Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.O, schweigt, sonst seid ewig verloren Ihr,
Euern Namen darf ich nicht wissen. Drum fliehet mich, flieht! und wendet den Blick, Denn wisset, in Leben und Sterben Ward ich Euer furchtbar, unsäglich Geschick, Ich will nicht, ich muß Euch verderben! Verheimlicht für ewig den Namen vor mir Und öffnet mir niemals das sich're Visier, Es hieß' in den Tod Euch stürzen! Euch zu verrathen dem Fuldaer Abt, Hab' ich auf das Kreuz ihm geschworen, Drum meidet mich, Ritter, drum bleibet verkappt, Beim Himmel, sonst seid Ihr verloren! Und wollt' ich Euch lieben, nun ist es vorbei, Doch forsche ich nie, wer die Katze sei, Und brauche Euch nie zu verrathen!" Da klinget es laut von dem Hofe herauf, Ein verworrenes Schreien und Schelten, Einen Knappen umringet ein johlender Hauf': "Wir glauben nicht an Deinen Helden! Hui, fährt nicht zum Rüstzeug mit eiligem Satz Als Büttel heraus Deine heimliche Katz', Vielleicht auch als Bauer, als Schinder?! Warum denn so heimlich? geschlossen Visier? Das braucht doch kein Ritter, kein echter!" "Oho!" brüllt der Knappe, "Ihr Krautschneider Ihr, Ein Prinz ist nicht besser und schlechter!" Und schlägt an das Schwert sich, berauschet vom Wein: "So wiss't denn, die Katz' ist der Frankenstein, Mein trutziglich, edeler Herre!" -- Ein leiser Aufschrei! Am Gatterrand O, ſchweigt, ſonſt ſeid ewig verloren Ihr,
Euern Namen darf ich nicht wiſſen. Drum fliehet mich, flieht! und wendet den Blick, Denn wiſſet, in Leben und Sterben Ward ich Euer furchtbar, unſäglich Geſchick, Ich will nicht, ich muß Euch verderben! Verheimlicht für ewig den Namen vor mir Und öffnet mir niemals das ſich're Viſier, Es hieß' in den Tod Euch ſtürzen! Euch zu verrathen dem Fuldaer Abt, Hab' ich auf das Kreuz ihm geſchworen, Drum meidet mich, Ritter, drum bleibet verkappt, Beim Himmel, ſonſt ſeid Ihr verloren! Und wollt' ich Euch lieben, nun iſt es vorbei, Doch forſche ich nie, wer die Katze ſei, Und brauche Euch nie zu verrathen!“ Da klinget es laut von dem Hofe herauf, Ein verworrenes Schreien und Schelten, Einen Knappen umringet ein johlender Hauf': „Wir glauben nicht an Deinen Helden! Hui, fährt nicht zum Rüſtzeug mit eiligem Satz Als Büttel heraus Deine heimliche Katz', Vielleicht auch als Bauer, als Schinder?! Warum denn ſo heimlich? geſchloſſen Viſier? Das braucht doch kein Ritter, kein echter!“ „Oho!“ brüllt der Knappe, „Ihr Krautſchneider Ihr, Ein Prinz iſt nicht beſſer und ſchlechter!“ Und ſchlägt an das Schwert ſich, berauſchet vom Wein: „So wiſſ't denn, die Katz' iſt der Frankenſtein, Mein trutziglich, edeler Herre!“ — Ein leiſer Aufſchrei! Am Gatterrand <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0150" n="136"/> <lg n="9"> <l>O, ſchweigt, ſonſt ſeid ewig verloren Ihr,</l><lb/> <l>Euern Namen darf ich nicht wiſſen.</l><lb/> <l>Drum fliehet mich, flieht! und wendet den Blick,</l><lb/> <l>Denn wiſſet, in Leben und Sterben</l><lb/> <l>Ward ich Euer furchtbar, unſäglich Geſchick,</l><lb/> <l>Ich <hi rendition="#g">will</hi> nicht, ich <hi rendition="#g">muß</hi> Euch verderben!