Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Regungslos steht der Geliebte,
Durchs geschlossene Visir Schickt sein Auge nur, das große, Liebdurchflammten Gruß zu ihr, Und von seinen Lippen plötzlich Hört sie's leise flüsternd klingen, Ach, wie diese Worte zaub'risch Ihr durch Herz und Seele dringen: "Hörtet Ihr wohl je das Märlein Von der Katz' und Maus, Vielholde? Zwei gewalt'ge Hexenmeister Hat die Katze in dem Solde: Ihre grünen, wunderlichen Augen sind es, die mit langen, Regungslosen Zauberblicken Unrettbar die Seele fangen! In die grünen Räthselaugen Starrt die Maus, .. kann nicht vom Platze, Wie gebannt in ihr Verhängniß, Taumelt sie ans Herz der Katze!" -- Und er öffnet seine Arme, Hebt sie sehnend ihr entgegen, Läßt den Blick in ihrem glühen, Ohne seinen Fuß zu regen. Und halb weinend, lachend, bebend, Wie von süßem Bann berücket, Unvermögend ihn zu brechen, Fest aufs Herz die Hand gedrücket, Ganz das Werkzeug ihres Glückes, Haltlos, Thränen auf den Wangen, Liebesjauchzen auf den Lippen, Regungslos ſteht der Geliebte,
Durchs geſchloſſene Viſir Schickt ſein Auge nur, das große, Liebdurchflammten Gruß zu ihr, Und von ſeinen Lippen plötzlich Hört ſie's leiſe flüſternd klingen, Ach, wie dieſe Worte zaub'riſch Ihr durch Herz und Seele dringen: „Hörtet Ihr wohl je das Märlein Von der Katz' und Maus, Vielholde? Zwei gewalt'ge Hexenmeiſter Hat die Katze in dem Solde: Ihre grünen, wunderlichen Augen ſind es, die mit langen, Regungsloſen Zauberblicken Unrettbar die Seele fangen! In die grünen Räthſelaugen Starrt die Maus, .. kann nicht vom Platze, Wie gebannt in ihr Verhängniß, Taumelt ſie ans Herz der Katze!“ — Und er öffnet ſeine Arme, Hebt ſie ſehnend ihr entgegen, Läßt den Blick in ihrem glühen, Ohne ſeinen Fuß zu regen. Und halb weinend, lachend, bebend, Wie von ſüßem Bann berücket, Unvermögend ihn zu brechen, Feſt aufs Herz die Hand gedrücket, Ganz das Werkzeug ihres Glückes, Haltlos, Thränen auf den Wangen, Liebesjauchzen auf den Lippen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0222" n="208"/> <lg n="7"> <l>Regungslos ſteht der Geliebte,</l><lb/> <l>Durchs geſchloſſene Viſir</l><lb/> <l>Schickt ſein Auge nur, das große,</l><lb/> <l>Liebdurchflammten Gruß zu ihr,</l><lb/> <l>Und von ſeinen Lippen plötzlich</l><lb/> <l>Hört ſie's leiſe flüſternd klingen,</l><lb/> <l>Ach, wie dieſe Worte zaub'riſch</l><lb/> <l>Ihr durch Herz und Seele dringen:</l><lb/> <l>„Hörtet Ihr wohl je das Märlein</l><lb/> <l>Von der Katz' und Maus, Vielholde?</l><lb/> <l>Zwei gewalt'ge Hexenmeiſter</l><lb/> <l>Hat die Katze in dem Solde:</l><lb/> <l>Ihre grünen, wunderlichen</l><lb/> <l>Augen ſind es, die mit langen,</l><lb/> <l>Regungsloſen Zauberblicken</l><lb/> <l>Unrettbar die Seele fangen!</l><lb/> <l>In die grünen Räthſelaugen</l><lb/> <l>Starrt die Maus, .. kann nicht vom Platze,</l><lb/> <l>Wie gebannt in ihr Verhängniß,</l><lb/> <l>Taumelt ſie ans Herz der Katze!“ —</l><lb/> <l>Und er öffnet ſeine Arme,</l><lb/> <l>Hebt ſie ſehnend ihr entgegen,</l><lb/> <l>Läßt den Blick in ihrem glühen,</l><lb/> <l>Ohne ſeinen Fuß zu regen.</l><lb/> <l>Und halb weinend, lachend, bebend,</l><lb/> <l>Wie von ſüßem Bann berücket,</l><lb/> <l>Unvermögend ihn zu brechen,</l><lb/> <l>Feſt aufs Herz die Hand gedrücket,</l><lb/> <l>Ganz das Werkzeug ihres Glückes,</l><lb/> <l>Haltlos, Thränen auf den Wangen,</l><lb/> <l>Liebesjauchzen auf den Lippen,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [208/0222]
Regungslos ſteht der Geliebte,
Durchs geſchloſſene Viſir
Schickt ſein Auge nur, das große,
Liebdurchflammten Gruß zu ihr,
Und von ſeinen Lippen plötzlich
Hört ſie's leiſe flüſternd klingen,
Ach, wie dieſe Worte zaub'riſch
Ihr durch Herz und Seele dringen:
„Hörtet Ihr wohl je das Märlein
Von der Katz' und Maus, Vielholde?
Zwei gewalt'ge Hexenmeiſter
Hat die Katze in dem Solde:
Ihre grünen, wunderlichen
Augen ſind es, die mit langen,
Regungsloſen Zauberblicken
Unrettbar die Seele fangen!
In die grünen Räthſelaugen
Starrt die Maus, .. kann nicht vom Platze,
Wie gebannt in ihr Verhängniß,
Taumelt ſie ans Herz der Katze!“ —
Und er öffnet ſeine Arme,
Hebt ſie ſehnend ihr entgegen,
Läßt den Blick in ihrem glühen,
Ohne ſeinen Fuß zu regen.
Und halb weinend, lachend, bebend,
Wie von ſüßem Bann berücket,
Unvermögend ihn zu brechen,
Feſt aufs Herz die Hand gedrücket,
Ganz das Werkzeug ihres Glückes,
Haltlos, Thränen auf den Wangen,
Liebesjauchzen auf den Lippen,
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