Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Den ihm Gudula gebunden,
Schüttelt's wiehernd seine Mähne, Daß die eingeflocht'nen Strähne, Mit viel Bänderschmuck durchzogen, Um das schlanke Haupt ihm wogen; Schreitet wie auf eb'ner Straßen Sicher hin durch Wald und Rasen; Hie und da nur, wo im Grunde Kiesel lagern, farbenbunte, Weckt sein Huf die hellen Funken. In Gespräche ganz versunken, Plaudern beide Mägdlein heiter Dies und jenes, daß sie leider Sich für kurze Zeit nur fanden; Daß zu weitentfernten Landen Nella bald muß weiter reisen Zu dem Oheim, Franz geheißen, Herrn zu Deurenberg am Rheine, Seit zwei Jahren schon alleine, Einsam auf dem Felsenneste. -- "Ach, welch' freudenloses Leben, Fräulein, wird das für Euch geben!" Muß sie Gudula beklagen, "Glaubt Ihr, daß Ihr's könnt ertragen? Wird's Euch leicht, dies Land zu meiden, Giebt es Keinen, der das Scheiden Euch und Euerm jungen Herzen Möcht' erschweren?" -- Und mit Scherzen Blinzt sie schelmisch auf zur Seite. Nella's Blick schweift in die Weite, Und sie spricht, tief seufzend: "Keiner! Den ihm Gudula gebunden,
Schüttelt's wiehernd ſeine Mähne, Daß die eingeflocht'nen Strähne, Mit viel Bänderſchmuck durchzogen, Um das ſchlanke Haupt ihm wogen; Schreitet wie auf eb'ner Straßen Sicher hin durch Wald und Raſen; Hie und da nur, wo im Grunde Kieſel lagern, farbenbunte, Weckt ſein Huf die hellen Funken. In Geſpräche ganz verſunken, Plaudern beide Mägdlein heiter Dies und jenes, daß ſie leider Sich für kurze Zeit nur fanden; Daß zu weitentfernten Landen Nella bald muß weiter reiſen Zu dem Oheim, Franz geheißen, Herrn zu Deurenberg am Rheine, Seit zwei Jahren ſchon alleine, Einſam auf dem Felſenneſte. — „Ach, welch' freudenloſes Leben, Fräulein, wird das für Euch geben!“ Muß ſie Gudula beklagen, „Glaubt Ihr, daß Ihr's könnt ertragen? Wird's Euch leicht, dies Land zu meiden, Giebt es Keinen, der das Scheiden Euch und Euerm jungen Herzen Möcht' erſchweren?“ — Und mit Scherzen Blinzt ſie ſchelmiſch auf zur Seite. Nella's Blick ſchweift in die Weite, Und ſie ſpricht, tief ſeufzend: „Keiner! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0115" n="101"/> <lg n="3"> <l>Den ihm Gudula gebunden,</l><lb/> <l>Schüttelt's wiehernd ſeine Mähne,</l><lb/> <l>Daß die eingeflocht'nen Strähne,</l><lb/> <l>Mit viel Bänderſchmuck durchzogen,</l><lb/> <l>Um das ſchlanke Haupt ihm wogen;</l><lb/> <l>Schreitet wie auf eb'ner Straßen</l><lb/> <l>Sicher hin durch Wald und Raſen;</l><lb/> <l>Hie und da nur, wo im Grunde</l><lb/> <l>Kieſel lagern, farbenbunte,</l><lb/> <l>Weckt ſein Huf die hellen Funken.</l><lb/> <l>In Geſpräche ganz verſunken,</l><lb/> <l>Plaudern beide Mägdlein heiter</l><lb/> <l>Dies und jenes, daß ſie leider</l><lb/> <l>Sich für kurze Zeit nur fanden;</l><lb/> <l>Daß zu weitentfernten Landen</l><lb/> <l>Nella bald muß weiter reiſen</l><lb/> <l>Zu dem Oheim, Franz geheißen,</l><lb/> <l>Herrn zu Deurenberg am Rheine,</l><lb/> <l>Seit zwei Jahren ſchon alleine,</l><lb/> <l>Einſam auf dem Felſenneſte. —</l><lb/> <l>„Ach, welch' freudenloſes Leben,</l><lb/> <l>Fräulein, wird das für Euch geben!“</l><lb/> <l>Muß ſie Gudula beklagen,</l><lb/> <l>„Glaubt Ihr, daß Ihr's könnt ertragen?</l><lb/> <l>Wird's Euch leicht, dies Land zu meiden,</l><lb/> <l>Giebt es Keinen, der das Scheiden</l><lb/> <l>Euch und Euerm jungen Herzen</l><lb/> <l>Möcht' erſchweren?“ — Und mit Scherzen</l><lb/> <l>Blinzt ſie ſchelmiſch auf zur Seite.</l><lb/> <l>Nella's Blick ſchweift in die Weite,</l><lb/> <l>Und ſie ſpricht, tief ſeufzend: „Keiner!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [101/0115]
Den ihm Gudula gebunden,
Schüttelt's wiehernd ſeine Mähne,
Daß die eingeflocht'nen Strähne,
Mit viel Bänderſchmuck durchzogen,
Um das ſchlanke Haupt ihm wogen;
Schreitet wie auf eb'ner Straßen
Sicher hin durch Wald und Raſen;
Hie und da nur, wo im Grunde
Kieſel lagern, farbenbunte,
Weckt ſein Huf die hellen Funken.
In Geſpräche ganz verſunken,
Plaudern beide Mägdlein heiter
Dies und jenes, daß ſie leider
Sich für kurze Zeit nur fanden;
Daß zu weitentfernten Landen
Nella bald muß weiter reiſen
Zu dem Oheim, Franz geheißen,
Herrn zu Deurenberg am Rheine,
Seit zwei Jahren ſchon alleine,
Einſam auf dem Felſenneſte. —
„Ach, welch' freudenloſes Leben,
Fräulein, wird das für Euch geben!“
Muß ſie Gudula beklagen,
„Glaubt Ihr, daß Ihr's könnt ertragen?
Wird's Euch leicht, dies Land zu meiden,
Giebt es Keinen, der das Scheiden
Euch und Euerm jungen Herzen
Möcht' erſchweren?“ — Und mit Scherzen
Blinzt ſie ſchelmiſch auf zur Seite.
Nella's Blick ſchweift in die Weite,
Und ſie ſpricht, tief ſeufzend: „Keiner!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/115 |
Zitationshilfe: | Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/115>, abgerufen am 16.02.2025. |