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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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kommen wir heut noch nach Kartass oder Kardassi. Ein offnes Tempelchen steht auf der Höhe der Berge; ein wenig unterhalb legen wir an, wo Sandsteinbrüche befindlich. Noch am Abend besichtigen wir diese und finden eine kleine Kapelle darin ausgehauen mit etwa 53 griechischen Gedenktäfelchen umgeben. Auf dem Wege Abentheuer mit einem Berber, der gegen Lepsius sein Messer zog als dieser ihn prügelte, weil er nicht weggehen wollte; wir jagten ihn nachher durch Steinwürfe in die Flucht. Ich besah noch mit Ernst und Max den südlichen offnen Tempel ohne Inschrift und ging dann zur Barke zurück, wohin uns bald Lepsius un Abeken nachkam. - Heut Abend ist Vollmond und eine köstliche Helle ringsum verbreitet; besonders sein Glanz über dem Wasser ist schön. -

Mittwoch den 8ten November 1843. Der Vormittag vergeht uns heut noch bei den griechischen Inschriften der Kapelle in den Steinbrüchen von Kartass, die sämmtlich abgeklatscht werden. Dann besehen wir noch ein wenig flußaufwärts eine bedeutende Ummauerung, die mir einen Tempel umschlossen zu haben scheint; der untere Theil eines Thores steht noch mitten darin; die Mauer hat Vorsprünge und Ecken, thurmartige Ausbuchtungen, die Lepsius auf die Idee führen, es sei hier vielleicht ein befestigtes Lager gewesen. Berber, die hier ihre armseligen , aber reinlich gebauten Lehmhütten haben, begleiten uns mit Flinten , Spießen und ihren breiten Berberschwertern und Dolchmessern wohl bewaffnet; das Volk scheint viel furchtloser und tüchtiger als die Fellahs Egyptens! - Nach dieser Ausflucht kehren wir zur Barke zurück, essen zu Mittag und fahren dann aufwärts bis Tafa, wo wir landen, um 2 kleine späte unbeschriebene Tempelchen und merkwürdige kleine Ummauerungen zu besichtigen, deren Mauern conkav von massiven Sandsteinen gearbeitet sind. Wir konnten mit Bestimmtheit keinen Zugang in denselben auffinden, wenigstens sicher nicht von der Flußseite; es ist schwer zu sagen, was der Zweck dieser Baulichkeiten sein mag. In Tafa (Taphis) wieder viel Berberisches Volk, jung und alt, bewaffnet und unbewaffnet; wir bewunderten eine Art roher Zitther von circa 5 Saiten, die mit einem Lederstreifchen gespielt wird, nicht mit den Fingern. Dicht oberhalb Taphis durchbricht wieder eine mächtige Granitkette den Sandstein; in großartigen Formen engt sie den Nil ein und bildet wohl eine Stunde lang kleine Katarakten, durch deren Rauschen und Wirbel wir mit gutem Winde hinfahren. - Die vergangene

kommen wir heut noch nach Kartass oder Kardassi. Ein offnes Tempelchen steht auf der Höhe der Berge; ein wenig unterhalb legen wir an, wo Sandsteinbrüche befindlich. Noch am Abend besichtigen wir diese und finden eine kleine Kapelle darin ausgehauen mit etwa 53 griechischen Gedenktäfelchen umgeben. Auf dem Wege Abentheuer mit einem Berber, der gegen Lepsius sein Messer zog als dieser ihn prügelte, weil er nicht weggehen wollte; wir jagten ihn nachher durch Steinwürfe in die Flucht. Ich besah noch mit Ernst und Max den südlichen offnen Tempel ohne Inschrift und ging dann zur Barke zurück, wohin uns bald Lepsius un Abeken nachkam. - Heut Abend ist Vollmond und eine köstliche Helle ringsum verbreitet; besonders sein Glanz über dem Wasser ist schön. -

Mittwoch den 8ten November 1843. Der Vormittag vergeht uns heut noch bei den griechischen Inschriften der Kapelle in den Steinbrüchen von Kartass, die sämmtlich abgeklatscht werden. Dann besehen wir noch ein wenig flußaufwärts eine bedeutende Ummauerung, die mir einen Tempel umschlossen zu haben scheint; der untere Theil eines Thores steht noch mitten darin; die Mauer hat Vorsprünge und Ecken, thurmartige Ausbuchtungen, die Lepsius auf die Idee führen, es sei hier vielleicht ein befestigtes Lager gewesen. Berber, die hier ihre armseligen , aber reinlich gebauten Lehmhütten haben, begleiten uns mit Flinten , Spießen und ihren breiten Berberschwertern und Dolchmessern wohl bewaffnet; das Volk scheint viel furchtloser und tüchtiger als die Fellahs Egyptens! - Nach dieser Ausflucht kehren wir zur Barke zurück, essen zu Mittag und fahren dann aufwärts bis Tafa, wo wir landen, um 2 kleine späte unbeschriebene Tempelchen und merkwürdige kleine Ummauerungen zu besichtigen, deren Mauern conkav von massiven Sandsteinen gearbeitet sind. Wir konnten mit Bestimmtheit keinen Zugang in denselben auffinden, wenigstens sicher nicht von der Flußseite; es ist schwer zu sagen, was der Zweck dieser Baulichkeiten sein mag. In Tafa (Taphis) wieder viel Berberisches Volk, jung und alt, bewaffnet und unbewaffnet; wir bewunderten eine Art roher Zitther von circa 5 Saiten, die mit einem Lederstreifchen gespielt wird, nicht mit den Fingern. Dicht oberhalb Taphis durchbricht wieder eine mächtige Granitkette den Sandstein; in großartigen Formen engt sie den Nil ein und bildet wohl eine Stunde lang kleine Katarakten, durch deren Rauschen und Wirbel wir mit gutem Winde hinfahren. - Die vergangene

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/72>, abgerufen am 23.11.2024.