Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820.Gegen Mittag erreichten wir den trüben reis- Spät gegen Abend erreichte ich eine Woh- Gegen Mittag erreichten wir den truͤben reiſ- Spaͤt gegen Abend erreichte ich eine Woh- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="diaryEntry" n="2"> <pb facs="#f0125" n="111"/> <p>Gegen Mittag erreichten wir den truͤben reiſ-<lb/> ſenden Miſſouri, und fuhren in einem Boote nach<lb/><hi rendition="#g">St. Charles</hi> uͤber. Dieſe Stadt iſt jetzt ſehr<lb/> im Aufbluͤhen begriffen; es werden mehrere ſehr<lb/> huͤbſche Haͤuſer aus Backſteinen erbauet. Die<lb/> Poſt faͤhrt nicht weiter; daher machte ich eine<lb/> kleine Fußreiſe in die Umgegend. Wald und kleine<lb/> Wieſen wechſelten mit einander ab; aber eben ſehr<lb/> fruchtbar fand ich den Boden nicht. Die Wein-<lb/> trauben waren nun reif, und boten ſich dem<lb/> Wanderer zur Labung dar. Oft ſind niedrige<lb/> von Reben uͤberzogene Baͤume, wenn man die<lb/> Zweige von einander biegt, inwendig ganz ſchwarz<lb/> von den dunkeln Trauben. Ihr Geſchmack iſt<lb/> ſuͤßſauer, oft pikant. Sie ſind durch ganz Ame-<lb/> rika zu Hauſe, vorzuͤglich in fruchtbaren Wieſen.</p><lb/> <p>Spaͤt gegen Abend erreichte ich eine Woh-<lb/> nung, deren Bewohner mich ſehr freundſchaftlich<lb/> bewirthete. Neben ihm wohnte ein Schwarzbur-<lb/> ger, Namens <hi rendition="#g">Krieter</hi>, welcher 1817 aus Eu-<lb/> ropa gewandert war. Er war vielfaͤltig, vorzuͤg-<lb/> lich in Holland, betrogen worden, gerade ſo, wie<lb/> es der Herr <hi rendition="#g">Fuͤrſtenwerther</hi> in ſeiner Schrift:<lb/> „<hi rendition="#g">der Deutſche in Amerika</hi>,“ beſchreibt.<lb/> Dieſer gute Mann fuͤhrte mich zu einem Canadi-<lb/> ſchen Franzoſen, Namens <hi rendition="#g">Bernhard</hi>, welcher<lb/> hier bereits ſeit 42 Jahren wohnt. Seine Pflan-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0125]
Gegen Mittag erreichten wir den truͤben reiſ-
ſenden Miſſouri, und fuhren in einem Boote nach
St. Charles uͤber. Dieſe Stadt iſt jetzt ſehr
im Aufbluͤhen begriffen; es werden mehrere ſehr
huͤbſche Haͤuſer aus Backſteinen erbauet. Die
Poſt faͤhrt nicht weiter; daher machte ich eine
kleine Fußreiſe in die Umgegend. Wald und kleine
Wieſen wechſelten mit einander ab; aber eben ſehr
fruchtbar fand ich den Boden nicht. Die Wein-
trauben waren nun reif, und boten ſich dem
Wanderer zur Labung dar. Oft ſind niedrige
von Reben uͤberzogene Baͤume, wenn man die
Zweige von einander biegt, inwendig ganz ſchwarz
von den dunkeln Trauben. Ihr Geſchmack iſt
ſuͤßſauer, oft pikant. Sie ſind durch ganz Ame-
rika zu Hauſe, vorzuͤglich in fruchtbaren Wieſen.
Spaͤt gegen Abend erreichte ich eine Woh-
nung, deren Bewohner mich ſehr freundſchaftlich
bewirthete. Neben ihm wohnte ein Schwarzbur-
ger, Namens Krieter, welcher 1817 aus Eu-
ropa gewandert war. Er war vielfaͤltig, vorzuͤg-
lich in Holland, betrogen worden, gerade ſo, wie
es der Herr Fuͤrſtenwerther in ſeiner Schrift:
„der Deutſche in Amerika,“ beſchreibt.
Dieſer gute Mann fuͤhrte mich zu einem Canadi-
ſchen Franzoſen, Namens Bernhard, welcher
hier bereits ſeit 42 Jahren wohnt. Seine Pflan-
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