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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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Südparthie des Nilflusses. Am Nachmittag noch Etwas abgeklatscht. Abends, wie gewöhnlich, Bad, diesmal aber zum letztenmal auf Philae. Zuletzt im Mondschein lange geplaudert.

Sonntag den 29ten September 1844. Mein Geburtstag und unsre Abfahrt von Philae. Nach gehaltenem Gottesdienst etwa gegen 8 Uhr machten wir uns auf den Weg. Da Lepsius auf der Insel Daudenarti noch Steelen besehen wollte, mußten wir aus dem eigentlichen Wege durch die Katarakten hinaus und wären bei dem Anlanden an der steinigen Insel beinah verunglückt; dabei wurde hier gar nichts Wesentliches gefunden. Unsre Weiterfahrt durch die Strudel und Felsriste erforderte die größte Aufmerksamkeit der Reise, davon jetzt mehrere auf der Barke waren; auch fand sich unsre Mannschaft verstärkt. Wir waren oben auf dem Verdeck und sahen mit Interresse dem Schauspiele zu, so wie den vielen wechselnden Landschaften, die durch die westliche Wüste und mannichfachen Formen der aufgethürmten Felsinseln sich darboten. Später landeten wir an der hübschen Insel Sehele, der eine andre Namens Senarti gegenüberliegt. Auf Ersterer fanden wir Überbleibsel von alten Bauten, im Scherbenschutt auch eine Felsmasse mit unzähligen Steelen, die von Lepsius und Max ausgebeutet wurden; ich stieg auf die Höhe, von wo ich einen trefflichen Blick auf den durchbrochenen Nil hatte, oben fand ich 2 Gräber mit nebengesetzten Wasserkrügen, einfache Hügel mit umgelegten Steinen. Dann half ich Lepsius etwas abklatschen und gegen Mittag vor der Abfahrt nehmen wir noch ein erquickliches Bad. Von hier gelangten wir etwa um 2 Uhr nach Assuan. Spatziergang zum Römischen Bade, wo Georgi mit [machte] und etwas zeichnete; Knaben, die von den hohen Felsen ins Wasser sprangen, bewundert. Später mit Georgi noch einen Spatziergang gemacht durch die Ruinen von Syene nach dem sarazenischen Kirchhof, hinten um die neue Stadt, wo ein Kuppelschech und ein hoher Thurm auf diesem erbaut einen höchst malerischen Effekt machte. Dann durch Gassen der bedeutenden Stadt gegen Abend zur Barke zurück. Mein Geburtstag ward durch ein solennes Mahl mit Wein gefeiert. Lepsius schenkte mir auch ein neues Notizbuch mit einem hübschen Gedicht darin und eine Flasche Eau de Cologne. Georgi hatte mir am Morgen zum Andenken eine sehr hübsche und launige Federskizze gemacht. Abends Wetterleuchten und während ich schreibe heftiger Wind, wer weiß, ob vielleicht noch Regen heraufkömmt. - Es bleibt aber beim Winde.

Montag den 30ten September 1844. Während Lepsius mit Ernst und Georgi nach Elephantine (Gezirat Assuan) hinüberfahren, mache ich mit Max eine Ausflucht auf den Weg nach Philae, wo

Südparthie des Nilflusses. Am Nachmittag noch Etwas abgeklatscht. Abends, wie gewöhnlich, Bad, diesmal aber zum letztenmal auf Philae. Zuletzt im Mondschein lange geplaudert.

