Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

los ist. Wir gelangten, nachdem wir die Quellen
des Shoolkreek passirt hatten, abermals auf eine
große gangbare Straße; sie führt nach dem nörd-
lichen Theile des Sangömo, welcher noch weit
mehr angebauet ist, als der Theil, wo wir gewe-
sen waren. Die Pflanzungen erstrecken sich bereits
mehrere 100 Meilen östlich an den Nebenflüssen des
Sangömo hinauf, wo die Fruchtbarkeit dieselbe,
ja wie Einige behaupten, noch größer seyn soll.
Des Sangömo ganze Länge ist zwar noch unbe-
kannt; doch weiß man, daß er wenigstens 300
Meilen von seiner Vereinigung mit dem Illinois
schiffbar ist. Etwa 60 Meilen von seiner Mün-
dung theilt er sich in 2 Arme, deren südlicher den
Namen Mooqua führt, welches in der Sprache der
Kikapoo-Indianer Wolfsgesicht bedeutet. Die-
ser Arm ist bis jetzt am besten bekannt, und er
ist bereits ziemlich mit Pflanzungen besetzt. Ober-
halb des Ursprungs des Sangömo findet sich ein
50 Fuß hoher Felsen, welcher in der Mitte eine
Spalte hat. Die Indianer legten in diese Spalte
Taback, Mais, Honig und andere Erzeugnisse des
Landes, um sie dem höchsten Wesen als Dank-
opfer darzubringen.

Die Indianer bauen meistens etwas Mais,
und sind sehr große Verehrer dieser nützlichen Frucht.
Sobald dem Oberhaupt die erste reife Maisähre

los iſt. Wir gelangten, nachdem wir die Quellen
des Shoolkreek paſſirt hatten, abermals auf eine
große gangbare Straße; ſie fuͤhrt nach dem noͤrd-
lichen Theile des Sangoͤmo, welcher noch weit
mehr angebauet iſt, als der Theil, wo wir gewe-
ſen waren. Die Pflanzungen erſtrecken ſich bereits
mehrere 100 Meilen oͤſtlich an den Nebenfluͤſſen des
Sangoͤmo hinauf, wo die Fruchtbarkeit dieſelbe,
ja wie Einige behaupten, noch groͤßer ſeyn ſoll.
Des Sangoͤmo ganze Laͤnge iſt zwar noch unbe-
kannt; doch weiß man, daß er wenigſtens 300
Meilen von ſeiner Vereinigung mit dem Illinois
ſchiffbar iſt. Etwa 60 Meilen von ſeiner Muͤn-
dung theilt er ſich in 2 Arme, deren ſuͤdlicher den
Namen Mooqua fuͤhrt, welches in der Sprache der
Kikapoo-Indianer Wolfsgeſicht bedeutet. Die-
ſer Arm iſt bis jetzt am beſten bekannt, und er
iſt bereits ziemlich mit Pflanzungen beſetzt. Ober-
halb des Urſprungs des Sangoͤmo findet ſich ein
50 Fuß hoher Felſen, welcher in der Mitte eine
Spalte hat. Die Indianer legten in dieſe Spalte
Taback, Mais, Honig und andere Erzeugniſſe des
Landes, um ſie dem hoͤchſten Weſen als Dank-
opfer darzubringen.

Die Indianer bauen meiſtens etwas Mais,
und ſind ſehr große Verehrer dieſer nuͤtzlichen Frucht.
Sobald dem Oberhaupt die erſte reife Maisaͤhre

