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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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wimmelt von Menschen und Sachen. Endlich öffnet der Cerberus die Thore und 20 Barkenführer strömen herein. Wir trennen uns von unserm alten Zeltgefährten Berlioz und fahren heitren Muthes die lange Strecke von der Quaranthaine bis zur Stadt zwischen den unzähligen Schiffen des Hafens hindurch; komische Köpfe an den Schiffsschnäbeln; Flaggen; sehr viel griechische Fahrzeuge. Im Hotel von Mille eingekehrt, was ganz neu und noch nicht ganz vollendet ist; wir sind die ersten Fremden. Der Dragoman unsres Consuls Pezzer, der sich nachher uns zugleich als Fremdenführer zeigt, Namens Raphael Uziel, ein Jude, bietet sich sogleich an als Führer. Zuerst mit ihm über den Bazar gegangen. Feigenbereiter; höchst interessant; 100te von Männern, Weibern, Kindern in Reihen und Kreisen um große Haufen von getrockneten Feigen gesetzt und diese auslesend, ordnend in Schachteln packend; Kinder, die die Schachteln nageln, signiren; ein eigner Theil des Bazars ist für dieses Geschäft, was vorzüglich durch englische Kaufleute betrieben wird. Wohl 8 Tagereisen weit kommen die an der Sonne getrockneten Feigen auf unzähligen Kameelen Tag für Tag aus dem Innern des Landes; hier werden sie abgeladen, gesondert, gepackt und erst nachdem sie etwa 2 Monat in den Schachteln gelegen, erhalten sie die Überzuckerung, die von selbst erfolgt. Ganz ähnlich ist es mit den Rosinen und Corinthen, die zu dieser Zeit eine ähnliche Anzahl Menschen beschäftigen. Dieser Fruchthandel geht in das Großartige; der Hafen ist voll von Schiffen, die sie in alle Weltgegenden fahren; dann über den Detail-Frucht Bazar, der von frischen Früchten aller Art strotzt, besonders aber ausgezeichnete Melonen, in den Hauptbazar; dort ein Stück Seidenzeug aus Brussa gekauft, ferner Handschuhe und zu einem persischen Händler, wo ich 2 Westen und 1 Schaal kaufe. - Nach unserm Dejeuner kommt Herr Uziel wieder und wir nehmen Pferde (Georgi den Esel von Herrn Pezzer) und reiten durch die Stadt um das südliche Cypressenwäldchen (ein türkischer Friedhof) hinauf auf die Schloßhöhe; antiker Kopf vor dem Eingange eingemauert, darunter ausgebrochene Venetianische Inschrift. Die Castellmauern alt verfallen; der Hof wüst und öde; unterirdischer Pfeilersaal, von dem aus ein Gang in die Stadt laufen soll. Kleine ruinirte Moschee in der Mitte des Platzes. Die großartige Aussicht auf ganz Smyrna und den Golf von hier aus bewundert; die Brandstätte von hier aus in ihrem ganzen Umfange geschaut. - Wir beschließen von hier aus, da wir einmal die Pferde haben, noch nach dem 1 1/2 Stunden entfernten Burnaba zu reiten.

