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Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820.

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dere wurden abgeschlagen, noch andere zersplittert.
Hier wurden sie mit ihren Wurzeln herausgeris-
sen, dort kamen sie sogar mit ihren Gipfeln auf
die Erde zu stehen. Der Fluß kam eben so wie
das Land in Aufruhr. In der Luft krachte der
Donner furchtbar, und Blitze fuhren unaufhörlich
zur Erde herab. Todes-Schrecken ergriff das
Volk; die Thiere und Vögel theilten ihn mit den
Menschen. Das Hornvieh rennte angstvoll und
wild umher, und suchte bei den Menschen in frei-
em Felde Schutz. Man nimmt an, daß die Bank,
auf welcher die Stadt Neu-Madrid erbauet ist,
damals wenigstens um 8 Fuß gesunken sey.

Ein anderes dieser Colonie ungünstiges Hin-
derniß ist das unaufhörliche Einfallen und Weg-
schwemmen seines Ufers. Wo jetzt der Mississippi
fließt, war die erste Anlage der Stadt Neu-Ma-
drid, indem seit dieser Zeit beinahe 500 Schritte
des Ufers durch die Fluthen des Stroms hinweg
gerissen sind. Von dieser Stadt führt eine gute
Landstraße zu der Mündung des Osage in den
Missouri, eine Entfernung zu Lande von 150 und
zu Wasser über 500 Meilen.

Unterhalb Neu-Madrid sieht man allenthal-
ben an den Ufern des Flusses die Spuren des
Erdbebens. 150 Meilen vom Einflusse des Ohio
verschlang es die Insel Nr. 32 gänzlich. Diese

dere wurden abgeſchlagen, noch andere zerſplittert.
Hier wurden ſie mit ihren Wurzeln herausgeriſ-
ſen, dort kamen ſie ſogar mit ihren Gipfeln auf
die Erde zu ſtehen. Der Fluß kam eben ſo wie
das Land in Aufruhr. In der Luft krachte der
Donner furchtbar, und Blitze fuhren unaufhoͤrlich
zur Erde herab. Todes-Schrecken ergriff das
Volk; die Thiere und Voͤgel theilten ihn mit den
Menſchen. Das Hornvieh rennte angſtvoll und
wild umher, und ſuchte bei den Menſchen in frei-
em Felde Schutz. Man nimmt an, daß die Bank,
auf welcher die Stadt Neu-Madrid erbauet iſt,
damals wenigſtens um 8 Fuß geſunken ſey.

Ein anderes dieſer Colonie unguͤnſtiges Hin-
derniß iſt das unaufhoͤrliche Einfallen und Weg-
ſchwemmen ſeines Ufers. Wo jetzt der Miſſiſſippi
fließt, war die erſte Anlage der Stadt Neu-Ma-
drid, indem ſeit dieſer Zeit beinahe 500 Schritte
des Ufers durch die Fluthen des Stroms hinweg
geriſſen ſind. Von dieſer Stadt fuͤhrt eine gute
Landſtraße zu der Muͤndung des Oſage in den
Miſſouri, eine Entfernung zu Lande von 150 und
zu Waſſer uͤber 500 Meilen.

Unterhalb Neu-Madrid ſieht man allenthal-
ben an den Ufern des Fluſſes die Spuren des
Erdbebens. 150 Meilen vom Einfluſſe des Ohio
verſchlang es die Inſel Nr. 32 gaͤnzlich. Dieſe

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[125/0139] dere wurden abgeſchlagen, noch andere zerſplittert. Hier wurden ſie mit ihren Wurzeln herausgeriſ- ſen, dort kamen ſie ſogar mit ihren Gipfeln auf die Erde zu ſtehen. Der Fluß kam eben ſo wie das Land in Aufruhr. In der Luft krachte der Donner furchtbar, und Blitze fuhren unaufhoͤrlich zur Erde herab. Todes-Schrecken ergriff das Volk; die Thiere und Voͤgel theilten ihn mit den Menſchen. Das Hornvieh rennte angſtvoll und wild umher, und ſuchte bei den Menſchen in frei- em Felde Schutz. Man nimmt an, daß die Bank, auf welcher die Stadt Neu-Madrid erbauet iſt, damals wenigſtens um 8 Fuß geſunken ſey. Ein anderes dieſer Colonie unguͤnſtiges Hin- derniß iſt das unaufhoͤrliche Einfallen und Weg- ſchwemmen ſeines Ufers. Wo jetzt der Miſſiſſippi fließt, war die erſte Anlage der Stadt Neu-Ma- drid, indem ſeit dieſer Zeit beinahe 500 Schritte des Ufers durch die Fluthen des Stroms hinweg geriſſen ſind. Von dieſer Stadt fuͤhrt eine gute Landſtraße zu der Muͤndung des Oſage in den Miſſouri, eine Entfernung zu Lande von 150 und zu Waſſer uͤber 500 Meilen. Unterhalb Neu-Madrid ſieht man allenthal- ben an den Ufern des Fluſſes die Spuren des Erdbebens. 150 Meilen vom Einfluſſe des Ohio verſchlang es die Inſel Nr. 32 gaͤnzlich. Dieſe

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Zitationshilfe: Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820/139>, abgerufen am 18.05.2024.