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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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jedoch sehr einfacher Architektur. Der Platz kostet 3 [paul] (12 silbergroschen) aber freilich ein Stehplatz. Es wurden Akte aus Opern gegeben und zwar recht gut, dann ein Ballet, der Pirat, was mir in Anordnung und Ausführung sehr gefiel; die Hauptsolotänzerin war leider etwas zu lang, doch tanzte sie sehr gut. Costüm und Ausstattung sehr reich; erst um 1/2 12 Uhr zu Hause. - Das Wetter ist bis jetzt im Ganzen vortrefflich zu nennen; ich habe noch nicht einmal Regen gehabt. - Blumenverkäuferinnen mit ihren großen Strohhüten; - schöne Equipagen; - treffliches Pflaster der Straßen, davon die vorzüglicheren mit Gas erleuchtet sind.

Donnerstag den 23ten October 1845. Spät aufgestanden und erst um 9 Uhr ausgegangen. Zuerst in die Kirche Santa Croce, die der reichen Grabdenkmale wegen mir sehr interressant war. Da war das Denkmal von Dante, von Michel Angelo, von Galilei, von Machiavell, von Alfieri und ein neueres von einem Grafen Stolberg, wenn ich nicht irre, was in Marmor ungemein schön und sinnreich ausgeführt war; überdieß herrliche Gemälde, die aber unmöglich zu behalten sind. Von hier zur Kirche Santa Annunziata. Vor derselben ein offnes Vestibül mit trefflichen Fresken; auch die unzähligen Capellen im Innern mit vorzüglichen Gemälden ausgeschmückt; große Reiterstatue auf dem Platze vor der Kirche, sowie 2 Fontänen von Bronze; dann zur Kirche San Marco; hierauf in San Lorenzo, eine gewaltige Kirche, die ich aber, schon übermüdet, nicht mehr genau besah. Von hier wanderte ich in die Gallerie Medici und erfreute mich an den dortigen Meisterwerken; Raphaels Fornarina erscheint mir fast als sein vorzüglichstes Bild; die beiden Venus von Tizian, wunderschön gemalt, aber zu wenig Ideal. Eine Madonna von Saffaferato mit blauem über den Kopf gelegten Gewande von außerordentlich schönem Ausdruck. Viele Carlo Dolci, Guido Reni, Rubens, etc. etc. nicht genug zu bewundern; ebenso die Statuen, von denen ich besonders diejenigen der Niobe Gruppe fleißig betrachtete, ebenso die Venus, den Ringer, den Apoll, den Faun mit den Becken. Ferner die Sarkophage, die Hermaphrodite und alle Bildwerke in diesem Raum. - Gegen 2 Uhr zum giardino di Boboli hinter dem Pallast Pitti, ein trefflicher großartig angelegter Garten mit dunkelsten Schattengängen

jedoch sehr einfacher Architektur. Der Platz kostet 3 [paul] (12 silbergroschen) aber freilich ein Stehplatz. Es wurden Akte aus Opern gegeben und zwar recht gut, dann ein Ballet, der Pirat, was mir in Anordnung und Ausführung sehr gefiel; die Hauptsolotänzerin war leider etwas zu lang, doch tanzte sie sehr gut. Costüm und Ausstattung sehr reich; erst um ½ 12 Uhr zu Hause. - Das Wetter ist bis jetzt im Ganzen vortrefflich zu nennen; ich habe noch nicht einmal Regen gehabt. - Blumenverkäuferinnen mit ihren großen Strohhüten; - schöne Equipagen; - treffliches Pflaster der Straßen, davon die vorzüglicheren mit Gas erleuchtet sind.

