Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886."Ein wack'rer Spruch, mein Sohn, -- ein Mann ein Wort,
Doch wer sich rühmt, soll auch den Muth beweisen, Denn ohne That ist jeder Ruhm nur halb. Hier in der sichern Burg kann jeder Fant Sich großer Heldenthaten kecklich rühmen, Doch sie zu glauben ist nicht Bürgschaft da. Was meinst Du, Heinz, willst Du dieselben Worte Mir wiederholen dort auf jenem Berg? Willst Du beherzt an jener Felswand stehen Und dann noch sagen: ""Nein, ich fürcht' mich nicht?"" Erstarrt in jähem Grauen steht der Prinz, Das Blut weicht aus den Wangen, und die Hand Sinkt mit dem Holzschwert leise zitternd nieder, Starr, glanzlos schweift sein Blick zum grauen Fels, Und heftig athmend ringt die kleine Brust, Dann aber zuckt in wildem, kühnem Trotze Das blonde Haupt empor, und von der Stirn, Der klaren Stirne schüttelt's keck die Locken, Wie Adlerblick schärft sich das Kinderaug', Und seine Hand ballt sich zur Faust am Schwerte: "Ich will's, Frau Mutter, so mir Jesus helfe, Ich fürcht' mich nicht; ich hab' es Dir gesagt, Und dort, an jenem Felsen will ich's zeigen, Daß Heinrich von Brabant kein Prahler ist!" -- Lang' wortlos schaut Sophie in ihres Kindes Lieb Antlitz, -- wie in aufgeschlag'nem Buch Liest sie die Seele aus den reinen Zügen Und neigt sich stumm und küßt die junge Stirn. "Des Himmels Segen über Euch, mein Prinz!" Ruft Petronella, seine Locken streichelnd, Und richtet sich empor, stolz, siegesfreudig: v. Eschstruth, Katz' und Maus.
„Ein wack'rer Spruch, mein Sohn, — ein Mann ein Wort,
Doch wer ſich rühmt, ſoll auch den Muth beweiſen, Denn ohne That iſt jeder Ruhm nur halb. Hier in der ſichern Burg kann jeder Fant Sich großer Heldenthaten kecklich rühmen, Doch ſie zu glauben iſt nicht Bürgſchaft da. Was meinſt Du, Heinz, willſt Du dieſelben Worte Mir wiederholen dort auf jenem Berg? Willſt Du beherzt an jener Felswand ſtehen Und dann noch ſagen: „„Nein, ich fürcht' mich nicht?““ Erſtarrt in jähem Grauen ſteht der Prinz, Das Blut weicht aus den Wangen, und die Hand Sinkt mit dem Holzſchwert leiſe zitternd nieder, Starr, glanzlos ſchweift ſein Blick zum grauen Fels, Und heftig athmend ringt die kleine Bruſt, Dann aber zuckt in wildem, kühnem Trotze Das blonde Haupt empor, und von der Stirn, Der klaren Stirne ſchüttelt's keck die Locken, Wie Adlerblick ſchärft ſich das Kinderaug', Und ſeine Hand ballt ſich zur Fauſt am Schwerte: „Ich will's, Frau Mutter, ſo mir Jeſus helfe, Ich fürcht' mich nicht; ich hab' es Dir geſagt, Und dort, an jenem Felſen will ich's zeigen, Daß Heinrich von Brabant kein Prahler iſt!“ — Lang' wortlos ſchaut Sophie in ihres Kindes Lieb Antlitz, — wie in aufgeſchlag'nem Buch Lieſt ſie die Seele aus den reinen Zügen Und neigt ſich ſtumm und küßt die junge Stirn. „Des Himmels Segen über Euch, mein Prinz!“ Ruft Petronella, ſeine Locken ſtreichelnd, Und richtet ſich empor, ſtolz, ſiegesfreudig: v. Eſchſtruth, Katz' und Maus.
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„Ein wack'rer Spruch, mein Sohn, — ein Mann ein Wort,
Doch wer ſich rühmt, ſoll auch den Muth beweiſen,
Denn ohne That iſt jeder Ruhm nur halb.
Hier in der ſichern Burg kann jeder Fant
Sich großer Heldenthaten kecklich rühmen,
Doch ſie zu glauben iſt nicht Bürgſchaft da.
Was meinſt Du, Heinz, willſt Du dieſelben Worte
Mir wiederholen dort auf jenem Berg?
Willſt Du beherzt an jener Felswand ſtehen
Und dann noch ſagen: „„Nein, ich fürcht' mich nicht?““
Erſtarrt in jähem Grauen ſteht der Prinz,
Das Blut weicht aus den Wangen, und die Hand
Sinkt mit dem Holzſchwert leiſe zitternd nieder,
Starr, glanzlos ſchweift ſein Blick zum grauen Fels,
Und heftig athmend ringt die kleine Bruſt,
Dann aber zuckt in wildem, kühnem Trotze
Das blonde Haupt empor, und von der Stirn,
Der klaren Stirne ſchüttelt's keck die Locken,
Wie Adlerblick ſchärft ſich das Kinderaug',
Und ſeine Hand ballt ſich zur Fauſt am Schwerte:
„Ich will's, Frau Mutter, ſo mir Jeſus helfe,
Ich fürcht' mich nicht; ich hab' es Dir geſagt,
Und dort, an jenem Felſen will ich's zeigen,
Daß Heinrich von Brabant kein Prahler iſt!“ —
Lang' wortlos ſchaut Sophie in ihres Kindes
Lieb Antlitz, — wie in aufgeſchlag'nem Buch
Lieſt ſie die Seele aus den reinen Zügen
Und neigt ſich ſtumm und küßt die junge Stirn.
„Des Himmels Segen über Euch, mein Prinz!“
Ruft Petronella, ſeine Locken ſtreichelnd,
Und richtet ſich empor, ſtolz, ſiegesfreudig:
v. Eſchſtruth, Katz' und Maus.
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Zitationshilfe: | Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/111>, abgerufen am 22.07.2024. |