>Und die Sanduhr auf dem Simſe</l><lb/> <l>Raſtlos ihre Körnlein ſtreute.</l><lb/> <l>Sprang empor der Junker Robert,</l><lb/> <l>Stiehs das Schwert auf, daß es klirrte,</l><lb/> <l>Und rief jauchzend: „Tauſend Teufel</l><lb/> <l>Haben dieſen Plan erſonnen,</l><lb/> <l>Und ich führ' ihn aus, Herr Oheim,</l><lb/> <l>Juſt ſo wahr als dieſen Krug ich</l><lb/> <l>Auf das Wohl des Kloſters leere!“</l><lb/> <l>Und er hob den ſchweren Humpen,</l><lb/> <l>Setzt' ihn an und leert' ihn redlich,</l><lb/> <l>So daß keine rothe Perle</l><lb/> <l>Seinen Nagel netzte, als er</l><lb/> <l>Uebermüthig gab die Probe.</l><lb/> <l>Ernſter ward des Mönches Antlitz,</l><lb/> <l>Und in feierlichem Tone</l><lb/> <l>Fragt er: „Schwörſt Du's bei dem Kreuze,</l><lb/> <l>Daß der Plan mit allen Folgen,</l><lb/> <l>Sollte ja man uns entdecken,</l><lb/> <l>Nur auf <hi rendition="#g">Dich</hi> und <hi rendition="#g">Deinen</hi> Namen,</l><lb/> <l>Einzig auf <hi rendition="#g">Dein</hi> Haupt dann falle?</l><lb/> <l>In des Königs Namen, Robert,</l><lb/> <l>Sich're ich Dir Schutz und Hülfe,</l><lb/> <l>Dich, den Ritter, kann er decken,</l><lb/> <l>Aber mich und dieſes Kloſter</l><lb/> <l>Schirmt kein königlicher Machtſpruch,</l><lb/> <l>Und drum muß ich Sanct Johannis</l><lb/> <l>Hier vor Allem ſicher ſtellen.</l><lb/> <l>Biſt Du Willens, Frankenſteiner,</l><lb/> <l>Sollſt Du vollen Ablaß haben</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [22/0036]
Immer weniger ward und weniger,
Und die Sanduhr auf dem Simſe
Raſtlos ihre Körnlein ſtreute.
Sprang empor der Junker Robert,
Stiehs das Schwert auf, daß es klirrte,
Und rief jauchzend: „Tauſend Teufel
Haben dieſen Plan erſonnen,
Und ich führ' ihn aus, Herr Oheim,
Juſt ſo wahr als dieſen Krug ich
Auf das Wohl des Kloſters leere!“
Und er hob den ſchweren Humpen,
Setzt' ihn an und leert' ihn redlich,
So daß keine rothe Perle
Seinen Nagel netzte, als er
Uebermüthig gab die Probe.
Ernſter ward des Mönches Antlitz,
Und in feierlichem Tone
Fragt er: „Schwörſt Du's bei dem Kreuze,
Daß der Plan mit allen Folgen,
Sollte ja man uns entdecken,
Nur auf Dich und Deinen Namen,
Einzig auf Dein Haupt dann falle?
In des Königs Namen, Robert,
Sich're ich Dir Schutz und Hülfe,
Dich, den Ritter, kann er decken,
Aber mich und dieſes Kloſter
Schirmt kein königlicher Machtſpruch,
Und drum muß ich Sanct Johannis
Hier vor Allem ſicher ſtellen.
Biſt Du Willens, Frankenſteiner,
Sollſt Du vollen Ablaß haben
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/36 |
Zitationshilfe: | Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/36>, abgerufen am 22.07.2024. |