Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.So eben das Gebet des Herrn?
Mit vollem Ernst auch, will ich hoffen?" "Gewißlich ..." stottert sie betroffen. "Wohlan! -- so schwuret Ihr doch eben, Daß Euern Schuld'gern Ihr vergeben?" "Ja, ja! ... ha! -- jetzt kann ich verstehen --" "Daß die Vergebung mir geschehen!" Lacht er leise, "Eure Huld Glaubt mich ja in tiefster Schuld! Das Gebet d'rum des vielholden Jungfräulein hat mir gegolten, Wie ich's eben Euch bewiesen. Schaut, noch immer trag' ich diesen Kleinen, zürnenden Gesellen, Darf ich nun zurück ihn stellen Und mit Euch, die Ihr vergeben, Künftighin in Frieden leben?" Und er reicht -- o wie verwegen! Jenen Handschuh ihr entgegen, Den sie ihm zurückwarf, droben Auf der Holzburg, da mit groben Worten frechlich er sie kränkte. Nella ihre Blicke senkte, Reißt das Wohlverleih zu Stücken, Wendet schweigend ihm den Rücken. "Also Krieg? -- ich muß es leiden! Aber glaubt, einst kommen Zeiten, Wo mit trautem Friedenssehnen, Mit viel heißen, bitt'ren Thränen Jenes Wunder wird geschehen, Daß in frommem, bangem Flehen So eben das Gebet des Herrn?
Mit vollem Ernſt auch, will ich hoffen?“ „Gewißlich ...“ ſtottert ſie betroffen. „Wohlan! — ſo ſchwuret Ihr doch eben, Daß Euern Schuld'gern Ihr vergeben?“ „Ja, ja! ... ha! — jetzt kann ich verſtehen —“ „Daß die Vergebung mir geſchehen!“ Lacht er leiſe, „Eure Huld Glaubt mich ja in tiefſter Schuld! Das Gebet d'rum des vielholden Jungfräulein hat mir gegolten, Wie ich's eben Euch bewieſen. Schaut, noch immer trag' ich dieſen Kleinen, zürnenden Geſellen, Darf ich nun zurück ihn ſtellen Und mit Euch, die Ihr vergeben, Künftighin in Frieden leben?“ Und er reicht — o wie verwegen! Jenen Handſchuh ihr entgegen, Den ſie ihm zurückwarf, droben Auf der Holzburg, da mit groben Worten frechlich er ſie kränkte. Nella ihre Blicke ſenkte, Reißt das Wohlverleih zu Stücken, Wendet ſchweigend ihm den Rücken. „Alſo Krieg? — ich muß es leiden! Aber glaubt, einſt kommen Zeiten, Wo mit trautem Friedensſehnen, Mit viel heißen, bitt'ren Thränen Jenes Wunder wird geſchehen, Daß in frommem, bangem Flehen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0122" n="108"/> <lg n="12"> <l>So eben das Gebet des Herrn?</l><lb/> <l>Mit vollem Ernſt auch, will ich hoffen?“</l><lb/> <l>„Gewißlich ...“ ſtottert ſie betroffen.</l><lb/> <l>„Wohlan! — ſo ſchwuret Ihr doch eben,</l><lb/> <l>Daß Euern Schuld'gern Ihr vergeben?“</l><lb/> <l>„Ja, ja! ... ha! — jetzt kann ich verſtehen —“</l><lb/> <l>„Daß die Vergebung mir geſchehen!“</l><lb/> <l>Lacht er leiſe, „Eure Huld</l><lb/> <l>Glaubt mich ja in tiefſter Schuld!</l><lb/> <l>Das Gebet d'rum des vielholden</l><lb/> <l>Jungfräulein hat <hi rendition="#g">mir</hi> gegolten,</l><lb/> <l>Wie ich's eben Euch bewieſen.</l><lb/> <l>Schaut, noch immer trag' ich dieſen</l><lb/> <l>Kleinen, zürnenden Geſellen,</l><lb/> <l>Darf ich nun zurück ihn ſtellen</l><lb/> <l>Und mit Euch, die Ihr vergeben,</l><lb/> <l>Künftighin in Frieden leben?“</l><lb/> <l>Und er reicht — o wie verwegen!</l><lb/> <l>Jenen Handſchuh ihr entgegen,</l><lb/> <l>Den ſie ihm zurückwarf, droben</l><lb/> <l>Auf der Holzburg, da mit groben</l><lb/> <l>Worten frechlich er ſie kränkte.</l><lb/> <l>Nella ihre Blicke ſenkte,</l><lb/> <l>Reißt das Wohlverleih zu Stücken,</l><lb/> <l>Wendet ſchweigend ihm den Rücken.</l><lb/> <l>„Alſo Krieg? — ich muß es leiden!</l><lb/> <l>Aber glaubt, einſt kommen Zeiten,</l><lb/> <l>Wo mit trautem Friedensſehnen,</l><lb/> <l>Mit viel heißen, bitt'ren Thränen</l><lb/> <l>Jenes Wunder wird geſchehen,</l><lb/> <l>Daß in frommem, bangem Flehen</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [108/0122]
So eben das Gebet des Herrn?
Mit vollem Ernſt auch, will ich hoffen?“
„Gewißlich ...“ ſtottert ſie betroffen.
„Wohlan! — ſo ſchwuret Ihr doch eben,
Daß Euern Schuld'gern Ihr vergeben?“
„Ja, ja! ... ha! — jetzt kann ich verſtehen —“
„Daß die Vergebung mir geſchehen!“
Lacht er leiſe, „Eure Huld
Glaubt mich ja in tiefſter Schuld!
Das Gebet d'rum des vielholden
Jungfräulein hat mir gegolten,
Wie ich's eben Euch bewieſen.
Schaut, noch immer trag' ich dieſen
Kleinen, zürnenden Geſellen,
Darf ich nun zurück ihn ſtellen
Und mit Euch, die Ihr vergeben,
Künftighin in Frieden leben?“
Und er reicht — o wie verwegen!
Jenen Handſchuh ihr entgegen,
Den ſie ihm zurückwarf, droben
Auf der Holzburg, da mit groben
Worten frechlich er ſie kränkte.
Nella ihre Blicke ſenkte,
Reißt das Wohlverleih zu Stücken,
Wendet ſchweigend ihm den Rücken.
„Alſo Krieg? — ich muß es leiden!
Aber glaubt, einſt kommen Zeiten,
Wo mit trautem Friedensſehnen,
Mit viel heißen, bitt'ren Thränen
Jenes Wunder wird geſchehen,
Daß in frommem, bangem Flehen
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