Sonntag den 29ten September 1844. Mein Geburtstag und unsre Abfahrt von Philae. Nach gehaltenem Gottesdienst etwa gegen 8 Uhr machten wir uns auf den Weg. Da Lepsius auf der Insel Daudenarti noch Steelen besehen wollte, mußten wir aus dem eigentlichen Wege durch die Katarakten hinaus und wären bei dem Anlanden an der steinigen Insel beinah verunglückt; dabei wurde hier gar nichts Wesentliches gefunden. Unsre Weiterfahrt durch die Strudel und Felsriste erforderte die größte Aufmerksamkeit der Reise, davon jetzt mehrere auf der Barke waren; auch fand sich unsre Mannschaft verstärkt. Wir waren oben auf dem Verdeck und sahen mit Interresse dem Schauspiele zu, so wie den vielen wechselnden Landschaften, die durch die westliche Wüste und mannichfachen Formen der aufgethürmten Felsinseln sich darboten. Später landeten wir an der hübschen Insel Sehele, der eine andre Namens Senarti gegenüberliegt. Auf Ersterer fanden wir Überbleibsel von alten Bauten, im Scherbenschutt auch eine Felsmasse mit unzähligen Steelen, die von Lepsius und Max ausgebeutet wurden; ich stieg auf die Höhe, von wo ich einen trefflichen Blick auf den durchbrochenen Nil hatte, oben fand ich 2 Gräber mit nebengesetzten Wasserkrügen, einfache Hügel mit umgelegten Steinen. Dann half ich Lepsius etwas abklatschen und gegen Mittag vor der Abfahrt nehmen wir noch ein erquickliches Bad. Von hier gelangten wir etwa um 2 Uhr nach Assuan. Spatziergang zum Römischen Bade, wo Georgi mit [machte] und etwas zeichnete; Knaben, die von den hohen Felsen ins Wasser sprangen, bewundert. Später mit Georgi noch einen Spatziergang gemacht durch die Ruinen von Syene nach dem sarazenischen Kirchhof, hinten um die neue Stadt, wo ein Kuppelschech und ein hoher Thurm auf diesem erbaut einen höchst malerischen Effekt machte. Dann durch Gassen der bedeutenden Stadt gegen Abend zur Barke zurück. Mein Geburtstag ward durch ein solennes Mahl mit Wein gefeiert. Lepsius schenkte mir auch ein neues Notizbuch mit einem hübschen Gedicht darin und eine Flasche Eau de Cologne. Georgi hatte mir am Morgen zum Andenken eine sehr hübsche und launige Federskizze gemacht. Abends Wetterleuchten und während ich schreibe heftiger Wind, wer weiß, ob vielleicht noch Regen heraufkömmt. - Es bleibt aber beim Winde.

Montag den 30ten September 1844. Während Lepsius mit Ernst und Georgi nach Elephantine (Gezirat Assuan) hinüberfahren, mache ich mit Max eine Ausflucht auf den Weg nach Philae, wo

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[2/0003] Südparthie des Nilflusses. Am Nachm noch Etwas abgeklatscht. Abends, wie gewöhnlich, Bad, diesmal aber zum letztenmal auf Philae. Zuletzt im Mondschein lange geplaudert. Sonntag d 29ten Sept 1844. Mein Geburtstag d unsre Abfahrt von Philae. Nach gehaltenem Gottesdienst etwa gegen 8 Uhr machten wir uns auf d Weg. Da Leps auf d Insel Daudenarti noch Steelen besehen wollte, mußten wir aus d eigentlichen Wege durch die Katarakten hinaus d wären bei dem Anlanden an der steinigen Insel beinah verunglückt; dabei wurde hier gar nichts Wesentliches gefunden. Unsre Weiterfahrt durch die Strudel d Felriste erforderte die größte Aufmerksamkeit der Reise, davon jetzt mehrere auf d Barke waren; auch fand sich unsre Mannschaft verstärkt. Wir waren oben auf d Verdeck d sahen mit Intsse dem Schauspiele zu, so wie den vielen wechselnden Landschaften, die durch die westl Wüste d mannichfachen Formen der aufgethürmten Felsinseln sich darboten. Später landeten wir an der hübschen Insel Sehele, der eine andre Namens Senarti gegenüberliegt. Auf Ersterer fanden wir Überbleibsel v alten Bauten, im Scherbenschutt auch eine Felsmasse mit unzähligen Steelen, die v Leps d Max ausgebeutet wurden; ich stieg auf die Höhe, von wo ich e trefflichen Blick auf den durchbrochenen Nil hatte, oben fand ich 2 Gräber mit nebengesetzten Wasserkrügen, einfache Hügel mit umgelegten Steinen. Dann half ich Leps etwas abklatschen d gegen Mittag vor der Abfahrt nehmen wir noch ein erquickliches Bad. Von hier gelangten wir etwa um 2 Uhr nach Assuan. Spatziergang zum Röm Bade, wo Georgi mit machte d etwas zeichnete; Knaben, die v d hohen Felsen ins Wasser sprangen, bewundert. Später mit Georgi noch einen Spatziergang gemacht durch die Ruinen v Syene nach dem saraz Kirchhof, hinten um die neue Stadt, wo ein Kuppelschech d ein hoher Thurm auf diesem erbaut einen höchst malerischen Effekt machte. Dann durch Gassen der bedeutenden Stadt gegen Abend zur Barke zurück. Mein Geburtstag ward durch e solennes Mahl mit Wein gefeiert. Leps schenkte mir auch e neues Notizbuch mit e hübschen Gedicht darin d e Flasche Eau de Cologne. Georgi hatte mir am Morgen zum Andenken eine sehr hübsche d launige Federskizze gemacht. Abends Wetterleuchten d während ich schreibe heftiger Wind, wer weiß, ob vielleicht noch Regen heraufkömmt. - Es bleibt aber beim Winde. Montag d 30ten Sept 1844. Während Leps mit Ernst d Georgi nach Elephantine (Gezirat Assuan) hinüberfahren, mache ich mit Max eine Ausflucht auf den Weg nach Philae, wo

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/3>, abgerufen am 28.03.2024.