wimmelt von Menschen und Sachen. Endlich öffnet der Cerberus die Thore und 20 Barkenführer strömen herein. Wir trennen uns von unserm alten Zeltgefährten Berlioz und fahren heitren Muthes die lange Strecke von der Quaranthaine bis zur Stadt zwischen den unzähligen Schiffen des Hafens hindurch; komische Köpfe an den Schiffsschnäbeln; Flaggen; sehr viel griechische Fahrzeuge. Im Hôtel von Mille eingekehrt, was ganz neu und noch nicht ganz vollendet ist; wir sind die ersten Fremden. Der Dragoman unsres Consuls Pezzer, der sich nachher uns zugleich als Fremdenführer zeigt, Namens Raphael Uziel, ein Jude, bietet sich sogleich an als Führer. Zuerst mit ihm über den Bazar gegangen. Feigenbereiter; höchst interessant; 100te von Männern, Weibern, Kindern in Reihen und Kreisen um große Haufen von getrockneten Feigen gesetzt und diese auslesend, ordnend in Schachteln packend; Kinder, die die Schachteln nageln, signiren; ein eigner Theil des Bazars ist für dieses Geschäft, was vorzüglich durch englische Kaufleute betrieben wird. Wohl 8 Tagereisen weit kommen die an der Sonne getrockneten Feigen auf unzähligen Kameelen Tag für Tag aus dem Innern des Landes; hier werden sie abgeladen, gesondert, gepackt und erst nachdem sie etwa 2 Monat in den Schachteln gelegen, erhalten sie die Überzuckerung, die von selbst erfolgt. Ganz ähnlich ist es mit den Rosinen und Corinthen, die zu dieser Zeit eine ähnliche Anzahl Menschen beschäftigen. Dieser Fruchthandel geht in das Großartige; der Hafen ist voll von Schiffen, die sie in alle Weltgegenden fahren; dann über den Detail-Frucht Bazar, der von frischen Früchten aller Art strotzt, besonders aber ausgezeichnete Melonen, in den Hauptbazar; dort ein Stück Seidenzeug aus Brussa gekauft, ferner Handschuhe und zu einem persischen Händler, wo ich 2 Westen und 1 Schaal kaufe. - Nach unserm Dejeuner kommt Herr Uziel wieder und wir nehmen Pferde (Georgi den Esel von Herrn Pezzer) und reiten durch die Stadt um das südliche Cypressenwäldchen (ein türkischer Friedhof) hinauf auf die Schloßhöhe; antiker Kopf vor dem Eingange eingemauert, darunter ausgebrochene Venetianische Inschrift. Die Castellmauern alt verfallen; der Hof wüst und öde; unterirdischer Pfeilersaal, von dem aus ein Gang in die Stadt laufen soll. Kleine ruinirte Moschee in der Mitte des Platzes. Die großartige Aussicht auf ganz Smyrna und den Golf von hier aus bewundert; die Brandstätte von hier aus in ihrem ganzen Umfange geschaut. - Wir beschließen von hier aus, da wir einmal die Pferde haben, noch nach dem 1 ½ Stunden entfernten Burnaba zu reiten.

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[101/0102] wimmelt v Menschen d Sachen. Endlich öffnet d Cerberus die Thore d 20 Barkenführer strömen herein. Wir trennen uns v unserm alten Zeltgefährten Berlioz d fahren heitren Muthes die lange Strecke v d Quar bis zur Stadt zwischen den unzähligen Schiffen des Hafens hindurch; komische Köpfe an den Schiffsschnäbeln; Flaggen; sehr viel griech Fahrzeuge. Im Hôtel v Mille eingekehrt, was ganz neu d noch nicht ganz vollendet ist; wir sind die ersten Fremden. Der Dragoman unsres Consuls Pezzer, der sich nachher uns zugl als Fremdenführer zeigt, Namens Raphael Uziel, ein Jude, bietet sich sogleich an als Führer. Zuerst mit ihm über den Bazar gegangen. Feigenbereiter; höchst interessant; 100te v Männern, Weibern, Kindern in Reihen d Kreisen um große Haufen v getrockneten Feigen gesetzt d diese auslesend, ordnend in Schachteln packend; Kinder, die die Schachteln nageln, signiren; ein eigner Theil des Bazars ist für dieses Geschäft, was vorzügl durch engl Kaufleute betrieben wird. Wohl 8 Tagereisen weit kommen die an d Sonne getrockneten Feigen auf unzähligen Kameelen Tag für Tag aus d Innern des Landes; hier werden sie abgeladen, gesondert, gepackt d erst nachdem sie etwa 2 Monat in den Schachteln gelegen, erhalten sie die Überzuckerung, die v selbst erfolgt. Ganz ähnlich ist es mit den Rosinen d Corinthen, die zu dieser Zeit eine ähnliche Anzahl Menschen beschäftigen. Dieser Fruchthandel geht in das Großartige; d Hafen ist voll v Schiffen, die sie in alle Weltgegenden fahren; dann über den Detail-Frucht Bazar, der v frischen Früchten aller Art strotzt, besonders aber ausgezeichnete Melonen, in den Hauptbazar; dort ein Stück Seidenzeug aus Brussa gekauft, ferner Handschuhe d zu einem persischen Händler, wo ich 2 Westen d 1 Schaal kaufe. - Nach unserm Dejeuner kommt H Uziel wieder d wir nehmen Pferde (Georgi d Esel v H Pezzer) d reiten durch die Stadt um das südl Cypressenwäldchen (e türk Friedhof) hinauf auf d Schloßhöhe; antiker Kopf vor d Eingange eingemauert, darunter ausgebrochene Venetianische Inschrift. Die Castellmauern alt verfallen; der Hof wüst d öde; unterird Pfeilersaal, von dem aus e Gang in d Stadt laufen soll. Kl ruinirte Moschee in d Mitte d Platzes. Die großartige Aussicht auf ganz Smyrna d d Golf v hier aus bewundert; die Brandstätte v hier aus in ihrem ganzen Umfange geschaut. - Wir beschließen v hier aus, da wir einmal die Pferde haben, noch nach dem 1 ½ St entfernten Burnaba zu reiten.

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/102>, abgerufen am 24.11.2024.