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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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anstalt, das Poliren der Tischplatten und andrer Gegenstände, wie Leuchter, Vasen zu Springbrunnen pp., letzteres sehr plump. Lepsius kaufte eine Tischplatte, etwa 2 m im Quadrat, einseitig polirt, für den, wie es uns vorkam, sehr hohen Preis von etwa 16 Reichsthalern unsres Geldes; außerdem einen Fingan nebst Serf aus Alabaster für etwa 9 Reichsthaler, ein unsinniges Geld. Batich gegessen und Caffee getrunken, dann noch ein nahes Kloster und alte Stadtruinen besichtigt und dann wieder aufgebrochen; in 5/4 Stunden mit unsren 18 Ruderern trotz heftigsten Gegenwindes wieder bei unsrer Barke angelangt. Wir bleiben noch bis 10 Uhr Abends hier, wo die Geldgeschäfte erst in der Stadt beendigt waren, was dann noch eine Streitscene zwischen Lepsius un Jussuf gab. Als der Pascha den Verkauf der Platte hörte, schickte er an Lepsius das Geld wieder und bat, es ihn als Geschenk zu nehmen, schickte auch noch einige andre Kleinigkeiten. Die Bezahlung überließ Lepsius an den Dragoman. -

Donnerstag den 5ten Juni 1845. Nachdem wir den größten Theil der letzten Nacht durchgefahren, gelangen wir heut Mittag um 1 Uhr etwa nach Monfalut, dem Sitze eines Mudirs. Wir bleiben den Nachmittag und die Nacht hier, theils des Windes wegen, theils um einen Zettel für Tell a marna zu erhalten, damit das Erlangen von Nahrungsmitteln und Wächtern uns erleichtert würde. Unterdessen hatten wir hinlänglich Zeit, uns in der Stadt umzusehen; sie liegt dicht am Fluße, von demselben in ihrer ganzen Länge benagt, so daß die daran stoßenden Häuser Ruinen sind. Der Bazar im Innern aber ist sehr lebendig, keineswegs unbedeutend, und wie immer höchst malerisch: dergleichen ist ein Anblick, dessen man nie müde wird. Vor einem Kaffeebutikchen ließen wir uns nieder, rauchten eine Schischa und betrachteten die unendliche Mannichfaltigkeit orientalischen Lebens und Trachten; neben uns ein Bartscheerer, gegenüber ein Nußhändler. - Heut Abend Orangenthee getrunken. -

Freitag den 6ten Juni 1845. Früh schon im Dunkeln von Monfalut abgefahren; Vormittags der Tag ziemlich ruhig. Am Nachmittag unweit Kisser wurde uns ein Krokodill von 5 1/2 Fuß Länge von Schiffern angeboten, die es an der Angel herausgezogen hatten; es war für

anstalt, das Poliren der Tischplatten und andrer Gegenstände, wie Leuchter, Vasen zu Springbrunnen pp., letzteres sehr plump. Lepsius kaufte eine Tischplatte, etwa 2 m im Quadrat, einseitig polirt, für den, wie es uns vorkam, sehr hohen Preis von etwa 16 Reichsthalern unsres Geldes; außerdem einen Fingan nebst Serf aus Alabaster für etwa 9 Reichsthaler, ein unsinniges Geld. Batich gegessen und Caffee getrunken, dann noch ein nahes Kloster und alte Stadtruinen besichtigt und dann wieder aufgebrochen; in 5/4 Stunden mit unsren 18 Ruderern trotz heftigsten Gegenwindes wieder bei unsrer Barke angelangt. Wir bleiben noch bis 10 Uhr Abends hier, wo die Geldgeschäfte erst in der Stadt beendigt waren, was dann noch eine Streitscene zwischen Lepsius un Jussuf gab. Als der Pascha den Verkauf der Platte hörte, schickte er an Lepsius das Geld wieder und bat, es ihn als Geschenk zu nehmen, schickte auch noch einige andre Kleinigkeiten. Die Bezahlung überließ Lepsius an den Dragoman. -

Donnerstag den 5ten Juni 1845. Nachdem wir den größten Theil der letzten Nacht durchgefahren, gelangen wir heut Mittag um 1 Uhr etwa nach Monfalut, dem Sitze eines Mudirs. Wir bleiben den Nachmittag und die Nacht hier, theils des Windes wegen, theils um einen Zettel für Tell a marna zu erhalten, damit das Erlangen von Nahrungsmitteln und Wächtern uns erleichtert würde. Unterdessen hatten wir hinlänglich Zeit, uns in der Stadt umzusehen; sie liegt dicht am Fluße, von demselben in ihrer ganzen Länge benagt, so daß die daran stoßenden Häuser Ruinen sind. Der Bazar im Innern aber ist sehr lebendig, keineswegs unbedeutend, und wie immer höchst malerisch: dergleichen ist ein Anblick, dessen man nie müde wird. Vor einem Kaffeebutikchen ließen wir uns nieder, rauchten eine Schischa und betrachteten die unendliche Mannichfaltigkeit orientalischen Lebens und Trachten; neben uns ein Bartscheerer, gegenüber ein Nußhändler. - Heut Abend Orangenthee getrunken. -

Freitag den 6ten Juni 1845. Früh schon im Dunkeln von Monfalut abgefahren; Vormittags der Tag ziemlich ruhig. Am Nachmittag unweit Kisser wurde uns ein Krokodill von 5 ½ Fuß Länge von Schiffern angeboten, die es an der Angel herausgezogen hatten; es war für

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/60>, abgerufen am 29.11.2024.