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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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wieder tretbar machte. Gegen Sonnenuntergang lagen wir noch 1/4 Stunde vor der ziemlich bedeutenden Stadt Gallipolis auf europäischer Seite und fuhren dann in das Marmarameer hinaus; aber es ward so kalt, daß ich mich in die Cajüte retirirte und Tagebuch schrieb. - Abend Domino gespielt. -

Montag den 29ten September 1845. Als ich mit Sonnenaufgang auf das Deck kam, war es bitter kalt. Wir durchfurchten immer noch das Marmarameer und hatten rechts von uns im Nebel die Prinzen-Inseln, 3 bis 4 an der Zahl. In 2 Stunden aber konnte man schon einzelne Minarets von Stambul auftauchen sehen. Nun zeigte sich links ein Dorf mit der großen Pulverfabrik und weiterhin beinah am Anfang von Constantinopel das Castell Sanct Stefano . Mehr und mehr tauchte die gewaltige Stadt mit ihren Moscheen vor uns auf; jetzt hatten wir sie erreicht und fuhren in ziemlicher Entfernung vor ihr entlang. Welch ein Coloß! Eine zinnenbekrönte Mauer begränzte sie gegen das Meer. Von da ab erhob sie sich allmählich bis zu dem nicht allzubedeutenden Hochplateau des Terrain's; überall strebten die Kuppeln und Minarets der Moscheen riesenhaft hervor. Jetzt hatten wir das alte Serail erreicht; woneben die Sophien Moschee thronte, ein herrlicher Anblick inmitten der Pinien und Cypressen; jetzt bogen wir in den Bosporus ein, und wenn vorher die Stadt mich riesenhaft dünkte, so war der Anblick nun fast staunenerregend. Ein einziges ungeheures Amfitheater von Häusern und Kirchen und Pallästen lag vor uns; der Hafen, der eine tiefe Bucht des Bosporus bildet (das goldne Horn) lag vollgefüllt voll Schiffe; man konnte vor Masten die Häuser unten nicht sehen; 1000de von Barken wie Nußschalen belebten das Wasser. Links der neue gewaltige Pfortenpallast mit unzählbaren Fenstern; dann in Pera das prächtige russische Gesandtschafts Hotel und andere. Mit einem Lohnbedienten in Galata an das Land gerudert; durch Galata nach Pera hinaufgegangen in das Hotel der Madame Giuseppina Vitali; theure Zimmer pro 2 [Coll] per Tag der Mann. Nun angezogen und in's Bureau der preußischen Gesandtschaft, um Dr. Rosen aufzusuchen; hier nicht gefunden, aber bei dem Sekretär Testa 2 Briefe für mich von Lepsius, Wagner und von Riechers. Dann in die Wohnung von Rosen, den wir treffen. Nachher zum Gasthof und Dejeuner genommen. Rosen holt uns ab zu einem Spatziergang. Wir gehen wieder aus Pera heraus neben Kirchhöfen mit Cypressen nach dem Stadtheile von Galata, wo der hohe Galater Thurm, von den Genuesern gebaut, aufragt. Dann über die lan

wieder tretbar machte. Gegen Sonnenuntergang lagen wir noch ¼ Stunde vor der ziemlich bedeutenden Stadt Gallipolis auf europäischer Seite und fuhren dann in das Marmarameer hinaus; aber es ward so kalt, daß ich mich in die Cajüte retirirte und Tagebuch schrieb. - Abend Domino gespielt. -