Donnerstag den 23ten October 1845. Spät aufgestanden und erst um 9 Uhr ausgegangen. Zuerst in die Kirche Santa Croce, die der reichen Grabdenkmale wegen mir sehr interressant war. Da war das Denkmal von Dante, von Michel Angelo, von Galilei, von Machiavell, von Alfieri und ein neueres von einem Grafen Stolberg, wenn ich nicht irre, was in Marmor ungemein schön und sinnreich ausgeführt war; überdieß herrliche Gemälde, die aber unmöglich zu behalten sind. Von hier zur Kirche Santa Annunziata. Vor derselben ein offnes Vestibül mit trefflichen Fresken; auch die unzähligen Capellen im Innern mit vorzüglichen Gemälden ausgeschmückt; große Reiterstatue auf dem Platze vor der Kirche, sowie 2 Fontänen von Bronze; dann zur Kirche San Marco; hierauf in San Lorenzo, eine gewaltige Kirche, die ich aber, schon übermüdet, nicht mehr genau besah. Von hier wanderte ich in die Gallerie Medici und erfreute mich an den dortigen Meisterwerken; Raphaëls Fornarina erscheint mir fast als sein vorzüglichstes Bild; die beiden Venus von Tizian, wunderschön gemalt, aber zu wenig Ideal. Eine Madonna von Saffaferato mit blauem über den Kopf gelegten Gewande von außerordentlich schönem Ausdruck. Viele Carlo Dolci, Guido Reni, Rubens, etc. etc. nicht genug zu bewundern; ebenso die Statuen, von denen ich besonders diejenigen der Niobe Gruppe fleißig betrachtete, ebenso die Venus, den Ringer, den Apoll, den Faun mit den Becken. Ferner die Sarkophage, die Hermaphrodite und alle Bildwerke in diesem Raum. - Gegen 2 Uhr zum giardino di Boboli hinter dem Pallast Pitti, ein trefflicher großartig angelegter Garten mit dunkelsten Schattengängen

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[117/0118] jedoch sehr einfacher Architektur. Der Platz kostet 3 paul (12 sgr) aber freilich ein Stehplatz. Es wurden Akte aus Opern gegeben d zwar recht gut, dann ein Ballet, der Pirat, was mir in Anordnung d Ausführung sehr gefiel; die Hauptsolotänzerin war leider etwas zu lang, doch tanzte sie sehr gut. Costüm d Ausstattung sehr reich; erst um ½ 12 Uhr zu Hause. - Das Wetter ist bis jetzt im Ganzen vortrefflich zu nennen; ich habe noch nicht einmal Regen gehabt. - Blumenverkäuferinnen mit ihren großen Strohhüten; - schöne Equipagen; - treffliches Pflaster der Straßen, davon die vorzüglicheren mit Gas erleuchtet sind. Donnerstag d 23ten Oct 1845. Spät aufgestanden und erst um 9 Uhr ausgegangen. Zuerst in d Kirche Sta Croce, die der reichen Grabdenkmale wegen mir sehr interressant war. Da war das Denkmal von Dante, von Michel Angelo, von Galilei, von Machiavell, von Alfieri d ein neueres v e Grafen Stolberg, wenn ich nicht irre, was in Marmor ungemein schön d sinnreich ausgeführt war; überdieß herrliche Gemälde, die aber unmöglich zu behalten sind. Von hier zur Kirche Sta Annunziata. Vor derselben ein offnes Vestibül mit trefflichen Fresken; auch die unzähligen Capellen im Innern mit vorzüglichen Gemälden ausgeschmückt; große Reiterstatue auf dem Platze vor der Kirche, sowie 2 Fontänen v Bronze; dann zur Kirche S Marco; hierauf in S Lorenzo, eine gewaltige Kirche, die ich aber, schon übermüdet, nicht mehr genau besah. Von hier wanderte ich in die Gallerie Medici d erfreute mich an d dortigen Meisterwerken; Raphaëls Fornarina erscheint mir fast als sein vorzüglichstes Bild; die beiden Venus v Tizian, wunderschön gemalt, aber zu wenig Ideal. Eine Madonna von Saffaferato mit blauem über d Kopf gelegten Gewande v außerordentlich schönem Ausdruck. Viele Carlo Dolci, Guido Reni, Rubens, etc. etc. nicht genug zu bewundern; ebenso die Statuen, von denen ich besonders diejenigen der Niobe Gruppe fleißig betrachtete, ebenso die Venus, den Ringer, den Apoll, den Faun mit d Becken. Ferner die Sarkophage, die Hermaphrodite d alle Bildwerke in diesem Raum. - Gegen 2 Uhr zum giardino di Boboli hinter d Pallast Pitti, ein trefflicher großartig angelegter Garten mit dunkelsten Schattengängen

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/118>, abgerufen am 25.11.2024.