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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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zur Barke zum Hause des Consuls Murat bringen, der uns höchst freundlich aufnimmt. Wir müssen den heutigen Tag ganz bei ihm bleiben und beschließen, erst morgen früh zu reisen. So besehen wir denn am Vormittag zuvörderst die Stadt, deren Straßen natürlich eng und winklich genug bergauf und bergab gehen. Der Platz, wo das Haus Simon des Gerbers stand, in dem Petrus aufgenommen ward, wird besehen; es ist am Quai; später scheint man eine Art Festungsthurm dorthin gesetzt zu haben, der jetzt aber verschwunden und von dem blos die Schießscharten noch zu sehen sind; noch früher stand dort ein christliches Kirchlein oder Kapelle. Von hier über den Basar nach dem Thor, was nach Jerusalem zu führt; höchst eigenthümlicher und malerischer Eindruck. Durch ein Thor ein hübsch verzierter Brunnen in einer Nische; das Thor selbst gar trefflich; der Platz außerhalb davor wimmelnd von Kameelen und interessanten Arabern, Eseln pp., umgeben mit indischen Feigenhecken, Sykomoren und echten Feigenbäumen; ein gelbsandiger Hügel mit dem Kirchhofe und dann wieder eine Spitze vom Meeresstrande, an der Stadtmauer aber ein Gärtchen mit Cedern- oder Cypressenbäumen, überhängendem Wein gar malerisch neben dem alten Gemäuer; dann zum Consul zurück und auf europäische Weise Mittag gegessen. Der Consul mit seinen beiden Brüdern liebe Leute; Ring von Prinz Albrecht. Nachmittags mit Hanauer und dem jüngsten Bruder Lazaris gen Gaza hinaus in einen Garten gegangen; Maulbeerbäume, die mich an Zachäus erinnern, indische mächtige Caktushecken. Der Garten ziemlich groß, voller Orangenbäumen; blühende Sonnenblumen mahnten mich lebhaft an die Heimath. Unter den Bäumen, wo noch vor Kurzem [unleserliches Material - 1 Wort fehlt] und [unleserliches Material]gesessen hatten, verzehrten wir indische Feigen, und ruhten im Gespräch von der großen Hitze des Tages. Dann noch am Meere gewandelt, den kleineren Garten des Konsuls besehen neben der Quarantäne, endlich nach Hause und zu Abend gespeist, wo es mir dann sehr wohl schmeckte. Gegen 10 zu Bette. Um 11 Uhr etwa wieder aufgestanden, um eine Hochzeit, welche die Straßen durchzog, anzusehen; erst feierlicher Chorgesang, dann eine Prozession; unzählige Kerzen die ganze Straße entlang; Alles geputzte Leute ; ein Trupp verhüllter Weiber, in deren Mitte die Braut; unangenehmes Geschrei und Gekreisch derselben; - endlich verschwanden Fackeln und Lichter und wir wieder zu Bett. - NB Die Bruchsteine (poröser Kalkstein), aus denen Jafa gebaut, bringt man alle aus dem alten Caesarea, dessen Ruinen etwas aufwärts gen Beiruth liegen. Die Bauart der Fenster ziemlich hoch, jedes Zimmer überkuppelt, sehr massiv und kühl. - Zu morgen früh sind unsre Pferde nach Jerusalem bestellt.

zur Barke zum Hause des Consuls Murat bringen, der uns höchst freundlich aufnimmt. Wir müssen den heutigen Tag ganz bei ihm bleiben und beschließen, erst morgen früh zu reisen. So besehen wir denn am Vormittag zuvörderst die Stadt, deren Straßen natürlich eng und winklich genug bergauf und bergab gehen. Der Platz, wo das Haus Simon des Gerbers stand, in dem Petrus aufgenommen ward, wird besehen; es ist am Quai; später scheint man eine Art Festungsthurm dorthin gesetzt zu haben, der jetzt aber verschwunden und von dem blos die Schießscharten noch zu sehen sind; noch früher stand dort ein christliches Kirchlein oder Kapelle. Von hier über den Basar nach dem Thor, was nach Jerusalem zu führt; höchst eigenthümlicher und malerischer Eindruck. Durch ein Thor ein hübsch verzierter Brunnen in einer Nische; das Thor selbst gar trefflich; der Platz außerhalb davor wimmelnd von Kameelen und interessanten Arabern, Eseln pp., umgeben mit indischen Feigenhecken, Sykomoren und echten Feigenbäumen; ein gelbsandiger Hügel mit dem Kirchhofe und dann wieder eine Spitze vom Meeresstrande, an der Stadtmauer aber ein Gärtchen mit Cedern- oder Cypressenbäumen, überhängendem Wein gar malerisch neben dem alten Gemäuer; dann zum Consul zurück und auf europäische Weise Mittag gegessen. Der Consul mit seinen beiden Brüdern liebe Leute; Ring von Prinz Albrecht. Nachmittags mit Hanauer und dem jüngsten Bruder Lazaris gen Gaza hinaus in einen Garten gegangen; Maulbeerbäume, die mich an Zachäus erinnern, indische mächtige Caktushecken. Der Garten ziemlich groß, voller Orangenbäumen; blühende Sonnenblumen mahnten mich lebhaft an die Heimath. Unter den Bäumen, wo noch vor Kurzem [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] und [unleserliches Material]gesessen hatten, verzehrten wir indische Feigen, und ruhten im Gespräch von der großen Hitze des Tages. Dann noch am Meere gewandelt, den kleineren Garten des Konsuls besehen neben der Quarantäne, endlich nach Hause und zu Abend gespeist, wo es mir dann sehr wohl schmeckte. Gegen 10 zu Bette. Um 11 Uhr etwa wieder aufgestanden, um eine Hochzeit, welche die Straßen durchzog, anzusehen; erst feierlicher Chorgesang, dann eine Prozession; unzählige Kerzen die ganze Straße entlang; Alles geputzte Leute ; ein Trupp verhüllter Weiber, in deren Mitte die Braut; unangenehmes Geschrei und Gekreisch derselben; - endlich verschwanden Fackeln und Lichter und wir wieder zu Bett. - NB Die Bruchsteine (poröser Kalkstein), aus denen Jafa gebaut, bringt man alle aus dem alten Caesarea, dessen Ruinen etwas aufwärts gen Beiruth liegen. Die Bauart der Fenster ziemlich hoch, jedes Zimmer überkuppelt, sehr massiv und kühl. - Zu morgen früh sind unsre Pferde nach Jerusalem bestellt.

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/79>, abgerufen am 24.11.2024.