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="diaryEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0119" n="105"/>
los i&#x017F;t. Wir gelangten, nachdem wir die Quellen<lb/>
des Shoolkreek pa&#x017F;&#x017F;irt hatten, abermals auf eine<lb/>
große gangbare Straße; &#x017F;ie fu&#x0364;hrt nach dem no&#x0364;rd-<lb/>
lichen Theile des Sango&#x0364;mo, welcher noch weit<lb/>
mehr angebauet i&#x017F;t, als der Theil, wo wir gewe-<lb/>
&#x017F;en waren. Die Pflanzungen er&#x017F;trecken &#x017F;ich bereits<lb/>
mehrere 100 Meilen o&#x0364;&#x017F;tlich an den Nebenflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en des<lb/>
Sango&#x0364;mo hinauf, wo die Fruchtbarkeit die&#x017F;elbe,<lb/>
ja wie Einige behaupten, noch gro&#x0364;ßer &#x017F;eyn &#x017F;oll.<lb/>
Des Sango&#x0364;mo ganze La&#x0364;nge i&#x017F;t zwar noch unbe-<lb/>
kannt; doch weiß man, daß er wenig&#x017F;tens 300<lb/>
Meilen von &#x017F;einer Vereinigung mit dem Illinois<lb/>
&#x017F;chiffbar i&#x017F;t. Etwa 60 Meilen von &#x017F;einer Mu&#x0364;n-<lb/>
dung theilt er &#x017F;ich in 2 Arme, deren &#x017F;u&#x0364;dlicher den<lb/>
Namen <hi rendition="#g">Mooqua</hi> fu&#x0364;hrt, welches in der Sprache der<lb/>
Kikapoo-Indianer <hi rendition="#g">Wolfsge&#x017F;icht</hi> bedeutet. Die-<lb/>
&#x017F;er Arm i&#x017F;t bis jetzt am be&#x017F;ten bekannt, und er<lb/>
i&#x017F;t bereits ziemlich mit Pflanzungen be&#x017F;etzt. Ober-<lb/>
halb des Ur&#x017F;prungs des Sango&#x0364;mo findet &#x017F;ich ein<lb/>
50 Fuß hoher Fel&#x017F;en, welcher in der Mitte eine<lb/>
Spalte hat. Die Indianer legten in die&#x017F;e Spalte<lb/>
Taback, Mais, Honig und andere Erzeugni&#x017F;&#x017F;e des<lb/>
Landes, um &#x017F;ie dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten We&#x017F;en als Dank-<lb/>
opfer darzubringen.</p><lb/>
          <p>Die Indianer bauen mei&#x017F;tens etwas Mais,<lb/>
und &#x017F;ind &#x017F;ehr große Verehrer die&#x017F;er nu&#x0364;tzlichen Frucht.<lb/>
Sobald dem Oberhaupt die er&#x017F;te reife Maisa&#x0364;hre<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0119] los iſt. Wir gelangten, nachdem wir die Quellen des Shoolkreek paſſirt hatten, abermals auf eine große gangbare Straße; ſie fuͤhrt nach dem noͤrd- lichen Theile des Sangoͤmo, welcher noch weit mehr angebauet iſt, als der Theil, wo wir gewe- ſen waren. Die Pflanzungen erſtrecken ſich bereits mehrere 100 Meilen oͤſtlich an den Nebenfluͤſſen des Sangoͤmo hinauf, wo die Fruchtbarkeit dieſelbe, ja wie Einige behaupten, noch groͤßer ſeyn ſoll. Des Sangoͤmo ganze Laͤnge iſt zwar noch unbe- kannt; doch weiß man, daß er wenigſtens 300 Meilen von ſeiner Vereinigung mit dem Illinois ſchiffbar iſt. Etwa 60 Meilen von ſeiner Muͤn- dung theilt er ſich in 2 Arme, deren ſuͤdlicher den Namen Mooqua fuͤhrt, welches in der Sprache der Kikapoo-Indianer Wolfsgeſicht bedeutet. Die- ſer Arm iſt bis jetzt am beſten bekannt, und er iſt bereits ziemlich mit Pflanzungen beſetzt. Ober- halb des Urſprungs des Sangoͤmo findet ſich ein 50 Fuß hoher Felſen, welcher in der Mitte eine Spalte hat. Die Indianer legten in dieſe Spalte Taback, Mais, Honig und andere Erzeugniſſe des Landes, um ſie dem hoͤchſten Weſen als Dank- opfer darzubringen. Die Indianer bauen meiſtens etwas Mais, und ſind ſehr große Verehrer dieſer nuͤtzlichen Frucht. Sobald dem Oberhaupt die erſte reife Maisaͤhre

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820/119
Zitationshilfe: Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820/119>, abgerufen am 18.05.2024.