</l><lb/> <l>Verheimlicht für ewig den Namen vor mir</l><lb/> <l>Und öffnet mir niemals das ſich're Viſier,</l><lb/> <l>Es hieß' in den Tod Euch ſtürzen!</l><lb/> <l>Euch zu verrathen dem Fuldaer Abt,</l><lb/> <l>Hab' ich auf das Kreuz ihm geſchworen,</l><lb/> <l>Drum meidet mich, Ritter, drum bleibet verkappt,</l><lb/> <l>Beim Himmel, ſonſt ſeid Ihr verloren!</l><lb/> <l>Und wollt' ich Euch lieben, nun iſt es vorbei,</l><lb/> <l>Doch forſche ich nie, wer die Katze ſei,</l><lb/> <l>Und brauche Euch nie zu verrathen!“</l><lb/> <l>Da klinget es laut von dem Hofe herauf,</l><lb/> <l>Ein verworrenes Schreien und Schelten,</l><lb/> <l>Einen Knappen umringet ein johlender Hauf':</l><lb/> <l>„Wir glauben nicht an Deinen Helden!</l><lb/> <l>Hui, fährt nicht zum Rüſtzeug mit eiligem Satz</l><lb/> <l>Als Büttel heraus Deine heimliche Katz',</l><lb/> <l>Vielleicht auch als Bauer, als Schinder?!</l><lb/> <l>Warum denn ſo heimlich? geſchloſſen Viſier?</l><lb/> <l>Das braucht doch kein Ritter, kein echter!“</l><lb/> <l>„Oho!“ brüllt der Knappe, „Ihr Krautſchneider Ihr,</l><lb/> <l>Ein Prinz iſt nicht beſſer und ſchlechter!“</l><lb/> <l>Und ſchlägt an das Schwert ſich, berauſchet vom Wein:</l><lb/> <l>„So wiſſ't denn, die Katz' iſt der Frankenſtein,</l><lb/> <l>Mein trutziglich, edeler Herre!“ —</l><lb/> <l>Ein leiſer Aufſchrei! Am Gatterrand</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [136/0150]
O, ſchweigt, ſonſt ſeid ewig verloren Ihr,
Euern Namen darf ich nicht wiſſen.
Drum fliehet mich, flieht! und wendet den Blick,
Denn wiſſet, in Leben und Sterben
Ward ich Euer furchtbar, unſäglich Geſchick,
Ich will nicht, ich muß Euch verderben!
Verheimlicht für ewig den Namen vor mir
Und öffnet mir niemals das ſich're Viſier,
Es hieß' in den Tod Euch ſtürzen!
Euch zu verrathen dem Fuldaer Abt,
Hab' ich auf das Kreuz ihm geſchworen,
Drum meidet mich, Ritter, drum bleibet verkappt,
Beim Himmel, ſonſt ſeid Ihr verloren!
Und wollt' ich Euch lieben, nun iſt es vorbei,
Doch forſche ich nie, wer die Katze ſei,
Und brauche Euch nie zu verrathen!“
Da klinget es laut von dem Hofe herauf,
Ein verworrenes Schreien und Schelten,
Einen Knappen umringet ein johlender Hauf':
„Wir glauben nicht an Deinen Helden!
Hui, fährt nicht zum Rüſtzeug mit eiligem Satz
Als Büttel heraus Deine heimliche Katz',
Vielleicht auch als Bauer, als Schinder?!
Warum denn ſo heimlich? geſchloſſen Viſier?
Das braucht doch kein Ritter, kein echter!“
„Oho!“ brüllt der Knappe, „Ihr Krautſchneider Ihr,
Ein Prinz iſt nicht beſſer und ſchlechter!“
Und ſchlägt an das Schwert ſich, berauſchet vom Wein:
„So wiſſ't denn, die Katz' iſt der Frankenſtein,
Mein trutziglich, edeler Herre!“ —
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Zitationshilfe: | Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/150>, abgerufen am 22.07.2024. |