Montag den 29ten September 1845. Als ich mit Sonnenaufgang auf das Deck kam, war es bitter kalt. Wir durchfurchten immer noch das Marmarameer und hatten rechts von uns im Nebel die Prinzen-Inseln, 3 bis 4 an der Zahl. In 2 Stunden aber konnte man schon einzelne Minarets von Stambul auftauchen sehen. Nun zeigte sich links ein Dorf mit der großen Pulverfabrik und weiterhin beinah am Anfang von Constantinopel das Castell Sanct Stefano . Mehr und mehr tauchte die gewaltige Stadt mit ihren Moscheen vor uns auf; jetzt hatten wir sie erreicht und fuhren in ziemlicher Entfernung vor ihr entlang. Welch ein Coloß! Eine zinnenbekrönte Mauer begränzte sie gegen das Meer. Von da ab erhob sie sich allmählich bis zu dem nicht allzubedeutenden Hochplateau des Terrain’s; überall strebten die Kuppeln und Minarets der Moscheen riesenhaft hervor. Jetzt hatten wir das alte Serail erreicht; woneben die Sophien Moschee thronte, ein herrlicher Anblick inmitten der Pinien und Cypressen; jetzt bogen wir in den Bosporus ein, und wenn vorher die Stadt mich riesenhaft dünkte, so war der Anblick nun fast staunenerregend. Ein einziges ungeheures Amfitheater von Häusern und Kirchen und Pallästen lag vor uns; der Hafen, der eine tiefe Bucht des Bosporus bildet (das goldne Horn) lag vollgefüllt voll Schiffe; man konnte vor Masten die Häuser unten nicht sehen; 1000de von Barken wie Nußschalen belebten das Wasser. Links der neue gewaltige Pfortenpallast mit unzählbaren Fenstern; dann in Pera das prächtige russische Gesandtschafts Hôtel und andere. Mit einem Lohnbedienten in Galata an das Land gerudert; durch Galata nach Pera hinaufgegangen in das Hôtel der Madame Giuseppina Vitali; theure Zimmer pro 2 [Coll] per Tag der Mann. Nun angezogen und in’s Bureau der preußischen Gesandtschaft, um Dr. Rosen aufzusuchen; hier nicht gefunden, aber bei dem Sekretär Testa 2 Briefe für mich von Lepsius, Wagner und von Riechers. Dann in die Wohnung von Rosen, den wir treffen. Nachher zum Gasthof und Dejeuner genommen. Rosen holt uns ab zu einem Spatziergang. Wir gehen wieder aus Pera heraus neben Kirchhöfen mit Cypressen nach dem Stadtheile von Galata, wo der hohe Galater Thurm, von den Genuesern gebaut, aufragt. Dann über die lan

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[105/0106] wieder tretbar machte. Gegen Sonnenuntergang lagen wir noch ¼ Stunde vor der ziemlich bedeutenden Stadt Gallipolis auf europ Seite und fuhren dann in das Marmarameer hinaus; aber es ward so kalt, daß ich mich in d Cajüte retirirte d Tagebuch schrieb. - Abend Domino gespielt. - Montag d 29ten Sept 1845. Als ich mit Sonnenaufgang auf d Deck kam, war es bitter kalt. Wir durchfurchten immer noch das Marmarameer d hatten rechts von uns im Nebel die Prinzen-Inseln, 3 bis 4 an d Zahl. In 2 Stunden aber konnte man schon einzelne Minarets v Stambul auftauchen sehen. Nun zeigte sich links ein Dorf mit d großen Pulverfabrik d weiterhin beinah am Anfang v Const das Castell St Stefano . Mehr d mehr tauchte die gewaltige Stadt mit ihren Moscheen vor uns auf; jetzt hatten wir sie erreicht d fuhren in zieml Entfernung vor ihr entlang. Welch ein Coloß! Eine zinnenbekrönte Mauer begränzte sie gegen d Meer. Von da ab erhob sie sich allmählich bis zu dem nicht allzubedeutenden Hochplateau des Terrain’s; überall strebten die Kuppeln d Minarets der Moscheen riesenhaft hervor. Jetzt hatten wir das alte Serail erreicht; woneben die Sophien Moschee thronte, ein herrlicher Anblick inmitten der Pinien d Cypressen; jetzt bogen wir in den Bosporus ein, d wenn vorher d Stadt mich riesenhaft dünkte, so war d Anblick nun fast staunenerregend. Ein einziges ungeheures Amfitheater v Häusern d Kirchen d Pallästen lag vor uns; der Hafen, der eine tiefe Bucht des Bosporus bildet (das goldne Horn) lag vollgefüllt voll Schiffe; man konnte vor Masten die Häuser unten nicht sehen; 1000de v Barken wie Nußschalen belebten d Wasser. Links der neue gewaltige Pfortenpallast mit unzählbaren Fenstern; dann in Pera das prächtige russ Gesandtsch Hôtel d andere. Mit e Lohnbedienten in Galata an d Land gerudert; durch Galata nach Pera hinaufgegangen in d Hôtel der Mde Giuseppina Vitali; theure Zimmer pro 2 Coll per Tag der Mann. Nun angezogen d in’s Bureau der preuß Gesandtschaft, um Dr. Rosen aufzusuchen; hier nicht gefunden, aber bei dem Sekretär Testa 2 Briefe für mich von Leps, Wagner d v Riechers. Dann in d Wohnung v Rosen, den wir treffen. Nachher z Gasthof d Dejeuner genommen. Rosen holt uns ab zu e Spatziergang. Wir gehen wieder aus Pera heraus neben Kirchhöfen mit Cypressen nach d Stadtheile v Galata, wo der hohe Galater Thurm, v d Genuesern gebaut, aufragt. Dann über die lan

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/106>, abgerufen am 24.11.2024.